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Award / Auszeichnung | 09/2023

Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 BDA Kreisgruppe Freiburg - Breisgau - Hochschwarzwald

TINA flexibles Büro- und Wohngebäude

DE-79206 Breisach am Rhein, An der Alten Weberei 6

Auszeichnung

STUDIO SOZIA Calavetta Häberle Architekten PartGmbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    835m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2021
    Fertigstellung: 09/2022

Projektbeschreibung

Grundkonzept
Aufgrund geringer Bodenreserven und damit einhergehender stark steigender Bodenpreise im Großraum Freiburg erwarb unsere Auftraggeberin anstelle des gewünschten Mehrfamilienhausgrundstücks ein knapp 85 % günstigeres Gewerbegrundstück. Als Antwort auf diese, national nicht unübliche Ambivalenz, entwickelten wir die Idee ein Bürogebäude zu entwerfen, welches bei einer zukünftigen Anpassung des Flächennutzungsplans mit wenigen Eingriffen auf Ausbauebene zu einer variablen Anzahl an Wohnungen umgebaut werden kann.
Städtebau
In Anlehnung an die Grundstücksgeometrie sowie die zukünftige, punktuelle Umgebungsbebauung des neuen Gewerbegebiets wurde ein freistehender, dreigeschossiger Solitär entwickelt.
Um langfristig flexible Büro- und Wohnungsgrößen, auch über das eigentliche Geschoss hinaus und somit auch eine spätere Trennung der aktuell geplanten zwei Nutzungseinheiten in drei zu ermöglichen, wurde eine außenliegende Erschließung im Nordosten, der Erschließungsstraße zugewandt, integriert. Das auskragende, halbrunde Treppenpodest bricht die klare Geometrie des Volumens, markiert die Zugänge zu den einzelnen Nutzungseinheiten und dient als Kommunikator in den umgebenden Stadtraum. Die barrierefreie Erschließung erfolgt ebenfalls von außen über einen Durchlade-Aufzug an der Nordfassade.
Funktionales Konzept
Mit einem 5 x 5 Meter Tragraster transformiert sich das Gebäude von der geschlossenen Wandscheibe im Norden, über eine freistehende Wandscheibe im Zentrum, hin zu einer offenen Stützenstruktur im Süden mit angrenzendem, großzügigem Außenbereich. Durch diese strukturelle Transformation konnte, trotz der hohen statischen Anforderungen der Erdbebenzone, eine ressourceneffiziente, langlebige Tragstruktur geschaffen werden, welche gleichzeitig maximale Flexibilität in der Nutzung und Zonierung ermöglicht.
Räumliches Konzept
Kohärent zum funktionalen Konzept sind die dienenden Räume wie Toiletten, Lager und Technik an der geschlossenen Nordwand untergebracht. Alle Arbeitsbereiche sind um das Herzstück der Küche, als kommunikativer Ort des Austauschs, orientiert. Die Außenbereiche im Süden dienen zu Erholung, zum informellen Austausch und als temporärer Arbeitsplatz.
Ausdruck
Der konzeptionelle Leitgedanke der Transformation spiegelt sich auch in der Fassadengestaltung wider. Während die Nordfassade mit einer hinterlüfteten Trapezblechfassade komplett opak erscheint, öffnen sich West- und Ostfassade mit großflächigen Fensterelementen von 2,5 x 3,0 Meter in die Umgebung. Den Abschluss und die zweite physische Schnittstelle zum Außenraum bilden die über die gesamte Gebäudebreite ausgebildeten Südbalkone und die Terrasse.
Visuell werden die Gebäudezonen durch die fortlaufenden horizontalen Fassadenbänder, welche zugleich den textilen Sonnenschutz aufnehmen, verbunden. Inspiriert durch den gewerblichen Kontext, sind alle Bauteile des Gebäudes in Industriequalität geplant und der Innenraum als veredelter Rohbau ausgeführt. Dem gegenüber tritt der für Gewerbegebiete untypisch hohe Glasanteil der Fassade. Diese soll, kuratiert durch die Nutzung im Inneren, eine Kommunikation und eine Belebung des umgebenden Gewerbegebiets erzeugen.
Das Gebäude sieht sich durch die, im Erdbebengebiet statisch benötigte, massive Bauweise und den flexibel und barrierefrei nutzbaren Grundriss, als funktional nachhaltiges und zukunftsorientiertes Gebäude. Mit besonderem Augenmerk auf das Entflechtungspotenzial der Konstruktion kann die Fassade auch bei zukünftig geänderten Anforderungen mühelos auf aktuellen Stand ertüchtigt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude in einem Gewerbegebiet wurde zweigleisig geplant, theoretisch wäre eine Umnutzung zu privatem Wohnraum möglich. Die Bauaufgabe eines mehrgeschossigen Büroraums für unterschiedliche Unternehmen ist vergleichsweise einfach gelöst. Zugleich finden sich schöne Details in der Öffnung des Gebäudes, aber auch im Spiel zwischen offenen und geschlossenen Bereichen sowie in den runden Formen des Baus.
Die Identität des Gebäudes wird durch seine offene, halbrunde Erschließung geprägt. Das Gebäude schafft es, mit nur wenigen Elementen seine Präsenz auszudrücken. Noch dazu an einem Ort, der von weitgehend anspruchslosen Gewerbebauten unterschiedlicher Dekaden dominiert ist. Der einfache Rohbau, der eher wirtschaftlich konzipiert sein dürfte, überrascht umso mehr mit seiner Eleganz und Raffinesse.