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Offener Wettbewerb | 04/2021

Neue Dreifachturnhalle mit Schulräumen im Chilefeld in Dagmersellen (CH)

1. Rang / 1. Preis

BothAnd Architecture GmbH

Architektur

Studio David Klemmer

Visualisierung

Ferrari Gartmann AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Einzelne Schulbauten mit eigenständigen Adressen bilden Typologie und Charakter der heutigen Schulanlage Chilefeld Dagmersellen. Alle Bauten sind um einen zentralen Pausenplatz organisiert. Die neue Dreifachsporthalle sowie das erweiterte Raumprogramm werden in zwei neuen Baukörpern untergebracht, welche als Bausteine das bestehende Ensemble sinnhaft ergänzen. Ein Bauwerk steht für Bewegung und Sport sowie für handwerkliche Betätigung. Ein Zweites für das Denken, Lehren und Lernen. Der frei stehende Pavillon generiert einerseits einen Mehrwert mit seiner bespielbaren Dachfläche, andererseits ist die Option einer Aufstockung zukunftsfähig. Vorgeschlagen werden robuste, flexible Bauwerke welche über ihre einfache Konstruktion und über ihren nachhaltigen Materialeinsatz Identität stiften. Die hybride Struktur in Beton und Holz erlaubt eine pragmatische Organisation des Programms und garantiert effiziente sowie anpassbare betriebliche Abläufe. Der offene und leichte Charakter beider Bauten ist im Innen- und Aussenraum spürbar – Das Thema Sport wird präsent und rückt in die Wahrnehmung der Kinderaugen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt ZICK ZACK ergänzt die Schulanlage von Dagmersellen mit zwei neuen Baukörpern, die ein architektonisches Duo bilden. Der nordöstliche Baukörper nutzt die Geländesituation geschickt aus und schafft es, die Sporthalle am bestehenden Schulhaus anzubinden, als auch einen attraktiven Zugang vom Platz her anzubieten. Beide Neubauten erhalten somit eine klare Adressierung am Schulhausplatz. In Ergänzung zur Abfolge der bestehenden Sport- und Freizeitflächen wird auf dem Dach des eingeschossigen Pavillons ein zusätzlicher Sportplatz angeboten. Dadurch wird ein Ballfang notwendig, was für dieses Projekt charakteristisch ist. Das Zick Zack der Windverbände beim Ballfang und bei der Turnhalle sind eines der formal verbindenden Elemente. Weitere prägende Merkmale sind das umlaufende Vordach beim Pavillon und der auskragende Gebäudeteil bei der Sporthalle, welche die beiden Neubauten ebenso als Einheit wirken lassen. Die Turnhalle am Hang und das leicht versetzte, eingeschossige Quadrat teilen den Freiraum in den offenen Pausenplatz zur Schule hin und einen grüneren, in einer freien Formensprache angedeuteter, verspielt anmutender Aussenraum zur Arche hin. Zwischen dem Haupteingang zur Arche bzw. dem nordwestlichen Zugang zum Schulgelände öffnet sich eine schöne Blickbeziehung zwischen den Neubauten hindurch zum grossen Pausenplatz. Das quadratische Gebäude besetzt selbstbewusst die Mitte dazwischen. Folgerichtig weist es „öffentlichere“ Schulnutzungen auf sowie ein durch Ballfangzäune gefasstes Spielfeld auf dem Dach, welches aber laut Verfassenden z.B. auch als Kräutergarten ausgebildet werden kann. Dieses Nutzungshybrid wirkt spannend und gliedert den grosszügigen Freiraum zwischen Arche und Schule sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen. Die raumbildenden Ballfangzäune zeigen schön auf, dass für die räumlich bedeutsame Setzung das eingeschossige Volumen gut eine vertikale Stärkung erhalten dürfte. Veloparkplätze sind einerseits in den Grünräumen zur Arche hin integriert, andererseits unter dem ausladenden Vordach der Turnhalle. Hier stören sie allerdings diesen an sich attraktiven, gedeckten Aussenraum. Der östliche Eingang zur Sporthalle wirkt durch den Einschnitt räumlich beengt und ist noch nicht befriedigend gelöst. Dies kann im Zuge der Weiterbearbeitung zusammen mit der erst skizzenhaft angedeuteten Aussenraumgestaltung hingegen gut weiterentwickelt werden. Die Verteilung der Nutzungen auf zwei Baukörper bietet den Vorteil, dass lärmintensive von ruhigen Bereichen separiert sind. Sinnigerweise werden deshalb die Werk- und Hauswarträume bei der Turnhalle angegliedert, während die Lehrer und die Tagesstruktur im Pavillon untergebracht sind. Den Pavillon betritt man über den Schulhausplatz, wobei der Hauptzugang durch die Wendeltreppe zur Dachfläche gekennzeichnet wird. Der Korridor trennt den Lehrerbereich von den Aufenthaltsräumen und bietet einen Zugang Richtung Westen. Parallel zum Korridor sind die Nebenräume als Rückgrat zu den Haupträumen positioniert. Insgesamt ist die Grundrissdisposition praktisch und effizient. Die Raumeinteilung ist aufgrund der gewählten Konstruktionsweise flexibel gestaltbar. Im grossen Aufenthaltsbereich können vier unabhängige Einheiten geschaffen werden, die über separate Zugänge verfügen. Die Konstruktion des Pavillons besteht aus Betonstützen und zwei massiven Kernen. Eine spätere Aufstockung mit Klassenzimmern könnte in Holzbauweise erfolgen. Der projektierte Ballfang nimmt dies als volumetrische Andeutung bereits vorweg. Das Pavillondach ist eine Ergänzung zu den bereits viel genutzten Sportfelder auf dem Areal. Die Dachfläche ist auch eine Bühne, ein Aufenthaltsort und Treffpunkt, gar als Open-AirKino könnte das Dach genutzt werden, wie die Verfassenden vorschlagen. Der Pavillon hat das Potential, ein identitätsstiftender Begegnungsort zu werden, sowohl für schulinterne als auch ausserschulische Aktivitäten. Ein Diskussionspunkt bleibt die Frage, ob es im ortsbaulichen Kontext notwendig ist, mit den Freizeitanlagen auf die Dachflächen zu weichen, zumal es hier im Ort ausreichend andere Möglichkeiten gibt. Es ist aber nicht zuletzt eine sinnvolle Antwort auf die Frage, wie grosse Flachdächer genutzt werden können oder einen Mehrwert generieren. Die Dreifachturnhalle kann direkt vom Schulhausplatz her betreten werden und verfügt über drei weitere Zugänge. Die Garderoben befinden sich im Erdgeschoss und sind hangseitig im Terrain angeordnet, während die Sporthallen im 1. Obergeschoss liegen. Die Organisation der Sportnutzung ist optimal, eine Trennung von Schmutz- und Saubergang kann angeboten werden und der Geräteraum bedient die Hallen ideal. Das EG und die Geschossdecke sind in Beton konstruiert, während die eigentliche Hallenkonstruktion in Holzbauweise geplant ist und sichtbar bleibt. Transluzente Polycarbonatplatten dienen als Fassadenmaterial und lassen das Fachwerk durchschimmern. Dies verleiht dem Bau einen Ausdruck zwischen festlicher Atmosphäre und praktischem Zweckbau, was sehr adäquat erscheint. Die Polycarbonatplatten ermöglichen blendfreien Sportunterricht, ohne dass die vertikalen Markisen im Dauereinsatz sind. Der durchschimmernde Geräteraum strahlt auf den Schulplatz und ist charakteristisch für den Bau und das Areal insgesamt. Für die Konstruktion wird ein massives Erdgeschoss und darüberliegend ein Hallenkörper als Holzbau vorgeschlagen. Die Materialwahl ist sinnvoll, mit der Stahlbetondecke unter der Halle werden Schallschutz- und Schwingungsprobleme ausgeschlossen. Das Aushubvolumen ist dank der geschickten Anordnung der Gebäudevolumen minimal. Das grosszügige Stützenraster im Untergeschoss der Halle und der weit auskragende Geräteraum bedingen eine sehr massive Deckenkonstruktion von 45cm Stärke. Einerseits ist diese Konstruktion entsprechend kostspielig und mit grauer Energie behaftet, anderseits wird die Konstruktionsstärke samt Dämmung in der zum Hof hin gewandten Längsfassade unter dem auskragenden Geräteraum sichtbar sein. Es wird empfohlen, ein engeres Stützenraster und Stützen unter der Auskragung zu prüfen. Die Holzkonstruktion ist einfach und klar konzipiert. Die durchgehend angeordneten Streben sind statisch in dieser Menge nicht erforderlich. Das Fluchtwegkonzept ist einfach und übersichtlich, die Fluchtwegedistanzen sind eingehalten. Vertikale Fluchtwege mit entsprechenden Abschlüssen und eingeschränkter Nutzbarkeit sind nicht erforderlich.
Das Projekt Zick Zack bildet mit den bestehenden Bauten ein stimmiges Ensemble und schafft attraktive Aufenthaltsbereiche im Innen- und im Aussenraum. Das Projekt generiert einerseits einen Mehrwert mit der bespielbaren Dachfläche, andererseits ist die Option einer möglichen Aufstockung zukunftsfähig. Die präzise Setzung der Volumen, die organisatorisch überzeugende Nutzungsverteilung, die raffinierte architektonische Ausformulierung der Bauten und die Wahl der konstruktiven Mittel zeugen von einer sorgfältigen und stimmigen Lösung für die Erweiterung des Chilefeld Dagmersellen.