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Offener Wettbewerb | 08/2022

Neubau Garderobengebäude Juchhof 3 in Zürich (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Daniel Hässig Architekten GmbH

Architektur

Drees & Sommer Schweiz AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Eher Bade- als Sporthaus, setzt HELIOS elegant einen zweigeschossigen Baukörper mit ornamentierter Holzfassade über die Hochwasserlinie auf Stützen. Das Gebäude liegt in der Nordwestecke und besetzt die zur Verfügung stehende Fläche weitgehend. Der Aussenraum ist knapp. Eine Rampe und ein paar Stufen führen im Westen auf eine offene Vorzone auf dem Erdgeschossniveau. Im Osten schliessen sich an diese Vorzone Sitzstufen an, die als Tribüne genutzt werden können. Zwei vorgestellte, freistehende Treppentürme erschliessen die Lauben im Obergeschoss. Im Erdgeschoss liegt zentral ein Durchgangs- und Foyerraum, der im Winter mit Faltglastüren geschlossen werden kann. Diesen Raum bestimmt zentral eine von drei metallisch verkleideten Säulen, die das Haus, seinen Metabolismus und die Idee des einfachen Bauens inszenieren.

Der hohe Warmwasserbedarf für das Duschen motiviert die Verfassenden zu einer Gebäudestruktur, die sich zwiebelförmig um drei gebäudehohe Warmwasserspeicher entwickelt. Die Abwärme der Speicher soll im Winter für die Raumheizung genutzt werden. Es entsteht ein System, dass die Verfassenden in Anlehnung an römische Thermen Hypokaust nennen. Dieses System bestimmt die Grundrisse. Im Erdgeschoss durchstossen die drei Säulen – nicht ganz zwingend – das Raumprogramm, im Obergeschoss mit den Garderobenräumen ist die Organisation dann klar. Die Wasserspeicher liegen im Zentrum, versorgen die Duschen mit Wasser und Wärme, die Garderobenräume schliessen sich gegen aussen an. Auf dem Dach inszenieren gestaltprägende Metallgerüste diese Funktion: Photovoltaikpaneele liefern die Energie für die Wärmeversorgung und dienen als Abluftkamine. Vier ähnlich gestaltete Elemente neben den Wärmesäulen belichten die Garderoben von oben. Hier soll die Photovoltaik im Sommer eine Überhitzung verhindern, und Klappen steuern die Entlüftung.

So faszinierend die zentralen Energiesäulen sind, ihre Nutzung für die Erwärmung und Belüftung der Räume wirft Fragen auf. Um Wärmeeinträge im Sommer zu verhindern, müssen Klappen den Wärmefluss kappen. Die Be- und Entlüftung des Erdgeschosses ist nicht nachvollziehbar, Wärmepumpen und technische Systeme stellen in Frage, ob das Projekt den Anspruch, einfach zu sein, erfüllen kann. Die konzeptionelle Einfachheit könnte auch zur Falle werden. Die Wärmespeicher als dominierende Bauteile müssen an das Bauwerk angeschlossen werden, ihre Konstruktion ist aufwändig und verlangt Sonderlösungen für ihre Integration. Bei Problemen mit dem System und bei ihrem längerfristigen Ersatz stellen sie das Gebäude und seine Idee in Frage.

Dies spiegelt sich auch in den Baukosten, die über dem Durchschnitt liegen. Energetisch scheint das Konzept zu funktionieren. HELIOS verspricht die niedrigsten Energieverbräuche aller Projekte in der engeren Wahl und liegt bezüglich Lebenszykluskosten im Mittelfeld.

Faszinierend an HELIOS sind die sorgfältigen und weitgreifenden Überlegungen. Konstruktiv ist das die Kreislaufwirtschaft im Holzbau, wasserwirtschaftlich die Gedanken, den lokalen Bach und perspektivisch die Limmat zur Bewässerung der Sportfelder zu nutzen. Ein Wasserbecken unter dem Gebäude dient hier als Speicher. Dieser ganzheitliche Ansatz weitet sich auch über das Gebäude aus: Ökologische und stadtklimatische Themen werden – so gut es in der intensiven Sportwelt möglich ist – auf vielen Ebenen angedacht, der Beitrag zur Bewässerungsthematik und die Angebote auf und unter dem Gebäude für Flora und Fauna werden sehr gewürdigt und der Ersatz für die zu fällenden Bäume ist nachgewiesen.

Gesamthaft handelt es sich um ein vielleicht zu ambitioniertes Projekt, das den klaren Auftrag des einfachen Bauens an vielen Stellen aus den Augen verliert.