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Award / Auszeichnung | 10/2023

Architekturpreis Ostwestfalen-Lippe 2023

Hotel Annenhof

DE-32657 Lemgo, Breite Straße 10

Auszeichnung

b44 architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    2.020m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 03/2019
    Fertigstellung: 09/2021

Projektbeschreibung

Im Jahr 2018 beschließt die Stadt Lemgo, das bis dahin öffentlich genutzte Gebäude der Alten Abtei zusammen mit einem, ebenfalls in ihrem Besitz befindlichen Nebengebäude zu veräußern. In einem Bieterverfahren soll ein Käufer gefunden werden, der hier ein neues Altstadthotel errichtet. Im Zuge des Bewerbungsverfahrens war bereits ein entsprechender Vorentwurf gefordert mit der Verpflichtung, diesen innerhalb einer bestimmten Frist zu realisieren.
Bereits im Jahr 2019 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und das neue Hotel nach einer coronabedingten Unterbrechung der Bauphase im November 2021 eröffnet.

Das vorhandene Nebengebäude auf der Nordseite wurde vollständig abgerissen und durch einen dreigeschossigen, traufständigen Neubau ersetzt, der sich seinem hochkarätigen Nachbarn durch schlichte Materialität und Formensprache gebührend unterordnet. Die Fassade ist als schlichte Putzfassade ausgeführt, die geschlossenen Wandbereiche im Erdgeschoss mit einer Cortenstahlbekleidung versehen. Nahezu flächenbündig eingesetzte Fensterelemente sind auch in den angrenzenden Fachwerkhäusern vorherrschend, durch die zurückgesetzten Fensterflügel entstehende Eckverglasungen vermitteln eine Reminiszenz an historische „Utluchten“ und gewähren dem Hotelgast reizvolle Ausblicke in den historischen Straßenraum. Der rückwärtige, zweigeschossige Ostflügel mit Flachdach schiebt sich nach Süden hin in den historischen Abteigarten und bildet gleichzeitig eine ausdruckstarke nördliche Begrenzung des hinteren Gartenbereichs. Durch die Aufständerung dieses Gebäudeteils entstehen hier ein Teil der geforderten Stellplätze des Hotels.

Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes befindet sich die Reception des Hotels. Der hier, an der transparent ausgebildeten Fuge und dem Übergang zum Altbau befindliche Aufzug übernimmt die barrierefreie Erschließung beider Gebäudeteile, wodurch die baulichen Eingriffe in das Denkmal stark reduziert werden konnten. Im Sockelgeschoss Alten Abtei befindet sich der Frühstücksbereich mit vorgelagerter Frühstücksterrasse auf der Abteigartenseite. Während im Neubau insgesamt 30 individuell gestaltete Hotelzimmer untergebracht sind, sollen in den historischen Räumen des Altbaus großzügig gestaltete Business-Appartements entstehen welche sich in die historische Baustruktur ohne große baulicher Veränderung integrieren lassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erweiterung des bestehenden Hotels Annenhof in der Lemgoer Innenstadt durch einen Neubau ergänzt die örtliche Straßenflucht und den historischen Kontext in einer überzeugenden Maßstäblichkeit. Er beinhaltet im Erdgeschoss den Empfang des Hotels sowie die barrierefreie Erschließung für Alt- und Neubau und im Obergeschoss neue Zimmer. Durch eine zurückhaltende Materialwahl fügt sich der Neubau mit ortstypischer Putzfassade jedoch mit einer modern interpretierten Sockelfassade in Cortenstahl gekonnt in die Umgebungsbebauung ein. Der Anschluss an den Altbau wird sensibel mittels einer zurückspringenden Glasfuge erreicht. Die spätere Nutzung des historischen Nachbargebäudes als Hotel ist Teil der Planung - der Neubau schafft die Möglichkeit den historischen Bestand nach heutigen Anforderungen zu nutzen.
Die Reste der alten Stadtmauer im hinteren Hofbereich definieren den Standort für einen neuen Zimmerriegel, welcher über der Mauer zu schweben scheint. Die notwendigen Stellplätze werden geschickt hinter der Mauer und unter dem Riegel vor Blicken geschützt. Der aufgeständerte Riegel in Holzbauweise verstärkt die Fassung des Innenhofes mit seiner historischen, heute als Café genutzten Remise und dem Altbau des Hotels. Durch die Verdichtung entsteht ein gefasster Innenhof mit besonderer Aufenthaltsqualität. Hier überzeugen klare Detaillierung und Konstruktion des Neubaus in Holzbauweise im Kontrast zum historischen Kontext.
Der Kontext der Materialität spielt gekonnt mit Alt und Neu. Der Innenausbau ist in wohl-tuenden warmen Materialien gewählt. Holz, Beton und Stoffe sind angenehm aufeinander abgestimmt. Der hochwertige Innenausbau der Zimmer mit örtlichem Materialbezug kann nur lobend hervorgerufen werden. Auch der Frühstücksraum in Souterrain des Altbaus spielt gekonnt mit den Gegebenheiten der alten Betondecken. Durch die Detaillierung und Materialwahl entsteht hier ein Ort mit besonderer Atmosphäre. Das Hotel Annenhof schafft es, zwischen den unterschiedlichen Baustilen der Altstadt von Lemgo zu vermitteln, ohne jedoch zu laut zu wirken und kann als attraktives Vorbild für weitere Ergänzungen im Stadtbild stehen.