modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 07/2013

IOC/IAKS Award für Beispielhafte Sport- und Freizeitanlagen und IPC/IAKS Auszeichnung für Barrierefreiheit 2013

KAP 686 - Skateplatz Rheinauhafen

DE-50678 Köln, Agrippinaufer, Köln

Bronze

metrobox architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sport und Freizeit

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 03/2011
    Fertigstellung: 07/2011

Projektbeschreibung

KAP 686 – Der lange Weg zu einem neuen Platz

Vorgeschichte

Der Kölner Dom ist seit 130 Jahren fertig gestellt und 25 Jahre davon hatten die Skater den Roncalliplatz vor der Südfassade fest in ihrem Besitz. In dieser Zeit hatte sich eine eigene Kultur herausgebildet und für viele war der Platz zu einem Identifikationsraum geworden.
Doch in den letzten Jahren wurde die Szene immer mehr als Problem angesehen.
Etablierte Interessenverbände übten Druck aus, einige waren der Meinung, man solle das Skaten einfach verbieten.
Die Stadt war zwar guten Willens, den Konflikt in Zusammenarbeit mit den Skatern zu lösen, doch ihr fehlten die Ansprechpartner auf Seiten der Skater.
So gab sie schließlich nach und erschwerte das Skaten in der Domumgebung.
Die Skater waren nun unter Zugzwang, wenn Sie ihre Sportart nicht aufgeben wollten. In Köln gab es keine gleichwertige Ausweichmöglichkeit. Sie machten also etwas für ihre Szene völlig untypisches: sie gründeten einen Verein, der innerhalb kurzer Zeit über 500 Mitglieder hatte.
Damit hatte die Stadt nun einen Ansprechpartner, um in dem Konflikt zu vermitteln, mit dem man auch über Alternativen sprechen konnte und der die Belange der Skater klar beschrieb, über die vorher nur spekuliert werden konnte. So bestand die Möglichkeit konkret für die Skater zu Planen und nicht eine Standardanlage zu bauen, die an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbei geht.


Planung

Zusammen mit diesen ungleichen Partnern ging metrobox Architekten daran, ein ungewöhnliches Projekt zu starten.
Die Skater und die Architekten, versuchten auszuloten, was wirklich benötigt wurde. Das Ergebnis war die Abkehr vom gewohnten Bild eines Skateplatzes mit vielen Rundungen und Rampen. Die Skater wollten einen städtischen Raum, der Hindernisse und Herausforderungen bietet, wie der Stadtraum, nur das diese besser zueinander platziert und haltbarer sein sollten. Die Elemente des Stadtraums, wie Treppen, Kanten, Geländer und Grünflächen, sollten neu interpretiert und platziert werden. Ein solcher Platz war noch nie gebaut worden. Es gab keine Vorbilder, alles war neu zu entwickeln.
Auf der Seite der Stadt musste sich das Architekturbüro mit vielen Gremien und Fachbehörden auseinandersetzen und viel Überzeugungsarbeit leisten für ein Projekt, das in den Augen Vieler ungewöhnlich aussah und von dem die Skeptiker sich zunächst nicht vorstellten konnten, dass es Erfolg haben würde.
Doch die Herausforderung für metrobox Architekten bestand nicht nur darin, auf beide Partner einzugehen. Genau so wichtig war es die Bevölkerung, die großes Interesse an diesem polarisierenden Projekt hatte, immer wieder zu erreichen. So wurde in der Vorphase sogar ein eigener Pavillon auf der Domplatte errichtet, um zu informieren und Fragen zu beantworten. Hier kamen Passanten und Skater, die beide immer denselben Platz nutzen, das erste Mal miteinander ins Gespräch.
Schließlich fanden die Stadt und die Skater noch ein Grundstück, das den Ansprüchen beider genügte. Auf einem Grundstück direkt am Rhein gelegen, in der Verlängerung des prestigeträchtigsten Baugebietes der Stadt und gut erschlossen, jedoch unbebaubar, da es im Flutgebiet des Rheines liegt. Hier sollte der neue Platz entstehen.


Konzept

Das gestalterische Grundkonzept entstand aus der Überlagerung der Bilder, die mit dem Platz, seiner Nutzung und seinem Ort zusammenhängen.
Menschen durchströmen die gebaute Stadtlandschaft, jeder wie der Wassertropfen eines Flusses. Die Skater haben dieses Durchströmen zu ihrem Spiel gemacht. Ruhige langgezogene Strecken mit großen Radien wechseln mit dem Springen an Hindernissen, wie das Fließen und Spritzen von Wasser in einem Fluss.
Die Lage des Platzes am Rhein setzt dieses Bild in den geeigneten landschaftlichen Kontext.

Die Umsetzung dieses Konzeptes in die Realität wird dadurch erreicht, dass die Fläche von einem virtuellen Raster überlagert wird, an dessen Kreuzungspunkten gleichförmige Grundflächen entstehen. Raster und Grundflächen stellen urbane Elemente dar und sind dem städtischen Raum entnommen.
Um von dieser starren Gruppierung auf dem Raster aber zu einer, für diese Sportart optimalen, spontanen Anordnung zu gelangen, wird die Fläche über einen besonderen Algorithmus neu organisiert. Hierbei werden die Grundflächen zu Körpern unterschiedlicher Größe, sie erheben sich aus der Landschaft oder versinken in ihr, um die Fläche mit Grünelementen, Wiese und Bäumen zu durchdringen. Die Grundkörper sind Skate-Objekte aus Beton und stehen, wie vom Wasser umspülte Steine, in einem Fluss aus Steinplatten.
Die Bodenfläche tritt über ein Muster in Dialog mit den Skate-Objekten.


Realisierung

Durch seine spezielle Nutzung und seine Lage im Flutgebiet muss der Platz vielen teils widersprüchlichen Herausforderungen gewachsen sein.
Die kleinen harten Rollen der Skateboards verlangen nach einer möglichst ebenen, glatten Oberfläche, die bei Stürzen nicht zu Abschürfungen führt, die bei Regen aber auch die Rutschfestigkeit eines öffentlichen Platzes gewährleistet.
Die Neigung der Fläche muss ein restloses Abfließen von Rheinflut oder Regen gewährleisten, darf zum Skaten aber nicht zu steil sein.
Die Sprünge der Skater, aber auch harte Winter und Überflutungen dürfen den Qualitäten des Platzes dauerhaft nichts anhaben, was durch die Konstruktion und Materialauswahl gewährleistet wird.
Schließlich galt es noch das Budget und die Termine einzuhalten, was beides gelang.

Erfolg

Bereits bei der Eröffnung zeichnete sich ab, welch großer Erfolg diese Zusammenarbeit der unterschiedlichen Beteiligten haben sollte. Die Skater nahmen den Platz von der ersten Minute an Besitz und seitdem ist er täglich voller Menschen. Doch nicht nur für die Skater hat sich die Anlage ausgezahlt. Auch die Rheinpromenade ist seitdem immer voller Passanten, die den Skatern bei ihren Kunststücken zusehen. Der zuvor leblose Bereich des Neubauviertels „Rheinauhafen“ wurde plötzlich lebendig. Durch den Platz wurde ein aufwendig geplantes und gebautes Viertel, das jedoch noch nicht zur Stadt geworden war aktiviert und urbanisiert.
Es wurde ein hybrider Raum geschaffen, der zugleich Sportanlage und städtischer Platz ist.

Metrobox Architekten, Goebenstrasse 10-12, 50672 Köln – Tel. 0221-16866779

www.metrobox.org –
Foto credits: metrobox architekten
fertigstellung: 2011
Fläche: 2000 m²
team: Hendrik Bruns, Jens Bartsch, Jan Sauerborn, Jochen Robert
location: Rheinauhafen, Köln, Deutschland