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Selektiver Projektwettbewerb | 05/2021

Neubau Sportzentrum in Zürich-Oerlikon (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

Graber Pulver Architekten

Architektur

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die zentrale Projektidee ist ein erhöhtes Geschoss, eine «Beletage», wie es die Verfasser*innen nennen, auf dem sich alle Wasserbecken befinden. Somit sind die badenden Menschen gegenüber der Umgebung, der Strasse und den Sportanlagen visuell geschützt. Diese Absicht wird sehr positiv bewertet. Ein Nebeneffekt dieser typologischen Entscheidung ist ein reduzierter Aushub, was hilft, die Graue Energie zu reduzieren. Das erhöhte Geschoss wird gegen Westen hin über eine grosszügige Aussenterrassenanlage mit dem natürlichen Terrain verbunden. Hier sieht die Jury einen inhärenten Zielkonflikt zwischen der Verbindung von Beletage und dem Niveau der Fussballfelder sowie dem Bedürfnis der Badenden nach einem räumlichen und visuellen Schutz vor Passantinnen und Passanten.

Ein sich von der Wallisellenstrasse bis an die Siewerdtstrasse erstreckender Trakt teilt das Gebäude in einen östlichen und einen westlichen Teil: Im Osten liegen die Eishallen und das 50-Meter-Becken, gegen Westen die Lehrschwimmbecken und die Freizeitschwimmanlagen. Dieser Gebäudeteil formuliert im Erdgeschoss, das als Sockel ausgebildet ist, die Eingänge. Die Konsequenz, dass diese in ihrer Ausformulierung sehr gedrängt sind und in ein dunkles Geschoss führen, und der weite, unübersichtliche Weg vom Eingang über die Garderoben bis zum Schwimmbecken ist der Preis für die grosszügige, helle und schöne Beletage. Die räumliche Trennung der Badeanlage in zwei Seiten erschwert die Überschaubarkeit. Auch die Beziehung vom Haupteingang zu den Eissporthallen, die über eine Art Stichgang zu erreichen sind, ist ungenügend.

In seinem Ausdruck wird das Gebäude geprägt durch ein expressives, rundum laufendes Vordach, das gegen Süden hin mit Photovoltaik-Paneelen belegt ist, Sonnenund Blendschutz leistet und das die innere, heterogene Struktur unterschiedlich hoher Bereiche zusammenfasst. So bietet das Projekt eine klare Strategie für den Umgang mit dem komplexen Raumprogramm des Sportzentrums, wenn auch die möglichen Assoziationen mit dem Vordach von der Jury kritisch gesehen werden.

Der Garderobentrakt auf dem südlichen Arealteil ist als zweigeschossiger Pavillon formuliert. Das obere Geschoss verfügt über einen umlaufenden Balkon, der gegen Süden durch das Restaurant genutzt werden kann. Die Freizeitsportanlagen liegen zwischen dem Garderobentrakt und dem östlichen Spielfeld.

Das Projekt schlägt vor, grundsätzlich rezyklierte Materialien einzusetzen und die Synergien der Energiesysteme von Eis- und Badeanlagen zu nutzen.

Das Tragwerk besteht aus ein einem fugenlosen Betonsockel, eingeschossig in den Boden eingelassen. Darüber spannen sich Stahlkonstruktionen, im Verbund mit Betondecken. Fachwerkträger für die grossen Spannweiten, dazwischen aber auch Vierendeelrahmen erlauben eine weitgehend unbehinderte Leitungsführung. Die Kombination Massivbau – Leichtbau in Stahl überzeugt als sinnvolle Arbeitsteilung.

Dem Projekt gelingt es, ein starres Feldersystem mit einer abwechslungsreichen und ökologischen Parklandschaft zu verflechten. Die clusterartige Organisation der Felder ist öffentlich und aktionsgeladen entlang der Wallisellenstrasse, ruhiger und kleinräumiger zum Wohnquartier. Der in seinem Ausdruck halböffentliche und partizipativ bespielbare Kühried-Grünzug widerspricht dem Bedürfnis eines öffentlichen Raumes an dieser Stelle. Die etwas unruhige Disposition mittels Mauern, Sitzkanten und grosse Nutzungsflexibilität vermuten lässt. Das Aussenraumkonzept überzeugt in seinem sorgfältigen und differenzierten Umgang mit dem Baumbestand und dem klaren ökologischen Konzept, das hinter jeder räumlichen Intervention steht.

GELATO AL LIMON ist ein wertvoller Beitrag, der besonders klare Bilder davon vermittelt, was der Ort, das Gebäude und sein Innenraum sein könnten: Ein Haus mit umlaufendem Dach, welches die heterogene Struktur zusammenhält, und mit einem grosszügigen, hellen Innenraum sowie einer intensiven Beziehung zur umgebenden Landschaft der Sportplätze.