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Award / Auszeichnung | 01/2011

DAM PREIS FĂśR ARCHITEKTUR IN DEUTSCHLAND 2010

VitraHaus

DE-79576 Weil am Rhein, Charles-Eames-Str. 2

Nominierung

Herzog & de Meuron

Architektur

Vitra GmbH

Bauherren

Deutsche FOAMGLAS® GmbH

Hersteller

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 02/2010

Projektbeschreibung

Das Konzept des VitraHaus verbindet zwei Themen, die im OEuvre von Herzog & de Meuron wiederholt auftauchen: das Thema des Urhauses und das der Stapelung von Räumen. In Weil am Rhein lag es besonders nahe, auf die Idee des Urhauses aus fünf Flächen zurückzukehren, weil es sich um ein Gebäude handelt, in dem Einrichtungsgegenstände für den häuslichen Gebrauch präsentiert werden. Die Proportionen und Dimensionen der Räume erinnern an vertraute, wohnlich konnotierte Raumsituationen – die Architekten sprechen vom „domestic scale“. Die einzelnen „Häuser“, die im Allgemeinen einem Präsentationsraum entsprechen, werden als abstrakte Elemente aufgefasst; sie sind mit wenigen Ausnahmen nur an den Stirnseiten verglast und wirken so, als seien sie aus einer Strangpresse entstanden. In insgesamt fünf Ebenen übereinandergeschichtet und zum Teil atemberaubend bis zu 15 Meter auskragend, ergeben die zwölf Häuser, deren Bodenplatten jeweils in die Giebelbereiche der darunter befindlichen Ebene einschneiden, eine dreidimensionale Assemblage – einen Häuserhaufen, der zunächst beinahe chaotisch anmutet.

Im Jahr 2004 lancierte Vitra eine Home Collection, in der Designklassiker ebenso vertreten sind wie Re-Editionen und Produkte zeitgenössischer Designer. Bislang vornehmlich im Bereich der Büroeinrichtung tätig und mehrheitlich auf Geschäftskunden fokussiert, erschloss sich Vitra dadurch eine neue Zielgruppe: designorientierte Einzelkundinnen und -kunden.

Weil für die Präsentation auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein bislang keine Räume zur Verfügung standen, erhielten die Basler Architekten Herzog & de Meuron im Jahr 2006 den Auftrag, das VitraHaus für die Home Collection zu entwerfen und damit das hochkarätige Ensemble der Vitrabauten um ein Gebäude zu ergänzen, dem dank seiner exponierten Lage und seiner markanten Gestalt die Funktion einer Markierung des Vitra Campus zukommt. Das VitraHaus steht im Norden des Areals vor dem umzäunten Werksgelände und tritt als dritter Baukörper zu den schon bestehenden Gebäuden, dem Vitra Design Museum von Frank Gehry (1989) und dem Konferenzpavillon von Tadao Ando (1993). Die Grösse des zur Verfügung stehenden Grundstücks ermöglichte es, das Gebäude möglichst weit von Vitra Design Museum und Pforte abzurücken, so dass die landschaftsprägenden Streuobstwiesen auf dem vorgelagerten Terrain ihre Fortsetzung finden können.
Das Konzept des VitraHaus verbindet zwei Themen, die im OEuvre von Herzog & de Meuron wiederholt auftauchen: das Thema des Urhauses und das der Stapelung von Räumen. In Weil am Rhein lag es besonders nahe, auf die Idee des Urhauses aus fünf Flächen zurückzukehren, weil es sich um ein Gebäude handelt, in dem Einrichtungsgegenstände für den häuslichen Gebrauch präsentiert werden. Die Proportionen und Dimensionen der Räume erinnern an vertraute, wohnlich konnotierte Raumsituationen – die Architekten sprechen vom „domestic scale“. Die einzelnen „Häuser“, die im Allgemeinen einem Präsentationsraum entsprechen, werden als abstrakte Elemente aufgefasst; sie sind mit wenigen Ausnahmen nur an den Stirnseiten verglast und wirken so, als seien sie aus einer Strangpresse entstanden. In insgesamt fünf Ebenen übereinandergeschichtet und zum Teil atemberaubend bis zu 15 Meter auskragend, ergeben die zwölf Häuser, deren Bodenplatten jeweils in die Giebelbereiche der darunter befindlichen Ebene einschneiden, eine dreidimensionale Assemblage – einen Häuserhaufen, der zunächst beinahe chaotisch anmutet.

Der Anthrazitton der äusseren Putzhaut vereinheitlicht das Gebilde, „erdet“ es und verbindet es mit der umgebenden Landschaft. Wie eine kleine, in die Vertikale geschichtete Stadt fungiert das VitraHaus als neuer Auftakt des Campus. Ein holzbeplankter Platz bildet das offene Zentrum, um das sich fünf Gebäude gruppieren: ein Konferenzbereich, ein Ausstellungsraum für die Stuhlsammlung des Vitra Design Museums sowie ein Konglomerat aus dem Vitra Design Museum Shop, dem Foyer mit Rezeption und Garderobe sowie einem Café mit im Sommer nutzbarer Aussenterrasse. Über einen Lift erreichen die Besucherinnen und Besucher das vierte Obergeschoss, wo der Rundgang beginnt. Tritt man aus dem Lift, so bietet die verglaste Nordseite des Raums einen grandiosen Ausblick auf den Tüllinger Hügel. Auf der Gegenseite – hier ist die Glasfront zugunsten einer Aussenterrasse zurückgesetzt – eröffnet sich ein Panorama auf Basel mit den Bauten der pharmazeutischen Industrie. Wie sich beim Weg durch das Haus erweist, ist die Ausrichtung der Häuser keinesfalls zufällig erfolgt, sondern auf die Ausblicke abgestimmt.

Die Komplexität im Inneren wird nicht nur durch die winkelförmige Verschneidung der einzelnen Häuser erzielt, sondern auch durch die Integration eines zweiten geometrischen Konzepts. Sämtliche Treppen sind in organisch ausschwingende, sich gleichsam wurmartig durch die einzelnen Ebenen fressende Volumina integriert: Mal öffnen sich spannende Sichtbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Häusern, mal versperren die Einbauten den Blick. Die Innenräume selbst sind weiss gehalten und lassen den Möbelinszenierungen den Vorrang.
Mit maximalen 57 Metern Länge, 54 Metern Breite und 21,30 Metern Höhe überragt das VitraHaus die übrigen Gebäude des Campus. Ziel war bewusst kein horizontales Gebäude, wie es für Produktionshallen typisch ist, sondern ein sparsam mit dem Boden umgehendes, vertikal ausgerichtetes Bauwerk, das in mehrfacher Hinsicht Überblick gewährt: Überblick über die umgebende Landschaft und den Produktionsstandort, aber auch über die Home Collection. Innen- und Aussenraum durchdringen sich ebenso wie die zwei Formenwelten; die orthogonal-polygonale, von aussen ablesbare, und die organische, die immer wieder mit räumlichen Überraschungen aufwartet, die – so Herzog & de Meuron – „geheime Welt“ mit ihrem suggestiven, fast labyrinthischen Charakter. Die Besucherinnen und Besucher durchqueren auf ihrem Weg durch fünf Geschosse den Vitra-Home-Kosmos, um schliesslich wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Das VitraHaus besitzt eine Tages- und eine Nachtansicht. Denn abends verkehrt sich die Blickrichtung: Sieht man tagsüber aus dem VitraHaus in die Landschaft, so strahlt das von innen beleuchtete Gebäude bei Dunkelheit nach aussen, während seine eigene Form sich auflöst. Die Räume öffnen sich, die verglasten Stirnen werden sozusagen zu Vitrinen, die über dem Vitra Campus und der Umgebung leuchten. [Vitra]
Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra

Photo: Iwan Baan, © Vitra