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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2018

Neubau Marina Tiefenbrunnen in Zürich

WASSERLINIE

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 15.000 CHF

Claudia Meier & Markus Bachmann / M B A A

Architektur

égü Landschaftsarchitekten - Keller + Seibold

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Raumanzug GmbH

Bauphysik, TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Mole bestimmt als Band die Organisation des Ortes und verbindet die einzelnen Räume und Nutzungen in einer grossen Geste. Sie reicht von der Strasse bis hinaus auf den See. Landseitig wird sie durch das auf der südlichen Molenseite liegende Wassersportzentrum, seeseitig durch die Gastro-Dépendence, die auf der nördlichen Seite der Mole angeordnet ist, räumlich moduliert. Mit dieser einfachen Verschiebung wird der Raum zwischen den Baukörpern aufgespannt und in eine grosse s-förmige Figur überführt. Diese Raumfigur verbindet folgerichtig die Haupträume an der Mole, den zukünftigen Park im Norden sowie die Bootsliegeplätze im Süden. Die einfache und klare Zonierung schafft eine grosszügige Ausgangslage. Genauso grosszügig und dadurch vielfältig und flexibel nutzbar wird die Fläche auf dem Wasser behandelt: Sie wird zur Bühne für den Alltag oder für verschiedene Veranstaltungen. Mit seiner Position auf einem erhöhten Hartplatz – der «Mole an Land» – trennt das Gebäude auf natürliche Weise den Hafenbetrieb von der öffentlichen Parkseite. Die zukünftige Parkanlage und die Passerelle zum Quartier werden gut mit dem Projekt verknüpft. Durch die Intention der Verfassenden, den Bereich um das Wassersportzentrum als Mole an Land zu lesen und in gleicher Breite und Materialität weiter zu führen, entsteht im Übergangsbereich zum Strassenraum eine ungelöste Situation: Die grosse Geste verläuft sich in einer unbedeutenden Strassensituation und findet keinen Abschluss. Die innere Organisation des Wassersportzentrums leitet sich aus der städtebaulichen Disposition ab. Das zweiteilig aufgebaute Volumen weist eine Auskragung zu den Trockenplätzen auf, um im oberen Teil grössere Flächen für das Restaurant und den Clubbereich zu schaffen. Die zugehörigen Terrassen bilden einen teilweise zweigeschossigen Panoramaraum mit guter Sicht auf See und Alpen. Die Auskragung führt jedoch zu einer Ambivalenz im städtebaulichen Ausdruck. Während die Reduktion des Sockels auf die Flucht der Mole nachvollziehbar ist, deutet die Richtung der Auskragung zu den Trockenplätzen und lenkt damit die Ausrichtung weg von der öffentlichen Seite des Parks. Im unteren Teil des Volumens befinden sich die Einrichtungen für den Hafenbetrieb und den Wassersport. Die Bereiche im Erdgeschoss sind je nach Nutzungsgruppe entweder zur Parkseite oder zu den Trockenplätzen orientiert. Garderoben und Schulungsräume befinden sich im 1. Geschoss. Der geschickt mit dem Shop kombinierte Empfang dient als zentraler Eingangsraum für alle Nutzungen. Das erklärte Ziel der Verfassenden, die einzelnen Nutzungen ab diesem Eingangsraum unabhängig erschliessen zu können, führt aber zu einer Vielzahl von parallelen, vertikalen Erschliessungswegen, die eine Verunklärung des inneren Aufbaus nach sich ziehen. Für den Zugang zum Restaurant ist auf der Nordseite eine Wendeltreppe halb in das Volumen integriert, halb als plastisches Element hervorstehend. Obwohl die Geste an dieser Stelle ihre Legitimation besitzt, wirkt sie aufgesetzt und letztlich für ihren Zweck zu klein. Eine Betonstruktur mit Stützen, Platten und Scheiben gliedert den Baukörper im Inneren und Äusseren. Die Auskragung wird durch Wandscheiben in den oberen beiden Geschossen gehalten. Sie zwingt den Räumen auf der Südseite jedoch eine nicht nachvollziehbare Richtung auf. Holzverkleidungen und Fensterelemente fachen die Tragstruktur aus und bilden die eigentliche Hülle. Leider ist die beabsichtigte Wirkung der Materialien zwischen Rauheit und Perfektion nicht eindeutig erkennbar. Die Wirtschaftlichkeit des Projektvorschlags liegt im mittleren Bereich – die Anforderungen bezüglich Minergie-P-ECO-Standard werden erfüllt. Insgesamt liegt die Stärke des Projekts in einer überzeugenden städtebaulichen Disposition, die den Hafen mit dem zukünftigen Park mittels einer grossen räumlichen Figur zu verbinden vermag. Die Inszenierung der breiten, leeren Mole als Freiraum und Plattform für öffentliche Nutzungen verschafft dem Ort eine besondere Bedeutung. Leider wirken das Gebäude trotz vorhandener struktureller Ansätze weniger stringent, die Organisation weniger klar und der Ausdruck nicht in gleichem Masse elementar und nachvollziehbar. Das städtebauliche Versprechen findet so auf der architektonischen Ebene keine adäquate Fortsetzung und Entsprechung.