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Award / Auszeichnung | 10/2023

Arc Award 2023

Umnutzung "Wohnen im ehemaligen Weinlager"

CH-4056 Basel, Weinlagerstrasse 11

Sieger Kategorie Wohnen

Esch.Sintzel Architekten

Architektur

Proplaning AG Architekten

Architektur

Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Aerni + Aerni Bauingenieure

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Tragwerksplanung

Bogenschütz AG

TGA-Fachplanung

Stiftung Habitat

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 03/2020

Projektbeschreibung

Für die Umnutzung des ehemaligen Coop Wein­lagers im Basler Stadt­teil ‘Lysbüchel Süd‘ gewannen Esch Sintzel Architekten den von der Stift­ung Habitat aus­geschriebenen Studien­auftrag. Ihr Entwurf wird den Anforderungen an modernes Wohnen gerecht und respektiert zugleich die Biografie des Hauses.

Charakteristische Elemente, wie zum Beispiel die Beton-Pilzs­tützen, blieben erhalten. Dies trotz der für die Trans­formation notwendigen massiven Ein­griffe in den Rohbau des Bestands­gebäudes.

Die Reduktion der Gebäude­breite, die zusätzlichen Geschosse und die An­forderungen hinsichtlich des erd­beben­gerechten Bauens machten diverse statische Mass­nahmen not­wendig. So wurden u. a. an der Ost- und West­seite jeweils ein Kern zur Stabili­sierung und im ersten Unter­geschoss ein Spreng­werk erstellt. Des Weiteren mussten die bestehenden Geschoss­decken zurück­geschnitten werden. Durch ständiges Beobachten der statischen und bau­technischen Abhängigkeiten und dank der strikten Ein­haltung der definierten Bau­abläufe konnten wir die Trag­sicherheit ge­währ­leisten.

Das Gebäude wird im Erd­geschoss Gewerbe­räume und in den Ober­geschossen eine Vielzahl an unter­schiedlichen Wohnungs­typen inkl. Gemein­schafts­flächen beherbergen. Grossen Wert legt die Bauherrin auf eine ökologische Bau­weise. Die Energie­bezugsfläche pro Person ist auf 45 m² begrenzt.

Als ‘ARGE-Partner‘ von Esch Sintzel übernahmen wir das Projekt- und Bau­management. Ab der SIA-Phase 41 führten wir das General­planer-Team. Im Frühjahr 2023 konnten die ersten Wohn­ungen be­zo­gen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Laudatio Dominique Salathé
Im Lysbüchel-Quartier in Basel West, nahe der französischen Grenze, ist Leben eingekehrt. Kleinteilige Genossenschaftsbauten entstehen, Nachbarschaften bilden sich, Pflanzen beginnen zu spriessen. Etwas am Rande des Geschehens liegt ein ehemaliges Weinlager. Esch Sintzel haben es in einen Wohnbau verwandelt – einen kraftvollen und doch zugleich filigranen Zeilenbau. Beim Betreten des Hauses werden Ursache und Motiv deutlich: Der Bestand – die kräftige Struktur des ehemaligen Lagergebäudes mit seinen für hohe Lasten ausgelegten, überhohen Geschossen – war Ausgangspunkt für die Neuerfindung dieser grossen Wohngemeinschaft. Stabilisiert durch neue Volumen im Osten und Westen, wurde dem ehemaligen Industriebau eine neue Nutzung eingeschrieben. Für das genossenschaftliche Wohnen haben die Architekt*innen eine pragmatische Typologie und doch zugleich vielfältige und faszinierende Raumfiguren entwickelt. Zwei Rues intérieures und vier Treppenhäuser erschliessen ein reichhaltiges Universum, das aus dem pragmatischen Bestand heraus raffinierte und einzigartige Qualitäten entwickelt. Die tiefen, durchgesteckten Grundrisse im überhohen Obergeschoss, die über und unter dem Korridor angeordneten Maisonettewohnungen oder die grosse schiffsähnliche Dachterrasse, die einen gemeinschaftlichen Abschluss schafft – alles scheint einen klaren Grund zu haben und am richtigen Ort zu sein. Erst auf den zweiten Blick erfasst man die Ingeniosität, die diesen Reichtum schafft. Die Pilzstützen des Bestandes wurden freigestellt und skulptural inszeniert. Fassadenseitig wurden sie durch archaisch anmutende Stützen aus geschälten Holzstämmen ergänzt, die dem Bestand an Eigenständigkeit ebenbürtig sind. Alt und Neu finden so ein charakterstarkes, stellenweise poetisches Miteinander auf Augenhöhe, das dem Haus eine neue, kraftvolle Identität verleiht. Nach Süden und Norden scheint sich das Gebäude in feingliedrige Balkonschichten aufzulösen. Trotz der Grösse ist so ein wohnlicher Massstab entstanden. Mit dem Umbau ist es den Architekt*innen gelungen aufzuzeigen, welche Freiheiten und Entdeckungen im Umgang mit dem Bestand möglich sind. Die Jury gratuliert zur vielseitigen und poetischen Wohnmaschine.