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Award / Auszeichnung | 02/2024

Kölner Architekturpreis 2024

Südfassade

Südfassade

Guten Morgen Blutbuche

DE-50667 Köln

Anerkennung

Bruncken Frett Architekten BDA

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    386m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2021
    Fertigstellung: 06/2022

Projektbeschreibung

Das Grundstück wird geprägt durch eine alte Blutbuche. Der Entwurf stellt das Wohnhaus behutsam auf das Grundstück und schafft eine freundschaftliche Beziehung zwischen neuer Struktur und altem Bewohner. Das Gebäude fügt sich ruhig in die gewachsene Bebauung der Straße ein. Wichtigster Bezugspunkt ist der Gastgeber, die Blutbuche. Die Räume des Hauses schauen jeweils auf Ausschnitte des Gesamtkunstwerks und fördern so den Dialog. Etwas Altes und etwas Neues schauen so gemeinsam in die Zukunft und werden Heimat. 
Leo Van Broeck, Mitglied im Gestaltungsbeirat Köln, bezeichnet das Projekt als "a beautiful climate aware love story between a single family house and a tree."

Die innere Struktur folgt einer klaren Aufteilung „Raum – Erschließung – Raum“. Das Haus in seiner starken Form lebt von den Beziehungen in den Außenraum und schafft über zweigeschossige Lufträume eine unerwartete Großzügigkeit.

Das Gebäude ist auch als Klimahaus konzipiert, das sich die natürlichen Gegebenheiten zunutze macht. Die großzügig verglasten Ost- und West -Fassaden lassen viel Licht aber wenig Wärme ins Innere des Hauses, während die stark der Sonne ausgesetzte Südfassade opak gehalten ist. Eloxiertes Aluminium auf dem Dach reflektiert die Wärmeeinstrahlung zusätzlich. Die große Blutbuche spendet im Sommer Schatten und sorgt für Transpirationskühle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieses Wohnhaus überzeugt in mehrfacher Hinsicht. In einer Zeit, in der das Einfamilienhaus als Bautypologie mehrheitlich in Frage gestellt wird, bietet es mögliche Antworten für poetisches, ortsspezifisches Bauen. Der Neubau von Bruncken Frett Architekten folgt ökologischen Ansätzen – dem kompakten Wohnraum gelingen Synergien zur Umgebung. Im Zentrum des Projekts steht der Dialog mit dem Außenraum. Die wechselnden Stimmungen der Natur werden atmosphärisch in das Haus hineingetragen.

Der Baukörper besitzt ein starkes Erscheinungsbild mit Ausstrahlungskraft und bettet sich auf vielfältige Weise in seine Umgebung ein. Nach Osten und Westen bieten überwiegend transparente Fassaden einen starken Bezug zu den Gärten vor und hinter dem Haus. Zum nördlichen Nachbarhaus hingegen entwickelt das Gebäude fast den Charakter eines Reihenhauses.

Der Haupteingang orientiert sich überraschenderweise nicht nach Osten zur Straße, sondern nutzt die unregelmäßige Parzelle zu Gunsten einer zweiten, adressbildenden, fast fensterlosen Fassade nach Süden. Die konsequent geschlossene Fassade verleiht dem Haus eine starke Präsenz und bildet eine Spannung zu den offeneren Fassaden im Osten und Westen.

Besonders geschätzt wird von der Jury der Dialog mit dem Außenraum und der Natur in ihren wechselnden Stimmungen. Konzeptionell dient die vorhandene mächtige Blutbuche im hinteren Garten als Motor für zentrale gestalterische Entscheidungen. Durch die Inszenierung des Baumes im Projekt wird er zum allgegenwärtigen Begleiter im Alltag der Bewohner. Der Blick auf die Blutbbuche ist von den meisten Räumen aus in vielfältiger Weise gegeben.

Auf dem 660 Quadratmeter großem Grundstück der Grundriss von ca. 225 Quadratmetern durch eine Gliederung im Querschnitt erweitert. Ein zweigeschossiges Atrium über der Küche schafft Großzügigkeit mit Querblicken sowohl für die Küche selbst als auch für den Wohnzimmer, das Obergeschoss und den Blick vom Vorgarten nach innen.

Die namensgebende Blutbuche findet ihren Widerhall in der Materialisierung der Fassaden aus rotem Backstein. Der gleichfarbige, rote Mörtel wirkt beruhigend, visuell aber auch etwas glatt. Aber dem Architekturbüro Bruncken Frett gelingt die klassische und beliebte Materialmischung aus Backstein, Glas und Aluminium: Sie wird souverän eingesetzt und verleiht der Fassade eine Tiefenwirkung.

Sehr gelungen und adressbildend ist der Vorgarten. Der schmale Streifen bildet einen Filter aus Topografie und Vegetation zur Wohnstraße hin. Der Gartenraum erweitert die Küche als Terrasse mit Morgensonne. Darüber hinaus trägt der Garten zur Belebung der Wohnstrasse bei: eine Seltenheit in solchen Vororten. Die gewählte Vegetationspalette und die spezifischen Formen der Kiefern schaffen einen visuellen Filter zur Straße mit starker Atmosphäre.

Der hintere Garten wird gestalterisch lediglich minimal behandelt, was entspannend wirkt, aber nicht mit der Gestaltung des Hauses korrespondiert. Auch in der Grundkonfiguration des Wohnhauses mit der Blutbuche fehlt eine deutlichere Reaktion.

Das Haus „Guten Morgen Blutbuche“ optimiert die standortspezifische Orientierung zu einem klimagerechten Haus. Großzügig verglaste Ost- und Westfassaden lassen viel Tageslicht, aber wenig Wärme ins Innere. Die Südfassade ist fast vollständig geschlossen, um ein Aufheizen zu vermeiden. Die Jury ist von dem Projekt überzeugt und zeichnet es mit einer Anerkennung aus.
Westfassade

Westfassade

Blutbuche und Haus

Blutbuche und Haus

Blick aus dem Wohnzimmer

Blick aus dem Wohnzimmer

Blick aus der Küche

Blick aus der Küche

Straßenansicht

Straßenansicht

Das Gebäude als Klimahaus

Das Gebäude als Klimahaus