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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2016

Sanierung und Erweiterung Thermalbad Egelsee

Badlanschaft

2. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Schneider Gmür Architekten

Architektur

Pauli I Stricker Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Hunziker Betatech AG

sonstige Fachplanung, Wasserbau

Erläuterungstext

Der horizontal strukturierte Baukörper der Schwimmhalle wird an der Hauptstrasse ausgerichtet und findet eine Fortsetzung im eingeschossigen Verbindungsbau , der als Scharnier zum bestehenden Bad fungiert. Mit der räumlich begrenzten Öffnung dockt der Neubau an das bestehende Bad an. Damit wird die bestehende Badehalle so gering wie möglich beeinträchtigt und bleibt weitgehend unversehrt.
Die Schwimmhalle wird sanft in die abfallende Topografie gelegt. Eingang, Foyer und Tribüne liegen auf der oberen Ebene. Dem natürlichen Terrainverlauf folgend liegen die Garderoben und der überhohe Raum für das Bad tiefer. Obenliegende, horizontale Fensterbänder spenden ein atmosphärisches Licht, schaffen einen kontrollierten Bezug zur Umgebung und schützen die Besucher vor Einblicken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt unterstellt sich der Geometrie der Hauptstrasse und lässt die etwas nackt wirkende Eingangsfassade zurückhaltend aber authentisch in Erscheinung treten. Der Zugangshof entspricht dem erwarteten Benutzerverhalten, wünschbar wäre allerdings eine grosszügigere Vordachlösung. Der mit grossem Respekt gegenüber den Nachbarbauten gestaltete Baukörper gewährt ringsum den für das Zusammenleben notwendigen Umraum.
Die gestalterischen Vorzüge liegen primär im Innenraum. Es ist die räumliche und funktionale Ruhe, die benutzerfreundliche Übersicht, die sich als eigentlicher Grundgedanke des Konzepts entpuppt. Die selbsterklärende Besucherführung geschieht über eine klare Differenzierung der geschlossenen und transparenten Raumhüllen. Sie wird unterstützt durch die kontrollierten Ein- und Ausblickmöglichkeiten und durch den stimmungsvollen Einsatz des Tageslichts. Der Verbindungsbau zwischen dem neuen und dem vorhandenen Bad ist zwar flächenmässig relativ bescheiden ausgelegt, dank geschickter Differenzierung der Durchgangs- und Ruhebereiche ergibt sich jedoch eine natürliche Begegnungszone.
Die Gestaltung der Aussenbereiche wird sorgfältig und glaubwürdig an die Ein- und Ausblickfunktionen angepasst. Mit der über Eck verglasten Fassade zum Innenhof können die etwas engen Raum-verhältnisse geweitet und aufgewertet werden. Die für die Bad-enden zugängliche Aussenzone liegt, optimal besonnt und dezent geschützt, hinter einer begrünten Betonwand.
Betrieblich erfüllt der Entwurf weitgehend die gestellten Anforderungen; der Zugang zur Tribüne bei Wettkampfbetrieb ist kurz und direkt, die Treppe zu den Garderoben hingegen ist zu schmal, die Wege zum Schwimmbad sind relativ lang, die hier gewünschten Sitz- und Ablagegelegenheiten fehlen ganz. Die Tribüne erfüllt – trotz Höhensprung – die Bedürfnisse des Wettkampf- und Badebetriebes auf einfache Weise, schwer verständlich ist die Lage der thermischen Trennwand.
Die Erschliessung für Fussgänger und Velofahrende ist gut gelöst, die Anlieferung erfolgt über die westliche Zufahrt, wo sich auch die erforderliche Einbringöffnung befindet. Der dazugehörende Lift hingegen liegt auf der gegenüberliegenden Seite. Eine interne Ver-bindung für den Betrieb der beiden Bäder wird nicht angeboten.
Das unprätentiöse Konzept und die sachbezogene Gestaltung des Projekts lassen auf eine wirtschaftliche Lösung schliessen, die sich auch im Betrieb und im Unterhalt kostengünstig verhält. Eine Aus-nahme bildet die vom Terrainverlauf abgeleitete, schiefe Lage der Dachkonstruktion. Aufwändig erscheint die bauphysikalisch an-spruchsvolle Detaillierung mit entsprechenden Kostenfolgen, und die schräg in die Dachträger eingeschobene Decke erschwert die Installation einer Photovoltaik-Anlage.
Das Projekt erfüllt die Erwartungen des Programms in hohem Mass; der pragmatische, respektvolle Umgang im städtebaulichen Kontext und der innovative Ansatz gegenüber den nutzungs-bedingten Bedürfnissen finden Anklang und überzeugen auch dank einem gewissen Entwicklungsspielraum.