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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Gutachterverfahren Sporthalle und Freifläche Mariannenstr 47

1. Rang

mab - mathewson architektur berlin

Architektur

Extern Garten- und Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Homepage mab: www.ma-b.net

Mitarbeit: M. Arch. L. Gray
Kostenschätzung: Schönfeld Architekten
Haustechnik: Ing.-Büro R. Dieme
Statik: Ing. Büro M. Leupold

Städtebau / Bauwerkorganisation

Rekonstruktion des Hofraumes mit Neubau in Flucht des historischen Schulgebäudes

Wiederaufnahme der ehemaligen Raumkante mit zeitgemäßen Mitteln : eine transluzent schimmernde Platzfront, die sich als vielfältig nutzbarer Geländesockel in den Gartenanlagen fortsetzt

Sensibler Umgang mit dem besonderen, verwunschenen Ort: Steigerung dieser vorhandenen Qualität des Ortes, auch durch Inszenierung der Eingangssequenz, welche hin zum von innen leuchtenden transluzenten Glaskörper des Neubaus und zum Haupteingang in den transparenten Brückenverbinder führt

Gestalterische Zurückhaltung gegenüber der denkmalgeschützten Sporthalle des nach Plänen des Architekten und Stadtbaurates Hermann Blankenstein (erbaut 1893 / 1914), gekennzeichnet durch bewusst einfache Formensprache des Neubaus, welcher einen erhabenen Hintergrund für die historische Bausubstanz bildet und auf eine vordergründige Signifikanz verzichtet

Konsequente Haltung des Neubaus als strapazierfähiger, öffentlicher Bau in der Tradition Berliner öffentlicher Bauten, mit einer bewusst gewählten Langlebigkeit aller verwendeten Details und Materialien

Ein niedriger Geländesockel mit zwei Baukörpern erinnert an das unwiederbringlich verlorene Schulgebäude auf dem Grundstück Mariannenstraße 47. Damit werden die Räume des Hofes definiert sowie die Dominanz der bauhistorisch bedeutsamen Turnhalle respektiert, der Zauber des Ortes wird allerdings gesteigert.

Eine transluzent schimmernde Platzfront erscheint auf dem Weg vom steinernen Stadtraum Kreuzbergs in den urbanen Dschungel des Blockinneren so rätselhaft wie verlockend.

Vom Haupteingang im transparenten Brückenverbinder gelangt der Besucher in den Umkleidetrakt. Zwei Kuben, getrennt durch ein zentrales Wasserbecken für das gesammelte Regenwasser, bilden den klar gegliederten Baukörper. Der Niederschlag wird dabei zunächst auf dem Gründach gefiltert, in das Becken geleitet und fließt über in eine rückwärtige Muldenzone mit niedrig wachsendem Bambus. Dies ist auch aus dem Inneren des Gebäudes zu beobachten. Ein gesonderter Abstellraum nimmt die Flucht sowie Form- und Materialsprache des Neubaus auf und schafft einen qualitätvollen Zwischenraum auf dem geschaffenen Sockel

Die Neubauten werden aus massiven, gestampften Lehmwänden im Kontrast zur Leichtigkeit des doppelschaliigen Profilbauglas errichtet. Keramische Boden- und Wandbeläge ergänzen diese Materialien im Inneren des Neubaus.

Innere Organisation des Neubaus unter sensible Berücksichtigung der funktionalen Abläufe eines Umkleidegebäudes. Formulierung von sicht-geschützten Grundrisszonen, um direkten Einblick in die Umkleiden bzw innerhalb dieser in die Wasch- bzw. Duschbereiche auszuschließen

Ausdruck der zweigeteilten Grundrissorganisation im Baukörper durch Zäsur zur Gartenseite hin, die von innen den Ausblick in die Gartenanlagen ermöglicht und zugleich Sammelbecken für das durch das Gründach des Neubaus anfallende Regenwasser dient und somit diesen ökologischen Vorgang erlebbar macht

Bauliche Sichtbarmachung natürlicher Prozesse , Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der verwendeten Materialien – Nachhaltigkeit wird in allen Aspekten und Details des architektonischen Konzepts als Verpflichtung gesehen.


Außenanlagen

Die Gartenanlagen gliedern sich in drei Teilbereiche mit der kritische Rekonstruktion des Vorplatzes vor der Sporthalle sowie der Ausbildung des quer im Hof gestellten Sockels mit einladenden Sitzstufen sowie mit einer Rampe zur barrierefreien Zugängigkeit. Die große Hoffläche, inszeniert durch Gruppen von eleganten ca. 6 m hohen Holzstangen den vorhandenen Baumbestand mit ihren mächtigen Stämmen. Diese Installation bietet vielfältige Möglichkeiten von temporären Interventionen wie eingespannten Markisen als Raumteiler oder Dächer, angehängte Seile oder die teilweise Umwandlung einer Stangengruppe als Spielgerüste. Unter Bezug auf die räumliche Dimension der Turnhalle wird eine überbreite Sitzbank im großen Hof angeordnet. Flankierend ergänzt eine Versickerungsfläche für den Altbau diese Figur.

A: kritische Rekonstruktion des Vorplatzes vor der Sporthalle
B. Ausbildung des quer im Hof gestellten Sockels des Neubaues mit einladenden Sitzstufen, Rampe zur barrierefreien Zugängigkeit als Spiellandschaft und intimer Außenhof
C. große Hoffläche als „urbaner Dschungel“ mit vielfältig nutzbarerer Holzpfählen-Installationen sowie Ausbildung eines für unterschiedliche Funktionen geeigneten Außenraumes in den Dimensionen der historischen Sporthalle. Bambushain im Streifen hinter dem Neubau gespeist aus der Regenwassersickerfläche.

Verwendung ökologisch erwiesener Materialien im ganzheitlichen Konzept der Nachhaltigkeit. Bauwerk Neubau aus massiven gestampften Lehmwänden, welche einen kontrastreichen Gegensatz zur schimmernden Leichtigkeit der Glaswände aus doppelschaligen Profilglaselementen bilden. Keramische Boden- und Wandbeläge im Inneren des Neubaues. Sichtbarmachung der Regenwassersammlung bei Alt- (Sickerbecken im großen Hof) und Neubau (Sickerbecken in der Gebäudezäsur). Wiederverwendung des verbrauchten Duschwassers für z.B. Toilettenspülung. Gründach auf Neubau. Überdurchschnittlich hohe Dämmwerte aller verwendeten Baustoffe. Überschreitung der nach neuer EneV vorgeschriebenen Werte. Einhaltung aller Kriterien zur Einstufung als BREEAM zertifiziertes Bauwerk.

Barrierefreie Zugängigkeit

Barrierefreie Zugängigkeit des Geländes durch Neuverlegung des Pflasters eines Gehstreifens des historischen, gepflasterten Zuweges. Ausbildung einer für barrierefreie Nutzung bemessenen Umkleide- und Duschbereiches gemeinsam mit einer Betreuerumkleide. Nutzbarkeit der Gartenanlagen für Rollstuhlnutzer im Bereich des Sockels und der Rampenanlage vor dem Neubau.

Verwendung von Profilbauglas

Das Prinzip von doppelschaliger Profilverglasung: Profilit™ Plus 1,7-Profilverglasung strahlt nur wenig vermindert Sonnenenergie ein, die auf Grund eines hervorragenden Wärmedämmwertes der zweischaligen Verglasung zum größten Teil im Innen-raum gespeichert wird. Die Wärmestrahlung (von innen nach außen) wird an der Metalloxydschicht in hohem Maße (ca. 70%) reflektiert und der Wärmetransport spürbar gebremst. Dadurch sorgt Pilkington Profilit™ Plus 1,7 für ausgezeichnete Behaglichkeit an kalten Wintertagen und senkt gleichzeitig die teuren Heizkosten.

Auf die Wärmedurchgangszahl Ug bezogen, ergibt sich bei zweischaliger Verlegung eine Verbesserung des Ug - Wertes um ca. 30% im Vergleich zu Pilkington Profilit™ in Normalausführung. Von der Funktion her wirkt diese selektive Metalloxydhalbleitersch nicht infrarotreflektierend, so dass Pilkington Profilit™ Plus 1,7 im Vergleich zu Profilit™ in Normalausführung damit stark verbesserte Wärmedämmwerte er-reicht.

Aus Mangel an metallischen Rohstoffen entstand nach dem zweiten Weltkrieg die Idee, Glasprodukte als Ersatz für Dachrinnen zu fertigen. Rasch erkannte man das Potenzial dieses neuen Produkts und aus der Idee der gläsernen Regenrinne entstand das geformte U-Profil: Aneinandergereiht ergaben U-Profile eine sprossen- und rahmenlose Verglasung. Diese U-Bahnen wurden einfach mit dem Baukörper verbunden, so dass sich dabei auch Materialien wie Aluminium, Stahl und Holz einsparen ließen. So hielt das als U- oder Profilbauglas bekannte Produkt Einzug in die Glaswelt. In den letzten Jahren wird das Material verstärkt aufgrund des damit erzeugbaren besonderen Ambientes - aber auch dank der überdurchschnittlichen Wärmedämmwerte der doppelschaligen Ausführung - eingesetzt.

Profilbauglas stellt eine wirtschaftliche und einfache Möglichkeit dar, Fassaden und Lichtöffnungen aller Art sprossenlos zu verglasen, so dass diese Gläser häufig in Industrie, Gewerbe und öffentlichen Bauten zum Einsatz kommen. Die U-Form verleiht dem Glas eine große statische Belastbarkeit, somit können in Abhängigkeit von der Windlast Einbaulängen von bis zu 6 m erreicht werden.

Die Profilglasprodukte werden mit einem ausgereiften Einbausystem, bestehend aus Aluminiumrahmen und entsprechenden Lüftungs- und Sichtelementen, eingesetzt, um hohen architektonischen und technischen Anforderungen gerecht zu werden.


Gründachaufbau als extensive Dachbegrünung

Extensive Dachbegrünung als Systemaufbau gemäß FLL-Richtlinien bestehend aus einer Schutz- und Speichermatte GDT S 300 zum Schutz der Dachdichtung sowie als zusätzlicher Wasser- und Nährstoffspeicher, Dränageelement GDT DE 20 mit Wasserspeichermulden, Entwässerung gemäß DIN 4095, Filtervlies GDT S 100, mineralischem Extensivsubstrat GDT Typ E, 70 l/qm, flugfeuerbeständig gemäß DIN 4102 Teil 7, sowie einem Kiesrandstreifen und einer Sprossenaussaat GDT Typ Sedumteppich liefern und aufbringen.

Aufbauhöhe: ca. 9 cm
Trockengewicht: ca. 60 kg / qm / Gewicht wassergesättigt: ca. 100 kg / qm
* selbsterhaltend / pflegeleicht
* geringer Wartungsaufwand
* flächendeckend / sehr gute Schutzfunktion
* hohes Speichervolumen / geringe Temperaturschwankungen
* Speichervolumen ca. 40 l/m²


Umgang mit der Ressource Wasser

Über die Dachflächen sowohl der Turnhalle als auch des Umkleideneubaus wird das anfallende Regenwasser gesammelt und auf dem Grundstück versickert. Das Regenwasser des Turnhallendaches wird erlebbar rechts des Zugangsweges zum neuen Umkleidegebäude in einem mit Flußsteinen versehenen Sickerbecken gesammelt. Das auf dem Schrägdach des Umkleidegebäudes anfallende Regenwasser wird sichtbar im rückwärtigen Gebäudeeinschnitt gesammelt und von hier aus in den Bambushaingeleitet.

Das in den Duschen produzierte Grauwasser wird für die Entwässerung der Aussenanlagen im ehemaligen Kohlenkeller unter dem Turnhallenanbau gesammelt, gefiltert und kosteneffektiv wiederverwendet.

Außer dem anfallenden Schwarzwassser aus den Toilettenspülungen soll kein Abwasser vom Grundstück in die öffentliche Kanalisation in der Mariannenstrasse gelangen.

Wasserdurchlässige Wegeflächen der Aussenanlagen

Durch den TerraWay® - Belag wird das Niederschlagswasser direkt in die Schottertragschicht geleitet wo es, je nach Untergrund, sofort oder verzögert versickert. Generell erfolgt durch den TerraWay® - Belag eine Entspannung der Abflusssituation. Entweder wird das Wasser versickert, oder es erfolgt durch die Abflussverzögerung ein Kappen der Regenwasserspitzen in der Kanalisation und in den Vorflutern. Dadurch wird die Hochwassergefahr gemindert.

Durch die Verwendung von verschiedenen Edelsplitten und Zuschlagstoffen in Form und Farbe lassen sich gestalterisch viele Möglichkeiten verwirklichen. Bei den zur Erzeugung von Farbnuancen einsetzbaren Zuschlagstoffen handelt es sich um Naturprodukte.

Durch die Modellierfähigkeit von TerraWay® - Mörtel (Binder-Splitt-Gemisch) besteht auch die Möglichkeit zur Herstellung von behindertengerechten Belägen, Skateranlagen o.ä. ohne Stufen oder Steigungen bis zu 30° und. mehr.