modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 03/2013

Ersatzneubau Hallenbad Appenzell

Gewinner

SEILERLINHART Architekten

Architektur

Conzett Bronzini Gartmann AG

Bauingenieurwesen

JOP Josef Ottiger + Partner AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau und Volumetrie

Der Perimeter befindet sich nördlich des Dorfzentrums Appenzells, an einem durch seine heterogene Bebauungsstruktur geprägten Ort. Die Parzelle wird von der Sitter (Westen), der Sitterstrasse (Osten), einer Umfahrungsstrasse (Norden) sowie einem eingeschossigen Kindergartenpavillon im Süden räumlich gefasst. Das Projekt schlägt die Setzung eines polygonalen und allseitig orientierten Baukörpers vor. Das Volumen reagiert mit seiner präzisen Platzierung innerhalb der Parzelle auf die verschiedenen Anforderungen des Ortes. Zum einen besitzt der kompakte Baukörper einen möglichst geringen Fussabdruck. Neben optimierten Gesamtbaukosten werden dadurch grösstmögliche Aussenraumflächen freigehalten. Des weiteren entsteht durch die Setzung des Volumens in der Mitte der Parzelle ein respektvoller Abstand zum bestehenden Kindergarten, als auch ein neuer, öffentlicher Platz zur Umfahrungsstrasse - der Sittergarten. Die Grösse des Baukörpers, welches sich aus dem geforderten Raumprogramm ergibt, wird durch die polygonale Abwicklung der Fassade gebrochen und lässt diesen sich besser in die bestehende Situation integrieren. Der ruhige und eigenständige architektonische Ausdruck des Hallenbads unterstützt diese Idee und stärkt die Identität des Ortes.

Aussenraum und Erschliessung

Die Umgebung wird zurückhaltend, funktional und naturnah gestaltet. Das neue Hallenbad steht im Grünen. Der farbige Asphaltplatz flankiert durch eine Eiche und Sitzgelegenheiten markieren den Eingangsbereich des Hallenbades. Die notwendigen Parkierungsfelder aus Rasengittersteinen und der begrünte Velounterstand werden optisch zur Grünfläche addiert. Durch das Versetzen der Parkfelder auf die Westseite der Parzelle können diese kompakt und mit möglichst geringer, versiegelter Verkehrsfläche realisiert werden. Gleichzeitig wird die Erschliessungssituation von der Umfahrungsstrasse her mit dem Wegfall der asphaltierten Fläche im Osten erheblich aufgewertet. Der Sittergarten, ein neuer begrünter Aufenthalts- und Spielplatz auf dem ehemaligen Parkplatzbereich ergänzt nun das Angebot für Wanderer und Badegäste. Mit einer lockeren einheimischen Bepflanzung entsteht ein lauschiger öffentlicher Raum. Durch das Ausdolen des Bleichenwäldlibachs wird dieser von Neuem zugänglich gemacht und dem Ort eine zusätzliche Qualität geschenkt. Der Uferweg, welcher bis jetzt unvermittelt auf den ehemaligen Parkplatz führte, wird wieder komplettiert und konsequent entlang der Sitter angelegt.

Architektur und Innenraum

Der architektonische Ausdruck des Hallenbades ist geprägt durch eine klare Sprache, welche auf wenige Materialien und Formen beschränkt ist. Inspiriert ist diese von den Fassaden der traditionellen hölzernen Appenzellerhäuser, welche durch eine regelmässige Gliederung in geschlossene und transparente Flächen gekennzeichnet sind. Analog dazu erhält das Hallenbad ein filigranes, sich auf die Innenräume beziehendes, metallenes „Fassadenkleid“. Je nach Nutzung ist die Fassade komplett geschlossen (Technik, Lager, etc.), mit einer offenen aber dichten Lamellierung versehen (Ruheraum, Massage, etc.) oder grosszügig geöffnet (Schwimmbecken, Eingangshalle, etc.) Die daraus entstehende Transparenz und Offenheit erzeugt im Inneren eine lichte Raumstimmung und erlaubt allseitige Ausblicke in die Umgebung. Von Aussen wird das Gebäude seiner Funktion entsprechend als öffentlicher, transparenter Bau wahrgenommen.
Der innere Aufbau des Hallenbades entspricht konsequenterweise durch seine klar
strukturierten Innenräume und kurze Wegverbindungen der äusseren Kompaktheit. Die einzelnen Nutzungen des Hallenbades sind logisch übereinander gestapelt.
Durch einen Einschnitt in der Fassade betritt man, von der Sitterstrasse über den neuen Eingangsplatz kommend, über einen Windfang die zweigeschossige Eingangshalle. In der Halle befindet sich die Kasse mit Shop, der Zugang zum Bad, sowie die vertikale Erschliessung zum Aufenthaltsraum im Badegeschoss als zum Wellnessgeschoss. Sämtliche Badenutzungen können somit direkt von hier aus erreicht werden. Zudem lädt die lichtdurchflutete Halle zum Verweilen vor und nach dem Besuch des Hallenbades ein. Bei einem Kaffee kann man einen ersten Blick auf das Badegeschehen bei der Indoorrutsche sowie durch die drei „Bullaugen“ in das grosse Schwimmbecken werfen. Von der Eingangshalle gelangt man über die Beauty Zone in die kompakt organisierten Garderoben. Von dort betritt man über einen Korridor einen sich räumlich ausweitenden, nahezu quadratischen Raum an dem die Vertikalerschliessung und Sanitärräume angegliedert sind. Von hier aus führt eine grosszügige, kaskadierende Treppe nach oben auf die erhöhte Badeebene. Die notwendigen Ausgleichbecken, Filteranlagen, etc. welche rational im Erdgeschoss organisiert sind, können über eine separate Anlieferung erschlossen werden.
Im darüber liegenden Technikgeschoss befinden sich die zur Sitter orientierten Personalräume sowie alle notwendigen Technikräume. Über den dienenden Garderoben- und Techniksockel eröffnet sich dem Besucher eine lichte und offene „Badelandschaft“ mit weitreichenden und allseitigen Ausblicken auf die Umgebung. Die verschiedenen Becken sind ihrer Funktion entsprechend räumlich in Beziehung zueinander gebracht und lassen differenzierte Raumfolgen entstehen. Breitere Sitz- und Verweilzonen wechseln sich spannungsvoll mit Bewegungszonen ab. Durch verschiedene Raumhöhen über den einzelnen Becken und grosszügige Oberlichter wird diese räumliche Vielfalt noch verstärkt.
Von der Badeebene oder direkt von der Eingangshalle aus gelangt man in die oberste Ebene – den Wellnessbereich. Aus der Garderobe kommend betritt man eine weiträumige Aufenthaltszone, die als Treffpunkt, Teebar und Drehscheibe für die verschiedenen Wellnessbereiche dient. Von hier aus kann man die nach Westen orientierten Ruheräume, das leicht erhöhte Aussendeck mit Kneippweg und Panoramablick auf den Alpstein, sowie die Sauna- und Massagebereiche erschliessen. Perforierte Wandpartien grenzen diese Raumzone vom Aussenraum ab und erzeugen durch das gefilterte, sanfte Licht eine sinnlichen Atmosphäre.

Konstruktion und Materialisierung

Beim Entwurf handelt es sich um einen Massivbau mit Flachdecken, welche auf einem regelmässigen Stützenraster und stabilisierenden Kernen gelagert sind. Das gewählte Konzept erfüllt die Anforderungen an eine wirtschaftliche Tragstruktur mit hoher Nutzungsflexibilität, minimalen Deckenstärken und hohen Nutzlasten. Das optimale Stützenraster ermöglicht eine äusserst ökonomische Bauweise, da es über alle Geschosse „virtuell“ durchläuft. Auf dem Bädergeschoss definiert die Stützenstellung zudem das übergeordnete Raumgefühl.
Die gesamte Tragkonstruktion der Anlage wird in Beton erstellt. Die Kernwände sowie die Flachdecken werden konventionell in Ortbeton erstellt. Die Stützen hingegen können vorfabriziert werden. Durch den Gebäuderaster und den Wiederholungseffekt wird eine rasche und effiziente Bauweise ermöglicht. Das statische Grundkonzept der Säulenhalle wurde mit zwei Stahlbeton-Kernen zur Stabilisierung, Erschliessung und vertikalen Leitungsführung ergänzt. Die Betondecken spannen im Normalfall über kleine Weiten und bestehen aus lediglich 25 cm starken Ortbetonplatten. Über den Becken beträgt die Spannweite 15 bis 17 Meter und generiert Plattenstärken von 50 cm. Diese Decken mit Lichtöffnungen zur Gewichtsreduktion sind im Stützenraster vorgespannt. Die Verformungen der Decken entsprechen den gültigen SIA-Normen. Kernwände in Ortbeton stabilisieren das Gebäude gegen horizontale Einwirkungen wie Wind und Erdbeben.
Durch das Stützenraster werden die Lasten entsprechend regelmässig über die darunterliegenden Wände auf die Bodenplatte durchgeleitet und verteilt. Die Gründung ist als Plattenfundation mit Fundamtenvertiefungen entlang den Stützenachsen geplant.
Die Innenräume des Hallenbades sind Ihrer Nutzung entsprechend materialisiert. Die Eingangshalle, Garderoben und Badeebene sind mit hellen und robusten Oberflächen (keramische Böden, lasierte Betonwände und Decken, etc.) ausgebildet. Im Wellnessbereich sollen qualitativ hochwertigere und der gewünschten Raumatmosphäre entsprechende Materialen zum Einsatz kommen (Natursteinboden, Mosaikwände, etc.) Alle Nebenräume und Technikräume werden pragmatisch und kostengünstig materialisiert.

Haustechnik und Energiekonzept

Heizungsanlage
In erster Linie wird eine Wärmepumpe (Erdsonden oder Grundwasser) für die Energieversorgung des gesamten Gebäudes eingesetzt. Die Wahl des geeigneten Mediums muss in der weiteren Planung noch geklärt werden. (Probebohrung)
Weil das Aussenbecken ausserhalb der Öffnungszeiten in ein Nachtabsenkbecken entleert wird, kann gemäss dem Energiegesetz vom Kanton Appenzell Innerrhoden (Art. 11.1 + 11.2) eine Wärmepumpe für die Beheizung verwendet werden. Als Redundanz (Wartungsarbeiten an der Wärmepumpe, sehr tiefe Wassertemperaturen) wird ein Erdgasheizkessel verwendet. Der Gaskessel wird auch für die thermische Desinfektion des Warmwassers verwendet (Prophylaktische Massnahme gegen Legionellen), weil dafür höhere WW-Temperaturen erforderlich sind. Zur Unterstützung der Energieversorgung können Thermische Sonnenkollektoren, welche auf dem Gebäudedach angeordnet sind, eingesetzt werden. Ein Hallenbad hat während 24 Stunden am Tag einen Bedarf an elektrischer Energie.
Das Warmwasser wird durch die Wärmegewinnung aus dem Duschenabwasser (ca. 34°C) mittels der Wärmepumpe auf 60°C erwärmt. Mit dieser Anlage können ca. 90% des gesamten Warmwasserbedarfs gedeckt werden. Die restlichen 10% werden von der vorerwähnten Energieversorgung abgedeckt.
Die Wärmeverteilung in den einzelnen Räumen erfolgt mittels Bodenheizungsrohren. Je nach Bedarf sind Raumfühler und Einzelraumregulierungen eingebaut.

Lüftungsanlage
Die Belüftung des gesamten Objektes wird in drei separate Anlagen mit je einem Lüftungsgerät unterteilt. Dies sind die Bereiche Hallenbad, Garderoben und Wellness. Gemäss den Anforderungen des Projektes werden die Anlagen teilweise als Mehrzonenanlagen geplant. Alle Lüftungsgeräte verfügen über eine integrierte Wärmerückgewinnung. Die Lüftungsanlage wird nach Stand der Technik mit einer integrierten WP/ Kälteanlage für die Trocknung der Zuluft im Sommerfall ausgestattet. Allfällige Abwärme dieses Prozesses wird primär bedarfsgerecht über den Badewasserkondensator in die Badewasseraufbereitung abgegeben. Sämtliche Elektro-Motoren entsprechen den Anforderungen des Minergie- Standards. Jedes Lüftungsgerät wird bedarfsabhängig gesteuert und kann über das MSRL-System bedient werden.
Für die Be- und Entlüftung der Duschen, Garderoben und Wellnessräume wird eine mechanische Lüftungsanlage verwendet. Um den Aussenluftstrom so gering wie möglich zu halten, wird diese Lüftungsanlage mit einem Ionisationsgerät ausgerüstet. Die Ionisationsintensität wird situationsgerecht und automatisch geregelt. Die Optimierung der Luftionisation erfolgt in Abhängigkeit der Luftbelastung, der relativen Luftfeuchtigkeit, des Luftvolumenstromes und der Ozonlast. Als Richtgrösse wird ein CO2 MAK-Wert von 1‘000 ppm angestrebt.

Sanitäranlage
Die Erzeugung des Warmwassers erfolgt prioritär über die WRG Duschenabwasser. Für die Deckung der Wärmeverluste der Warmwasser- Leitungen wird ein Zirkulationssystem eingesetzt. Um der Vermehrung von Legionellen im Leitungsnetz vorzubeugen, wird die Warmwassertemperatur ausserhalb der Betriebszeit periodisch erhöht und das Warmwassernetz automatisch durchspült. Die Duschenmischer verfügen über eine integrierte Legionellensteuerung.

Bädertechnik
Aufteilung der Kreisläufe
Bedingt durch die verschiedenen Badewasser-Temperaturen wird die Badwasseraufbereitung in drei verschiedene Kreisläufe unterteilt.

Kreislauf 1 Schwimmerbecken (28°C) und Wasserrutsche (28°C)
Kreislauf 2 Kinderbecken (33°C), Lehr- und Therapiebecken (33°C) sowie Aussenbecken (35°C)
Kreislauf 3 Kneippbecken und Saunatauchbecken (10 - 15°C)

Aufbereitungsverfahren
Das Aufbereitungsverfahren ist auf die einzelnen Kreisläufe angepasst und kostenmässig optimiert.
Aufbereitungsverfahren Kreislauf 1 (28°C): Flockung, Filtration mit Drucksand- oder offene Sandfilter, Neutralisation und Chlorung
Aufbereitungsverfahren Kreislauf 2 (33°C): Bedingt durch die hohen Temperaturen und die Attraktionen im Aussenbecken gibt es erfahrungsgemäss nur ein optimales Aufbereitungsverfahren, dies ist:
Flockung, Filtration, Ozonung, Sorptionsfiltration, Neutralisation und Chlorung
Aufbereitungsverfahren Kreislauf 3 (10 – 15°C): Das Saunatauchbecken und das Kneippbecken werden am folgenden Aufbereitungsverfahren angeschlossen:
Flockung, Filtration mit Drucksandfilter, Neutralisation und Chlorung
Damit die kühle Wassertemperatur von 10-15°C gehalten werden kann, muss das Badewasser vom KL3 gekühlt werden. Die Raumluft im Wellnessbereich beträgt ca. 30°C. Die Abwärme des Kühlers wird an die Kaltwasserzuleitung zum Wassererwärmer abgegeben.
Die Chlorung erfolgt mit Calziumhypochlorid-Granulat und wird für alle Becken verbrauchsabhängig automatisch zudosiert. Die Neutralisation erfolgt mit Schwefelsäure und wird jedem Kreislauf verbrauchsabhängig automatisch zudosiert.
Um den Verbrauch der Energie zu optimieren, werden Plattenwärmetauscher beim Frischwasserersatz mit einem sehr geringen ΔT (max. 1 Kelvin) zwischen Stetszulauf und Stetsablauf berechnet. Die Frischwasserzufuhr kann personenabhängig gesteuert werden.
Sämtliche Umwälzpumpen sind mit PM-Motoren (Energieklasse A) inklusive Frequenzumformer ausgerüstet, um den Stromverbrauch möglichst niedrig zu halten. Es ist zwingend zu prüfen, ob das ausgetauschte Badewasser (Frischwasserersatz) über einen Aktivkohlefilter sowie einer Restchlormessung in den Vorfluter eingeleitet werden darf, oder das ausgetauschte Badewasser wird gestapelt und mit einer Druckerhöhungspumpe für die Reinigung der Bodenflächen im Hallenbad verwendet. Bei beiden Varianten werden Trinkwasser- und ARA-Gebühren eingespart und die zusätzlichen Investitionskosten können innert 3-4 Jahren amortisiert werden. Das Aussenbecken wird in Edelstahl ausgeführt. Um die Verluste durch die Verdunstung möglichst gering zu halten, wird der gesamte Beckeninhalt ausserhalb der Öffnungszeiten in ein Nachtabsenkbecken entleert. Kurz vor dem Öffnen des Bades wird das Aussenbecken über die Filterpumpen wieder gefüllt.

Wirtschaftlichkeit und Unterhalt

Durch ein möglichst kompaktes Gebäudevolumen mit kleiner Fassadenabwicklung und klar gegliederten Nutzungsebenen wird ein kostengünstiger Bau erwartet. Der Rohbau erfüllt sämtliche Brandschutzanforderungen, besitzt eine durchdachte, einfache Konstruktionsweise und ermöglicht eine kurze Bauzeit. Die vorgeschlagene Tragstruktur ist äusserst wirtschaftlich und führt zu einer grossen Nutzungsflexibilität. Die Wahl einer in der Anschaffung zwar etwas teureren Metallfassade zahlt sich aufgrund Ihrer Langlebigkeit und geringem Unterhalt aus.
Zudem sorgt die innere Organisation und Erschliessung für einen geringen Personalaufwand, was in Kombination mit der optimierten Haustechnik geringe Betriebskosten erwarten lässt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Grundstück wird mit einem polygonalen, allseitig orientierten Baukörper besetzt, dessen Form aus der spezifischen Lage entwickelt ist und sich gut in die Situation einfügt. Dieser zoniert das als Grünraum interpretierte Areal in klare Bereiche, mit durchdachten Nutzungszuordnungen.
Ein kleiner Vorplatz bildet die gut auffindbare Adresse für den Eingang mit kleiner Cafeteria, von der man einen schönen Ausblick zur Kapelle hat. Interessant ist die Neugestaltung des heutigen Parkplatzes. Durch diese Setzung gelingt es, das Areal besser mit dem Freiraum entlang der Sitter zu vernetzen und die heute zufällig wirkende Seite zur Umfahrungsstrasse wird geklärt und aufgewertet.
Die Organisation der Nutzungseinheiten ist schlüssig und folgt dem Anspruch an eine hohe Effizienz der eingesetzten Mittel. Die architektonische Grundidee ist aus der Stapelung der Nutzungseinheiten entwickelt. Zentrale Projektidee bildet dabei die grosszügige zweigeschossige Eingangshalle, die durch spielerische Einblicke ein attraktives Badeerlebnis verspricht. Nachteilig ist die Anordnung der Rutsche an attraktivster Stelle auf der Südostseite.
Die mit Metall verkleideten Fassaden verraten bei Tag wenig über die Nutzung des Gebäudes und ergeben eine zurückhaltende äussere Erscheinung. Bei Nacht werden die grossflächigen, bodenebenen Verglasungen das Leben im Hallenbad jedoch deutlich zur Schau stellen.

Die Organisation ist für den Betrieb und die Besucher sehr kompakt, mit kurzen Wegen und übersichtlich gelöst. Die Anordnung des Badegeschosses mit allseitigem Ausblick ist gut organisiert. Architektonisch vermag der offene durch die Deckenabsätze und Oberlichter zonierte Raum nicht ganz zu überzeugen. Insbesondere der Mittelbereich mit dem Treppenaufgang und den Stützenreihen ist zu wenig präzise formuliert und die einzelnen Elemente wirken zu sehr addiert. Stimmungsvoll und gut organisiert ist der helle, licht durchflutete Wellnessbereich mit der südorientierten grosszügigen Terrasse. Vermisst wird ein direkter Aussenbezug der Saunen, der die lichte Atmosphäre des Wellnessbereiches stärken könnte. Der als Rundlauf angelegte, das Oberlicht einfassende Kneippweg, wird in Frage gestellt.
Der Eingangsbereich mit Gastroangebot ist gut angelegt, so dass die Besucher sich eingeladen fühlen und auch Passanten von der Strasse das Angebot nützen können. Die spielerischen Einblicke zur Rutschbahn und durch die Bullaugen zum Schwimmbecken tragen wesentlich zum attraktiven Badeerlebnis bei. Die fehlende Möglichkeit zur direkten Einsicht in die Schwimmhalle wird mit dem Aufenthaltsbereich im Obergeschoss allerdings nur teilweise kompensiert.

Die Garderoben weisen keine Trennung von Stiefelzone / Barfusszone aus, was aus hygienischer Sicht nicht optimal ist. Die Anzahl der Umkleidekabinen ist an der unteren Grenze. Es fehlen IV Garderoben und ein IV-WC im Eingangsbereich. Betrieblich nicht gelöst sind der Sanitätsraum und der Materialraum für Schwimmutensilien, die nicht auf dem Badegeschoss angeordnet und insgesamt zu weit vom Badebetrieb entfernt sind.
Das Aussenbad ist windgeschützt, vermisst wird ein offenerer Bezug nach oben. Es fehlt ein Sitzbereich für Eltern in unmittelbarer Nähe des Kinderplanschbeckens. WC und Wickeltisch sind zu weit weg. Begrüsst wird die lärmgeschützte Anordnung der Rutschbahn. Die Linienführung ohne Gegenkurve ist jedoch zu wenig attraktiv.

Der haushälterische Umgang mit dem Raum und die gut überlegte Konstruktionsweise lässt einen kostengünstigen Bau erwarten. Konsequenterweise müsste die Tragstruktur auch in den Garderoben durchlaufend ausgelegt sein. Das Projekt weist im Vergleich aller Projekte, die geringste Kubatur und unterdurchschnittliche Geschossflächen auf.
Zudem ermöglicht die kompakte Organisation effiziente Betriebsabläufe, was sich positiv auf die Betriebskosten auswirken wird. Mit der niedrigsten Fläche im Wellnessbereich (- 26 % zum Mittel) hat dieses Projekt die niedrigsten Anlagenkosten aller Projekte und liegt ca. - 11 % unter dem Kostendach.

Die ortsbauliche Einpassung des allseitig geschickt abgewinkelten Volumens und die Freiraumidee überzeugen. Massstäblichkeit und Adressbildung wirken angemessen und selbstverständlich.
Das Projekt überzeugt auch im Umgang mit den knappen Mitteln, so liegt es in allen wesentlichen Nutzungsbereichen unter dem Mittel der anderen Wettbewerbsprojekte. Das Konzept der ineinander gestapelten Räume stellt eine sehr effiziente und architektonisch interessante Lösung dar. Dem Badegeschoss fehlt es in der dargestellten Gestaltung jedoch noch etwas an Entschiedenheit und Klarheit im Ausdruck, so dass die Raumkomposition architektonisch erst teilweise zu überzeugen vermag.
Es handelt sich um ein schlüssiges und detailliert bearbeitetes Projekt, das für den Schwimm- und den Wellnessbereich stimmungsvolle Atmosphären verspricht und dessen Konzept eine gewisse Flexibilität und die notwendige Robustheit für die Weiterentwicklung aufweist.