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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau Marina Tiefenbrunnen in Zürich

EMERGENCE

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Waldrap Architekten

Architektur

Johannes von Pechmann Stadtlandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

WSP Suisse AG

TGA-Fachplanung

ZUEND IMAGES

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Marina Tiefenbrunnen ist konsequent aus der Ordnung und Logik der Hafenanlage heraus entwickelt worden. Ein viergeschossiges Wassersportzentrum sowie ein eingeschossiger Gastrostützpunkt bilden mit der öffentlichen Mole zusammen ein kohärent gestaltetes Rückgrat, das sich weit in die Seefläche hinausschiebt. Die beiden hintereinander und auf die gleiche Flucht gesetzten Baukörper markieren Anfang und Ende, während dazwischen die Mole wie ein begehbares Band aufgespannt wird. Das Wassersportzentrum steht im Uferbereich mit der Schmalseite zur Stadt, um möglichst wenig Seesicht zu verstellen und viel Raum für die seitlichen Trockenplätze freizuhalten. Der Hauptzugang zum Wassersportzentrum und zum öffentlichen Restaurant ist bereits auf die zukünftige Parkanlage ausgerichtet. Solange die Wasserschutzpolizei bestehen bleibt, sind die räumlichen Verhältnisse beim Eingang etwas knapp bemessen. Beim Gastropavillon auf der Mole ist die Nutzung folgerichtig auf den See hin orientiert. Ein zusätzlicher Kiosk sorgt dafür, dass keine Rückansicht entsteht. Die Gestaltung des linearen Raums auf dem Wasser ist minimal und vertraut ganz auf die Einmaligkeit des Standorts. Eine exzentrisch platzierte, rund 90 Meter lange zweiseitige Bankreihe ist die einzige Möblierung. Sie zoniert die Mole und setzt den Blick auf den See wirkungsvoll in Szene. Der landseitige Freiraum beim Wassersportzentrum wird fast ausschliesslich für die Sportinfrastruktur gebraucht und konsequent für diese Nutzung optimiert. Anlieferung und Erschliessung des Geländes sind folgerichtig entlang der Seestrasse aufgereiht. Der Zugang zum öffentlichen Restaurant erfolgt direkt von der nördlich anschliessenden, geplanten Parkanlage aus, was bei der Gestaltung des Wegenetzes noch besser berücksichtigt werden sollte. Eine stärkere Einbindung des Wassersportzentrums in die Grünstruktur ist ebenfalls wünschenswert. Die innere Organisation der Baukörper und der architektonische Ausdruck bilden eine klar ablesbare und sich gegenseitig bedingende Einheit. Allseitig auskragende, deckungsgleiche Geschossdecken mit raumhohen Strukturverglasungen betonen die Horizontalität und Transparenz der Anlage. Beide Gebäude sind als zweischiffige Anlagen konzipiert, bei denen die einzelnen Räume als Kammern ausgebildet und direkt aneinander angeordnet sind. Die zentrale Vertikalerschliessung erfolgt über eine natürlich belichtete zweiläufige Treppe mit seitlichem Aufzug. Brandschutztechnisch ist hier ein zusätzlicher Fluchtweg notwendig. Die Haupterschliessung für die Sportlerinnen und Sportler erfolgt primär von aussen über die umlaufenden, offenen Lauben und Terrassen. Das gesamte Raumprogramm – die Werkstatt, Material- und Trockenräume im Erdgeschoss, die Garderoben, Trainings- und Schulungsräume im 1. Obergeschoss sowie die Clubräume im 2. Obergeschoss – werden im Aussenklima über eine einläufige Treppe und die umlaufenden Terrassen erschlossen. Dadurch bleibt die Nässe draussen; Aussicht, Wind und Wetter werden bewusst in die Gebäudenutzung integriert. Das einfache statische System und die hohe Kompaktheit lassen vergleichsweise tiefe Erstellungskosten sowie gute Werte bezüglich dem geforderten Minergie-PECO-Standard erwarten. Der vorgeschlagene Holzskelettbau mit Holz-BetonVerbunddecken, die raumhohen Verglasungen und die äussere Hülle aus GFK-Gitterrosten sind aus dem Kontext und aus der spezifischen Nutzung gut nachvollziehbar hergeleitet. Die Gitterroste bieten einen effizienten Sonnen- und vor den Garderoben einen willkommenen Sichtschutz. Trotz einer sehr funktionalen Erscheinung versprechen die Materialisierung und das Spiel mit Licht und Schatten schöne Raumstimmungen. Die Aussteifung erfolgt über den Erschliessungskern aus Ortbeton. Nur knapp die Hälfte der Gebäudefläche ist unterkellert. Im Aussenbereich ist der Schutz der Holzkonstruktion noch nicht überall gelöst. Insgesamt gibt «EMERGENCE» auf die gestellte Wettbewerbsaufgabe eine klare und einfache Antwort. Für den Segelsport funktioniert die Anlage einwandfrei und trotzdem kommt der öffentliche Charakter der Anlage klar zum Ausdruck. Die rationale Konstruktion und die reduzierte Materialisierung schaffen mit dem Wasser, dem Licht und der offenen Landschaft zusammen eine eigene, unverwechselbare Stimmung.