modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Projektwettbewerb, Selektives Verfahren | 06/2023

Ersatzneubau Mutthornhütte SAC Sektion Weissenstein (CH)

Engere Wahl

Meili, Peter Architekten

Architektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung

Gartenmann Engineering AG

Bauphysik

TLP | Thomas Lüem Partner AG

TGA-Fachplanung

Gruenberg + Partner AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen einen polygonalen, mit Holz verkleideten Neubau am südwestlichen Rand des vorgegebenen Plateaus vor. Ein neu geschaffener Sockel aus den wiederverwendeten Natursteinen der bestehenden Hütte verankert das Gebäude in der Landschaft. Der Topographie folgend entwickelt sich das Volumen auf der nordöstlichen Bergseite über drei Geschosse und mit einem steilen Pultdach. Gegen die offene Landschaft im Südwesten bilden hingegen zwei Geschosse unter einem flacheren Pultdach den Rücken einer grosszügig überdeckten und windgeschützten Terrasse. Die Setzung an der Geländekante ist sehr präzise aus den landschaftlichen Gegebenheiten heraus entwickelt. Sie wirkt selbstverständlich und schafft Geborgenheit.
Die Besuchenden gelangen über die Aussenterrasse im Nordwesten in die neue Hütte. Das Erdgeschoss ist auf den ersten Blick gut organisiert, die Gäste werden nach dem Schuhwechsel direkt zur zentral gelegenen Empfangszone geleitet. Sie ist von der Küche aus gut bedienbar, ebenso wie die zwei Ess- und Aufenthaltszonen, die sich zur Aussenterrasse richten. Lager- und Nebenräume sind ebenfalls in Küchennähe im Erdgeschoss untergebracht und direkt von aussen zugänglich. Die Warenanlieferung ist unpraktisch, die Lagerräumlichkeiten sind von aussen nur über einen engen, überhöhten Zugangssockel erreichbar. Im ersten Obergeschoss sind ein Teil der – ansprechend organisierten – Gästezimmer und die dazugehörigen Sanitärräume angeordnet, ebenso die über eine interne, separate Treppe erschlossenen Personalzimmer. Im Dachgeschoss befinden sich weitere Gästezimmer. Das Untergeschoss ist als «Kriechkeller» ausgebildet und beherbergt das Wasserreservoir und die Abwasserreinigungsanlage.
An den langen Kanten des polygonalen Gebäudevolumens sind die Hauptnutzungen angeordnet und gut organisiert. Der dreieckige Kern wird mit Nebennutzungen – der öffentlich zugänglichen Treppe und den Sanitärräumen – besetzt. Die Raumorganisation des Kerns ist nicht geglückt. Die Erschliessung der Sanitärräume ist unübersichtlich. Der periphere Standort der Treppe erschwert die Orientierung, die verwinkelte Geometrie und die unzureichende Grundfläche des Fäkalienraums im Erdgeschoss verunmöglichen einen geordneten Betrieb.
Das nur minimal ausgebildete Untergeschoss spart zwar Erstellungskosten, die Funktionalität der dort angeordneten Nutzungen ist jedoch so nicht gegeben. Die Abwasserreinigungsanlage direkt unter der Gästeterrasse dürfte unerwünschte Geruchsemissionen verursachen. Der Zugang zu den Wassertanks, entweder über den Kriechkeller oder über eine Serie von am Boden des Essraums, der Küche und der Lagerräume angeordneten Luken, ist nicht realistisch. Unpraktisch dürfte auch die für die unbewartete Zeit vorgesehene Umnutzung eines der zwei Esszimmer zum Schlafbereich sein. Wie dies bewerkstelligt werden soll (wo werden Tische und Stühle versorgt, woher Betten geholt?) wird nicht erklärt.
Die Nachhaltigkeit wird in diesem Projekt grossgeschrieben. Die Verwendung einer Holzstruktur mit setzungstoleranten Punktfundamenten wird vom Beurteilungsgremium begrüsst, ebenso die Fassadenverkleidung aus Fichtenholz und die Wiederverwendung einzelner Bauteile der bestehenden Hütte. Das fast vier Meter auskragende Vordach auf der Westseite dürfte hingegen an dieser ausserordentlich windexponierten Lage – wenn überhaupt – nur mit unverhältnismässig hohem Aufwand realisierbar sein.
Das Projekt «Balm» weist den kleinsten Flächenverbrauch pro Schlafplatz auf, jedoch auch die drittgrösste Volumetrie. Die berechneten Erstellungskosten liegen um 25% über dem angegebenen Kostenrahmen.
Insgesamt handelt es sich beim Projekt «Balm» um einen sorgfältig projektierten und durchdachten Vorschlag. Einzelne, gewichtige Bereiche sind jedoch nicht zufriedenstellend gelöst.