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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 06/2021

Ersatzneubau Hallenbad Lido in Weggis (CH)

Sieger / Zur Realisierung empfohlen

Marques Architekten AG

Architektur

Erläuterungstext

Die ursprüngliche Anlage des Lidos Weggis strahlte atmosphärische Qualität aus und wies eine harmonische Raumfassung in Form eines zum See ausgerichteten U-förmigen Gebäudekörpers auf. Die filigrane, englischrote Holzarchitektur mit goldfarbenen Garderobetüren und weissen Dachdetails zeigten eine fragile Massstäblichkeit, welche der Hallenbadneubau von 1969 empfindlich konterkariert.
Der Abbruch des bestehenden Hallenbades ermöglicht es, die historische Homogenität der Gesamtanlage wieder anzustreben und die brachliegenden Potenziale besser auszuschöpfen. Der Erhalt des Baumbestandes innerhalb und ausserhalb trägt zur gesamtheitlichen Qualität der Anlage bei.
Eine filigrane Holzarchitektur für das neue Hallenbad ergänzt architektursprachlich, massstäblich und stimmungsmässig die historische Lido-Architektur zu einem neuen Ganzen. Die Gesamtvolumetrie des Hallenbades wird in vier zusammengefügte Bauvolumen gegliedert: ein Kopfbau mit Anschluss an den historischen Kabinentrakt als Eingang, ein Nebenraumvolumen für die Küche und ein Hauptvolumen für das Restaurant sowie ein Sockelvolumen für den Hallenbadraum. Diese Gliederung bricht das grosse Volumen des Hallenbadneubaus massstäblich herunter und schafft in den Übergängen die Möglichkeit für Lichteinfälle ins Innere des Gebäudes.
Drei thematische Wege verknüpfen die räumlichen und atmosphärischen Elemente der Anlage miteinander. Der erste Weg ins Lido führt über den Haupteingang zur Kasse und weiter über die Terrasse unter der Baumkrone der Platane vorbei und hinunter auf der Rampe zum historischen Kabinentrakt des Strandbades. Der zweite Weg ins Hallenbad führt vom Haupteingang zur Kasse, entlang der befensterten Innenstrasse zu Garderoben und Duschen und über eine Verbindung mit Seesicht hinunter über eine offene Treppe mit Blick über den Hallenbadraum hin zu den Liegeflächen, welche über den westlichen Aussenraum mit der offenen Liegeterrasse am Wasser verbunden sind. Der dritte Weg führt vom Haupteingang zur Kasse und weiter in das grosse Seerestaurant mit dazu vorgelagerter grosszügiger Aussenterrasse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aufgrund ihrer Analyse, dass nicht nur die filigrane Holzarchitektur, sondern auch der wertvolle Baumbestand zum denkmalwürdigen Gesamteindruck der historischen Anlage beiträgt, haben sich die Projektverfasser entschieden, die prächtige Platane an der Südostecke des Perimeters zu erhalten. Der dafür erforderliche Rücksprung des Gebäudes trägt nebst der sonstigen Gliederung des Volumens und der prägnanten Schichtung in zwei Ebenen wesentlich zur massstäblichen Ergänzung der Anlage bei. Auf der Eingangsebene befinden sich die Garderoben und das Restaurant, auf der Lidoebene der Badebereich. Die verschiedenen Wege vom Eingang ins Hallenbad, ins Lido und ins Restaurant inszenieren auf unterschiedliche Weise den Blick auf den See. Der Weg ins Lido – über die Terrasse, um die Platane herum und über eine breite Rampe hinunter auf die oberste Lidoebene – bietet ein besonders dramaturgisches Erlebnis und verknüpft den Neubau geschickt mit der Lidoanlage. Die Architektursprache ist eine zeitgenössische, die Materialisierung und die Farbigkeit der Fassaden sind aber atmosphärisch an den Bestand angelehnt. Dadurch gelingt die respektvolle Integration in die Gesamtanlage auf eine selbstverständliche, unaufgeregte und doch poetische Weise. Die Eindeckung der flach geneigten Dächer mit Kupferblech nimmt Bezug auf entsprechende historische Bauten. Mit einer zurückhaltenden, auf wenige präzise und eigenständige Eingriffe beschränkte Aussenraumgestaltung wird der nähere Umraum des Neubaus auf allen Seiten geschickt mit der Umgebung verwoben. Die Qualität der Haupträume ist geprägt durch ihren Bezug zum See. Das Restaurant profitiert dabei von der vorgelagerten Terrasse. Die Höhenlage des Schwimmerbeckens ermöglicht auch beim Schwimmen den Blick auf den See. Weil die Lage der Decke durch den niveaufreien Anschluss an der Strasse gegeben ist, wird die Schwimmhalle ziemlich niedrig. Mit der durchgehenden Verglasung und einer räumlichen Zonierung in einen vorderen Schwimmerbereich und einen erhöhten, hinteren Nichtschwimmer- und Ruhebereich werden dennoch überraschend gute Raumproportionen geschaffen. versehen ist. Die Wegführung für die Gäste aller Bereiche ist logisch und klar. Die Kassen- und Bartheke funktioniert als Drehscheibe gut. Die Zugangssteuerung über Drehkreuze ist einfach und übersichtlich. Alle Bereiche sind hindernisfrei über einen einzigen Lift erreichbar, die entsprechende Garderobe befindet sich auf dem Badegeschoss. Die räumliche Voraussetzung für eine gut funktionierende Küche ist gegeben und deren Ver- und Entsorgung ist sehr direkt möglich. Die Möglichkeit einer zusätzlichen Bar auf Lidoebene wird sehr begrüsst. Die Gebäude- und Badwassertechnik ist platzsparend im Untergeschoss untergebracht. Für die Technik des optionalen Aussenbeckens ist der entsprechende Raum reserviert. Das geringe Gebäudevolumen verspricht, den gegebenen Kostenrahmen gut einhalten zu können. Das Projekt von Marques Architekten überzeugte konzeptionell schon in der Zwischenbesprechung. Auf die geäusserte Kritik wurde gut eingegangen und das Projekt hat einen hohen Bearbeitungsstand erreicht. Die Befürchtung, das sehr knappe Volumen – welches in seiner architektonischen Ausprägung wesentlich zur ortsbaulichen Verträglichkeit und zum respektvollen Umgang mit dem Bestand beiträgt – schränke die innenräumliche und betriebliche Qualität zu stark ein, konnte widerlegt werden. Ganz im Gegenteil: der zurückhaltenden Erscheinung als Gebäude steht eine überraschende innen- und aussenräumliche Erlebnisdichte gegenüber.