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Award / Auszeichnung | 07/2007

Beispielhaftes Bauen Stadt Mannheim 2001-2007

ÜBERSICHTSPLAN

ÜBERSICHTSPLAN

Neugestaltung Kurpfalzachse/Alter Messplatz

Auszeichnung

Kleine Metz Architekten

Architektur

Stadt Mannheim

Öffentliche Bauherren

ErlÀuterungstext

INTENTION >>> Die Kurpfalzachse verbindet als Hauptachse im Mannheimer Stadtgrundriss das Schloss und den Schlosspark im SĂŒden mit dem Messplatz im Norden. Sie verknĂŒpft damit symbolisch den Rhein mit dem Neckar, die Innenstadt mit der Neckarstadt, die Barockstadt mit der Stadt des XIX. Jahrhunderts. Dieser kontinuierliche Stadtraum wird als ein durchgehendes Element, vom Schloss bis zum neuen Kurpfalzplatz, betrachtet, das im Gegensatz zu den PlĂ€tzen, die der Ruhe dienen, als ein Ort der Bewegung und des Flanierens begriffen wird.

Entlang dieses Bindestrichs liegen auf beiden Seiten, Trittstufen gleich, die PlatzrĂ€ume als LeerrĂ€ume in der Quadratestadt. Sie sind wie die CarrĂ©s des Barock, Ruhepunkte mit eigenen Themen entlang der zentralen Achse. Sie sind dabei sowohl Stationen entlang der Achse wie auch EintrittsrĂ€ume in die einzelnen Quartiere. Eine klare Ordnung erleichtert die Orientierung, eine einheitliche, reduzierte Gestaltung bindet die unterschiedlichen RĂ€ume zusammen. Diese Beruhigung versteht sich als urbane Strategie und belĂ€sst den StadtrĂ€umen die prinzipielle QualitĂ€t der Offenheit. Dies wird ergĂ€nzt um eine Öffnung zum Wasser, die den Uferraum des Neckars in die Stadt hineinholt, unterschiedliche Inszenierungen greifen das Thema des Wassers als Leitmotiv auf.

Grundgedanke der Gestaltung ist die NeutralitĂ€t, die FlexibilitĂ€t der Nutzung und die Nachhaltigkeit durch die Langlebigkeit der verwandten Elemente. Die Funktionseinbauten und das Mobiliar werden auf das Notwendige reduziert, nach Möglichkeit erfĂŒllen einzelne Elemente mehrere Funktionen, um ihre Anzahl und damit die Belegung der FlĂ€che zu minimieren. Wenige, dafĂŒr hochwertige und dauerhafte Eingriffe stellen Beziehungen zwischen vorhandenen Elementen her und verstĂ€rken deren IdentitĂ€t. Die vorhandenen Potentiale werden genutzt und um neue BezĂŒge ergĂ€nzt.

KURPFALZACHSE >>> Die FlĂ€che wird durch wenige gestalterische Mittel akzentuiert. Das rĂ€umliche Konzept besteht aus der EinfĂŒhrung von zwei horizontalen Ebenen, eines steinernen Bodens und eines pflanzlichen Daches. Ein heller, regelmĂ€ĂŸiger und schön proportionierter Belag aus lĂ€nglichen Platten stellt die untere Bezugsebene dar. DarĂŒber spannt sich, wie ein luftiger Schirm, das filigrane BlĂ€tterdach, dass von schlanken BaumstĂ€mmen getragen wird.

Der Bodenbelag lÀuft einheitlich zwischen dem Kurpfalzkreisel und dem Ehrenhof des Schlosses durch. Der Boden bildet eine einheitliche FlÀche, auf der die BÀume, Möblierungen und sonstigen Elemente aufgestellt sind. Die Bahnsteige sind als eigene Körper ausgebildet, die auf dem Teppich des Bodens stehen. Sie heben sich durch ihre kubische Form und die dunkle Farbgebung ab. Die Bodeneinbauten, Strahler, Masten und BaumstÀmme sind in zwei Linien zwischen der Schienenaussenkante und den HauswÀnden angeordnet. Es entstehen differenziert rhythmisierte Parallelen, die Markierung des Lichtraumprofils im Boden, die BaumstÀmme und Bodeneinbauleuchten, die Masten und BodeneinlÀufe. Diese Ordnung trÀgt zur Beruhigung des Gesamteindrucks bei.

Die Kurpfalzachse wird auf ihrer gesamten LĂ€nge, nur durch die Haltestellenbereiche unterbrochen, von einem Dach aus Kaiserlinden (Tilia x vulgaris „Palida“) beschirmt. Es bildet einen wohlproportionierten Raum ĂŒber der Oberleitung der Straßenbahn, beruhigt das Bild der Strasse und ordnet den baulich heterogenen Stadtraum. Ein lichter Schatten bildet einen angenehmen Raum zum Spazieren und Ruhen und verdunkelt nicht den Straßenraum. Die regelmĂ€ĂŸige Anordnung wird im Bereich der Haltestellen, die sich an den PlĂ€tzen befinden, unterbrochen, die LĂ€nge wird durch unterschiedliche Zonen rhythmisiert.

ALTER MESSPLATZ >>> Der Messplatz inszeniert die Beziehung zum Fluss und zum gegenĂŒberliegenden Ufer. Als Pendant zum Kurpfalzplatz öffnet er sich zum Neckar und verbindet damit die Neckarstadt mit der Innenstadt. Grundgedanke ist die Fassung der RĂ€nder, eine klare Orientierung auf den Flussraum und eine weite FlĂ€che in der Mitte, die durch einzelne Elemente maßstĂ€blich gegliedert wird. Ein Kontrast von hellen und dunklen, sonnigen und schattigen, belebten und ruhigen Bereichen entsteht.

Der Platzraum gliedert sich in einen dem Verkehr vorbehaltenen Randbereich im Norden und Osten und dem eigentlichen Stadtplatz in der Mitte. Dieser lĂ€uft von der KĂ€fertaler Strasse bis zum Neckarufer durch, wird jedoch in mehrere Bereiche unterteilt. Dies sind, von Norden nach SĂŒden, das Platzhaus, der Quartiersplatz, die WassergĂ€rten, und das Belvedere. Diese werden von dichten Alleen aus Platanen gefasst, die ihm eine rĂ€umliche Ausrichtung geben. Sie halten die umliegenden VerkehrsrĂ€ume auf Distanz.

Der Platzbelag besteht aus großformatigen hellen Granitplatten, die im LĂ€uferverband in Richtung des Platzes verlegt sind. Auf dieser FlĂ€che stehen vier Masten mit eigens konzipierten Spiegelwerfern, die eine gleichmĂ€ĂŸige und blendfreie Beleuchtung der FlĂ€che ermöglichen. Ihre VertikalitĂ€t kontrastiert mit der HorizontalitĂ€t der FlĂ€che und den angrenzenden HochhĂ€usern. Das Platzhaus bezieht sich auf Parkarchitekturen, aber auch auf die frĂŒhere Funktion des Messplatzes und die einfachen Buden der Schausteller. Die Außenhaut besteht aus einem Gewebe aus Streckmetall, einem transluzenten Kleid, das je nach Lichteinfall und der Bewegung des Betrachters changiert, immateriell oder reflektierend wirkt.

WASSERGARTEN >>> Die PrĂ€senz des Wassers setzt diesen urbanen Garten in den Gesamtzusammenhang der Kurpfalzachse als Verbindungsachse zwischen Rhein und Neckar. Die rĂ€umliche Konfiguration basiert auf einer regelmĂ€ĂŸigen Anordnung von linearen Elementen quer zum Fluss, die sich wie Kulissen in das Blickfeld schieben. Gegeneinander verschobene Streifen von Wassersprudeln, BĂ€nken, BĂ€umen und Scheinwerfern definieren Orte und wechselnde Szenerien. Sie variieren das Thema der Serie und der Differenz.

Der gesamte Bereich ist gegenĂŒber dem Platz leicht abgesenkt und mit großformatiger schwarzer Basaltlava belegt, die durch ihre Offenporigkeit mit der umliegenden GranitflĂ€che kontrastiert. Reihen von Felsenbirnen (Amelanchia lamarckii) bilden lockere Schirme, ihre MehrstĂ€mmigkeit unterstĂŒtzt das graphische Erscheinungsbild und erzeugt eine Tiefenwirkung auf der PlatzflĂ€che. Die BĂ€nke bilden horizontale Linien ĂŒber dem Boden und formen ein Gegengewicht zu den Vertikalen der BaumstĂ€mme. In den Boden sind Edelstahlrinnen mit versenkten Bodensprudeln eingelassen, die ĂŒber eine dynamische Steuerung den Platz beleben.

Die rĂ€umlichen QualitĂ€ten, die GerĂ€usche und die VerĂ€nderlichkeit des Wassers werden zu Inszenierungen verdichtet, die den Garten in Bewegung versetzen. Eine wiederkehrende „Stundenuhr“ rhythmisiert den Programmablauf und zeigt in der Art einer Kirchenuhr die Zeit an. Einzelne, verĂ€nderliche Bilder zirkulieren zwischen den Reihen und tanzen wie ein flĂŒchtiges Ballett ĂŒber den Platz. Durch den Wechsel der IntensitĂ€t entstehen bewegliche Konstellationen, die parallelen Linien der BĂ€ume und der Möblierung werden durch Gruppen von Menschen animiert. Nachts erleuchten sich die Wasserbilder, Bodenstrahler beleuchten die BĂ€ume, ihre schwarzen Silhouetten wirken wie Scherenschnitte vor der Kulisse der Stadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Umgestaltung des Alten Messplatzes wurde eine ehemals ungeordnete und von Straßenbahngleisen zerschnittene FlĂ€che zu einem Platz mit AufenthaltsqualitĂ€t aufgewertet. Das weitlĂ€ufige GelĂ€nde ist in vorbildlicher Weise in Zonen unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeiten gegliedert.

Der gut angenommene Platz hat zugleich neckarĂŒbergreifende Bedeutung als Teil der Kurpfalzachse. Folgerichtig setzen sich Aspekte der Gestaltung wie BĂ€nke zum Verweilen, BĂ€ume und Wasser in der Breiten Straße fort: Zwar sind wichtige Teile der Gesamtplanung noch nicht verwirklicht, wie vor allem die Anbindung des Alten Messplatzes an das Neckarufer, doch zeigt sich bereits: Die Stadt Mannheim ist mit dem Projekt Kurpfalzachse auf dem richtigen Weg.
EHRENHOF SCHLOSS

EHRENHOF SCHLOSS

KURPFALZACHSE

KURPFALZACHSE

ALTER MESSPLATZ

ALTER MESSPLATZ

ALTER MESSPLATZ

ALTER MESSPLATZ

ALTER MESSPLATZ

ALTER MESSPLATZ