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Einladungswettbewerb | 11/2017

Strandbad

Teilnahme

Erich Laure Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Seltsam, dass in Kärnten jeder See seinen eigenen Charakter aufweist.
Es ist nicht immer leicht zu beschreiben, aber fühlen tut man das sofort!

Die Kärntner Seen sind eingebettet zwischen Hügeln und Bergen, so auch der in die Hügelwelt „Mittelkärntens“ eingebettete 1,3 km lange Längsee, mit seiner wundervollen, intakten und unberührten Uferlandschaft.

Dieser See, diese Region weißt keine konkrete Seearchitektur, wie man dies vom Wörthersee oder Millstätter See kennt, auf. Die Landschaft, die Architektur ist geprägt vom ländlichen Leben, vom bäuerlichen Umfeld, aber auch vom Klerus mit seinem wundervollen Stift Sank Georgen!

Der Längsee ist nicht nur in den Sommermonaten eine Wohlfühloase, nein auch im Winter, wenn man mit den Eisschuhen am Spiegeleis seine Runden zieht.

So ist es nur selbstredend, dass man alle Jahreszeiten für die Planung des neuen Strandbades, das viel mehr sein muss, einbezieht!

Das Strandbad St. Georgen am Längsee liegt am Südufer des Sees und ist geprägt von einem schmalen vom Westen ausgehenden Grundstück das bis zu 2/3 des südlichen Abschnittes des Ufers einnimmt. Tangierend an diesem Grundstück führt die Längsee Straße entlang.
Durch diesen räumlichen Aspekt wurden angrenzend zur Straße die Baukörper gesetzt, um hier den nötigen Puffer zwischen Verkehr und Ruheraum zu schaffen.

In Auseinadersetzung mit der Landschaft, mit dem Ort, mit dem Kulturraum wurde kein kompliziertes geometrisches System erarbeitet.
Sondern es wurde bewusst, in Anlehnung auf die bäuerliche Bauweise, eine architektonische Neuinterpretation zur Haufenform gewählt.

Wie bei der Haufenform üblich wird der Hofraum nicht ganz abgeschlossen. Räumlich bleibt ein Übergang vom Hof in den Obstgarten, von dort auf die Wiesen in den Wald. Die Intimität des Hofraumes ist dem Anwesen fremd und nicht notwendig.

Diese Anschauung von Räumen, Freiräumen, vom Wirtschaften und Bewirtschaften entspricht absolut dieser Entwurfsaufgabe. Die angeordneten Objekte dienen den Besuchern und Betreibern.

Die Stellung der Haufenform wurde bewusst so gesetzt, dass wie schon erwähnt der Verkehrslärm abgeschottet wird und genügend Freiräume zum See erhalten bzw. vergrößert werden.
Die Objekte erhalten, wie bei der Analyse auch unterschiedliche Dachsysteme: Satteldächer mit begrünten (Schilfe und Moose) Flachdächern, Zeltdach die mit Flachdächern aus Brettsperrholzdecken verbunden werden. Die vorhandene Architektur der Badehäuser mit seinen Zeltdächern bleibt erhalten und werden mit einer Holzlattung gedeckt und verkleidet, dadurch ergibt sich ein großes Ganzes.

Der gedeckte zentrale Haupteingang ist die sogenannte „Laben“ mit Blick zum See. Von dort kommt man gedeckt (Lauben) zu den unterschiedlich Häusern immer mit Blick zur Landschaft, zum See, zu den Wiesen, zu den Badestränden, zum Wald…

Das architektonische Ensemble des Strandbades St. Georgen am Längsee spiegelt sich nicht nur in der räumlichen Stellung der Haufenform wieder, es geht auch auf die Ausformulierung der Architektur ein.

Das Erdgeschoss wird mittels breiteren Brettern mit rückversetzter schmaler Lattung verkleidet. Die zusätzliche Leichtigkeit für ein Strandbad wird mittels zu öffnenden Glaselementen, sowie gedeckten Laubengängen, Pergolen mit zwischen liegenden Segeltüchern die im Wind tanzen, erzeugt.

Die Haupträume wurden als Satteldachkonstruktion entwickelt. Diese Räume: Genusswirtschaft, Kassenraum, Aufenthaltsraum und ÖWR erhalten ein Raumerlebnis das ihnen zusteht.

Für das Obergeschoss bzw. die Dachlandschaft wurde eine schmale Lattung mit Abstand gewählt. Die Flachdachkonstruktion über den Nebenräumen wird mit einer Begrünung aus Schilfen und Moosen versehen. Diese Begrünung ist vom weiten sichtbar und spiegelt die Leichtigkeit, die Freude zur Natur zum Landschaftsraum Längsee nach außen hin.

Die Genusswirtschaft am Längsee sollte, nein sie muss ein Anziehungspunkt für das ganze Jahr sein! Das Strandbad Längsee ist nicht nur Strandbad, sondern wir lieben den See zu jeder Jahreszeit!

Die Genusswirtschaft ist daher mit ihrem nach oben hin offenem Raum, den gedeckten Terrassen und der gemütlichen Ecke mit offener Feuerstelle – Fogolar, absolut geeignet das ganze Jahr bespielt zu werden. Ob zum Törggelen, Frigga`n, Gansl`n, Lesungen, Weihnachtsfeiern, Silvester am See, Ostereiersuchen und vielem mehr. Dies ergänzt sich prächtig mit dem „Greißler bei der Laben“ welcher regionale Schmankerln, Handwerkskunst aus der Region „Mittelkärnten“ zum Verkauf anbietet.

Ein Alleinstellungsmerkmal ist entstanden!

Beurteilung durch das Preisgericht

Die angebotene städtebauliche Lösung in Form der Neuinterpretation eines Haufenhofes wird grundsätzlich positiv bewertet, das Verkehrskonzept weist jedoch deutliche Schwachpunkte auf und engt den gewünschten Vorplatzbereich unangemessen ein.
Kritsch angemerkt wird die sowohl formal problematische als auch technisch aufwendige Verbindung von Sattel-, Walm- und Flachdachkonstruktionen.
Die Funktionsbereiche sind klar ablesbar angeordnet, wobei der Gastronomiebereich ausschließlich in Richtung See reagiert und den Straßenraum vernachlässigt.
Die Anordnung der untergeordneten Funktionsräume in straßenbegleitender Lage führt zu einer rigiden Geschlossenheit und lässt die gewünschte filterartige Durchlässigkeit zum See vermissen.
Die konstruktive Durchmischung mit unterschiedlichen Stützrastern und Materialitäten wirkt sich auf die Wirtschaftlichkeit in Erhaltung und Betrieb nicht positiv aus.