modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag | 11/2016

Erneuerung Eisstadion, Vaillant Arena

La Rotonda

Teilnahme

Scheitlin Syfrig Architekten

Architektur

Fanzun AG

Architektur

Makiol Wiederkehr AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Das Eishockeystadion in Davos besitzt mit seiner markanten Dachkonstruktion aus Holz im Gegensatz zu vielen anderen Stadien einen unverkennbaren Identifikationswert. Dieser Wert bildet die Grundlage im vorliegenden Erneuerungsprojekt. Mit einer minimalen Erweiterung von durchschnittlich 5 metern werden die Enden der Kreuzform verlängert und erhalten auf der Ost-West- und Südseite einen neue Abschluss. Die Kreuzform kann so erhalten werden und wird nicht durch zusätzliche Elemente verunklärt. Die Nordfassade bleibt wie heute bestehend erhalten.

Im Innern wird durch das Erschaffen einer umlaufenden Ringzirkulation im ersten Obergeschoss die Funktionalität einer neu gebauten Arena erreicht. Diese ist direkt von Aussen über Treppenanlagen erreichbar und bildet eine Verteilzone auf die unteren und oberen Zuschauertribünen. Vom zentralen Eingang auf der Nordseite aus ist somit jeder Platz problemlos erreichbar. Durch das Anheben der Ringzirkulation auf das erste Obergeschoss entsteht im Erdgeschoss eine zusammenhängende Betriebsebene mit ebenerdiger Anlieferung und direktem Zugang zum Eisfeld. Verpflegungsstände und sanitäre Anlagen gemäss Anforderungen Nationalliga sind direkt von der Ringzirkulation zugänglich. Der Gästebereich kann je nach Bedürfnis direkt von Aussen erschlossen werden. der Stehplatzbereich ist abtrennbar und mit eigenen Infrastrukturen (WC, Verpflegung) versehen.

Die Südtribüne wird neu gebaut, im Volumen unter der Tribüne finden die vom Club geforderten Büro- und VIP Räume Platz. Die Garderoben im EG werden gemäss Raumprogramm erneuert. Im Osten und Westen wird der obere Tribünenteil neu gebaut. Dieser kragt freitragend über der Ringzirkulation aus. Dadurch entsteht eine freie Zone, die als Aufenthaltsbereich währen den Pausen dient.

Neu wird das Stadion für Besucher nur noch von Norden her erschlossen, was eine Optimierung im Personenaufwand während des Matchbetriebs erlaubt. Gäste wie auch die Gastmannschaft erreichen ihren Bereich von der Südseite aus. Die Zufahrt auf das Eisfeld wie auch die Verbindung für die Eismaschine bleibt am bestehenden Ort. Der Südteil erhält eine eigene Anlieferung verbunden mit einer Liftanlage. Durch die Ringzirkulation im ersten Obergeschoss ist das gesamte Stadion rollstuhlgäng erreichbar. Die Notausgänge sind im Alltagsbetrieb nicht benutzt und dienen einzig der Entfluchtung. Sie führen direkt ins Freie und sind so angeordnet, dass keine Konflikte mit Engpässen oder Erschliessung der Feuerwehr entstehen.

Bedingt durch die Neuorganisation der Fluchtwege fallen viele Plätze weg. Dies wird durch die Obertribünen im Ost und West sowie die weitausschwingende Südtribüne kompensiert. Die Stehplätze sind im Unterrang angeordnet, auf der Ostseite (wie bestehend) für die Heimmannschaft, ein kleinerer Bereich der Westseite ist für die Gäste reserviert. Die Anzahl der Stehplätze beträgt neu 1245 Heim und 368 Gast, total 1613. Das Angebot an Sitzplätzen kann mit dem vorliegenden Erneuerungskonzept um gut 600 erweitert werden, von bestehend 3408 auf neu 4047. Bei Bedarf kann auch die Anzahl an Stehplätzen erweitert werden, allerdings zu Lasten von Sitzplätzen.

Beurteilung durch das Preisgericht

La Rotonda ist ein Projekt, das ganz und gar dem Erscheinungsbild der Vaillant-Arena gewidmet ist: nach dem Umbau soll die markante Kreuzfigur der berühmten Eishalle unverfälscht wieder sofort erkennbar sein, scheinbar ohne dass Erweiterungen oder Anbauten stattgefunden hätten. Das ist vom architektonischen und ortsbaulichen Standpunkt aus zuerst einmal eine überraschende Grundlage, auf der die weiteren Schritte und Konsequenzen der Projektierung beruhen. Wer die heutige VaillantArena kennt, weiss nur zu gut, dass sie keine optimale, dafür eine unverkennbare Eishalle darstellt, die dank des Spengler-Cups weltweit bekannt, einzigartig und schlicht zum Symbol für den HCD und Davos geworden ist. Dementsprechend hoch dürfte die Akzeptanz des Projekts La Rotonda bei der Bevölkerung sein.

Folgerichtig wird auch der Halle, die mit einem durch vier Bündel von aufgefächerten Bindern gegliederten Kreuzgewölbe überdacht, und dadurch in vier Apsiden unterteilt ist, grösste Aufmerksamkeit geschenkt: Die Tribünen werden, mehr oder weniger als einfache „Hänge“, zwischen den vier massiven Auflagern in die Höhe und Tiefe der Abschnitte hochgezogen. Das ist möglich, weil drei Giebel auf unauffällige Weise um zwei Binderfelder räumlich vergrössert und mit neuen Fassaden aus einer filigranen, verglasten Holzkonstruktion versehen werden. Diese Erweiterungen erlauben es auch, den geforderten Rundkurs um die Halle auf der Ebene der Zuschauer im ersten Obergeschoss zu realisieren, womit gleichzeitig gute Bedingungen für die Entfluchtung des Gebäudes wie auch für das Catering in den Spielpausen geschaffen werden, ohne dass sichtbare Zusatzbauten erforderlich wären. Oder andersherum: alles wird unter einem (vergrösserten) Dach organisiert.

Damit kommen wir zu einem dritten Momentum, der Innen-Aussen-Beziehung, die für das Projekt La Rotonda von besonderer Bedeutung ist. Die neuen, verglasten Holzständerfassaden erlauben im Osten und Westen Einsicht unter die Holztribünen, die auf Betonkonsolen gelagert sind und attraktive Räume für den Rundkurs bilden: the walk of fame. Damit wird die heutige Abschottung der Halle aufgehoben. Vor dieser architektonisch klaren Haltung und den daraus hervorgehenden, dezidierten Massnahmen bleibt unverständlich, warum die heutige Nordseite, bis auf Kleinsteingriffe, nicht entschiedener in die Gesamterscheinung eingebunden wird, und sei’s auch nur mit einem offenen, vorgestellten Holzständerwerk analog den anderen drei Seiten. Denn die Nordseite ist nun definitiv zum einzigen Haupteingang und damit zur eindeutigen Adresse der neuen Arena geworden.

Von hier werden die Zuschauer direkt hinauf ins erste Obergeschoss geführt, das dank des Rundkurses nun als Verteilebene dient, während das Spielergeschoss auf Ebene 0 nun bestmöglich für die Ansprüche des Spengler-Cups umgebaut werden kann. Feststellbar ist, dass das Raumprogramm, die betrieblichen Erfordernisse und die funktionalen Verknüpfungen gut angelegt worden sind. Ausnahme ist allerdings der Südbereich im zweiten und dritten Obergeschoss, wo sich diverse Logen, Lounches und Clubs befinden: sie alle haben keinen Einblick in die Halle. Dies wäre zwar korrigierbar, aber leider nur auf Kosten vieler, guter Zuschauersitzplätze, die geopfert werden müssen.

Damit ist ein schwieriges Thema angesprochen: der Kampf um möglichst viele (gute) Sitzplätze. Das Mass hierfür gibt wiederum der Spengler-Cup als finanziell wichtiges Standbein des HCD’s vor.

Es liegt in der Natur des gewählten Konzepts, dass einige Sitzplätze entlang den Rändern der tiefen Apsiden nur eingeschränkte Sicht auf das Spielfeld haben und darum wegfallen. Dies wird in den Plänen auch korrekt berücksichtigt. Dank der steilen Tribünenneigungen können zwar gute Sitzplätze geschaffen werden, allerdings um den Preis, dass keine weiteren Balkontribünen möglich sind, oder solche den Rundkurs mit Treppentürmen beeinträchtigen oder sogar verunmöglichen würden.

In der Summe und im Vergleich der anderen Projekte weist La Rotonda daher am wenigsten Sitzplätze aus. Die Baukosten bewegen sich im Mittelfeld.