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Award / Auszeichnung | 07/2023

BIM-Preis Bayern 2023 für digitales Planen und Bauen

Ersatzneubau München Klinik Harlaching

DE-81545 München, Sanatoriumspl. 2

Gewinner | Digitale Kooperation

Preisgeld: 5.000 EUR

Telluride Architektur

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gesundheitswesen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Im Bau

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2021

Projektbeschreibung

Der Ersatzneubau der München Klinik Harlaching ist ein integraler Bestandteil eines der größten Zukunftsprojekte im Gesundheitsbereich Deutschlands. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Prof. Dr.-Ing. Vogt entsteht ein kompakter Neubau, der die Bestandsgebäude ersetzt und die verschiedenen Zentren unter einem Dach vereint. Dadurch entsteht eine moderne Infrastruktur, die einen höheren Patientenkomfort bietet sowie attraktive Arbeitsplätze für das Klinikpersonal schafft. Mit kurzen Wegen und effizienten medizinischen Prozessen wird eine optimale Versorgung gewährleistet.

Der Entwurf wird den strengen Vorgaben des Grundstücks gerecht. Durch geschickte Platzierung der großen Baumasse entsteht ein Gebäude mit ausgewogenen Proportionen, das zugleich die vorgegebenen Höhenbeschränkungen für Hochhäuser einhält.

Um eine ausreichende Belichtung der tiefen Sockelzone zu gewährleisten, wird Tageslicht über Lichthöfe in das Innere des Gebäudes geführt. Basierend auf der Anforderung, zwei Doppelstationen auf einem Geschoss zu platzieren, wurden zwei nebeneinander liegende Pflegebereiche entwickelt, die großzügige, würfelförmige Einheiten mit Innenhöfen bilden.

Der Haupteingang des neuen Klinikgebäudes orientiert sich zum Sanatoriumsplatz und wird zu einem attraktiven Treffpunkt für Anwohner:innen und Nutzer:innen. Der Eingang öffnet sich mit einer großzügigen Fassadenfläche über einen leicht zurückgesetzten Bereich und führt Patient:innen und Besucher:innen in die einladende Eingangshalle.

Die Magistrale fungiert als Hauptachse des Klinikgebäudes und erstreckt sich von der Eingangshalle aus. Sie bildet das Rückgrat des Hauses und führt zu den beiden zentralen Aufzugsgruppen. Von dort aus erfolgt eine Trennung in einen internen/stationären Bereich und einen öffentlichen/nicht stationären Bereich, um die unterschiedlichen Patient:innengruppen sowie Besucher:innen voneinander zu separieren.

Nach Fertigstellung des Ersatzneubaus wird der Bestand abgebrochen und die Fläche rekultiviert. Ein weiterer Ausbau der Klinik wird durch die Fortführung der Masterplanung geprüft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein Teil des Städtischen Klinikums in München-Harlaching wird aufgrund veralteter baulicher Bestandsstrukturen durch einen von Telluride Architektur geplanten und realisierten Neubau ersetzt. In diesem Neubau befinden sich unterschiedliche medizinische Bereiche bis hin zu Operationssälen, aber auch Patientenzimmer verschiedener Kategorien für Kassenpatienten und Selbstzahler. Eine Besonderheit des Projekts ist, dass der Klinikbetrieb rund um die Baustelle während der Bauzeit vollständig aufrechtzuerhalten ist.

Auch wenn der Bauherr nicht darauf bestand: Für die Architekten, die übrigens alle ihre Projekte standardmäßig mit der BIM-Planungsmethode umsetzen, war von Anfang an klar, BIM auch hier einzusetzen. Die Gründe hierfür sind leicht nachzuvollziehen: die Komplexität des Bauvorhabens, die höhere Effizienz, mehr Planungs- und Kostensicherheit sowie die Möglichkeit, Entscheidungen schneller treffen zu können. Diese Punkte sind für das Projekt essenziell. Schließlich handelt es sich um ein hochtechnisiertes Gebäude mit einer Vielzahl unterschiedlichster Anforderungen, die eine enge Kooperation zwischen den Fachbereichen Objektplanung, Tragwerksplanung, Medizintechnik, HLS- und Elektroplanung erfordern. Da es keine Vorgaben seitens der Bauherrschaft gab (z. B. Auftraggeber-Informations-Anforderungen), entwickelten die Architekten die digitale Struktur des Projekts eigenverantwortlich.

Den Anfang bildete das digitale Raumbuch (Revit), das die Architekten während der Grundlagenermittlung aus dem Raum- und Funktionsprogramm entwickelten. Sämtliche Anforderungen an die medizinischen Bereiche, an die Ausstattung bzw. Eigenschaften der Räume wurden anschließend im Lauf der Planung definiert. Das digitale Raumbuch ist heute in Echtzeit mit dem 3D-BIM-Modell synchronisiert und ermöglicht so die Attributierung der Raumobjekte im digitalen Zwilling.

Aufgrund der hohen Komplexität des Bauvorhabens nutzen die Fachbereiche Tragwerksplanung, HLS- und Elektroplanung je ein separates 3D-Modell. Ein Austausch von Zwischenständen (Datadrops) findet in festgelegten Zeitintervallen punktuell mittels IFC-Schnittstelle statt, während die Kollisionsfreiheit der Modelle laufend in der Autorensoftware überprüft wird. Die BIM-Modelle dienen sowohl als Datenträger als auch als Planungs-, Koordinations- und Entscheidungsgrundlage. Hinzu kommt eine modellbasierte Kostenverfolgung über alle Leistungsphasen sowie die geometrische Überprüfung der Qualität des Koordinationsmodells.

Eine wesentlich engere Abstimmung ist mit der Medizintechnik notwendig. Hier kommt daher eine cloudbasierte Lösung zum Einsatz, die die gleichzeitige Bearbeitung von Modelldaten sowie raum- und bauteilbezogenen Informationen in Echtzeit durch mehrere Nutzer erlaubt. Diese Arbeitsweise prägte auch die Anfangsphase des Projekts, als das Münchener Büro die Planung gemeinsam mit Bürokollegen aus Düsseldorf entwickelte.

Der Ersatzneubau der München Klinik Harlaching ist außerdem ein BIM2field-Pilotprojekt, in dessen Rahmen die Architekten die Implementierung von BIM auf der Baustelle testen. Konkret erfolgt dies über eine Software für Augmented Reality (GAMMA AR) und IFC-Schnittstellen. Nachdem der erste AR-Einsatz erfolgreich ablief, um beispielsweise Mängel auf der Baustelle zu identifizieren, testen die Architekten inzwischen AR-Softwares anderer Hersteller, um die im Büro bisher ohnehin schon weit verbreiteten Einsatzbereiche von BIM weiter auszubauen.

War der Bauherr anfangs noch BIM-skeptisch, so ist er heute – nicht zuletzt durch das beispielhafte Engagement der Architekten in der digitalen Kooperation aller Planungsbeteiligten – weitaus offener und erkennt mehr und mehr die Vorteile von BIM als Planungsmethode für zukünftige Projekte.