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5. Rang 6 / 6

Einstufiger Projektwettbewerb | 05/2023

Neubau Dreifachsporthalle in Ostermundigen (CH)

O'Sport

6. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

COMAMALA ISMAIL ARCHITECTES

Architektur

Metron AG

Landschaftsarchitektur

Indermühle Bauingenieure

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches / Ortsbauliches Konzept
Die neue Sporthalle wird mit einer baulichen Fuge von den Kletterhallen abgesetzt. Diese Geste unterstreicht den Willen der Verfassenden, ein formal unabhängiges Gebäude zu kreieren und erlaubt es, die Gebäudeflucht nach Nordosten zu erweitern. Das Gebäude spricht eine selbstbewusste eigene Sprache ohne erkennbaren städtebaulichen oder architektonischen Bezug zum Ort. Sie erscheint als Volumen, welches Dach und Fassade auflöst. Im Bild erinnert diese Geste an die späten 1960er Jahre. Der Entscheid, das neue Gebäude als lesbares, autonomes Volumen zu formulieren, ist nachvollziehbar.
Der Bereich zur Parzellengrenze im Nordosten wird für die Erschliessung des Langsamverkehrs zur oder von den Kletterhallen benutzt. Folgerichtig liegt der Hauptzugang an der Forelstrasse. Die Hälfte des Vorlandes zum Haupteingang wird für die Einfahrt in die Parkierung (Autos, Velos) und für Abstellplätzen benötigt. Dies beeinträchtigt die Qualität des Aussenbereichs und schwächt die Adressierung der neuen Sporthalle erheblich. Die maximale Ausnützung des Perimeters im Nordosten entspannt den Grundriss, bedrängt aber den Fussweg. Er muss eng am Gebäude geführt werden und die Kletterhallen sind von der Forelstrasse nicht mehr sichtbar.

Architektonisches Konzept
Die Absicht, ein Gebäudes mit eigener Identität zu schaffen, wird grundsätzlich von der Preisgericht begrüsst. Ein schwebender Betonsockel soll einen grossen, aber leichten Körper tragen. Dieses Bild wird aber nur beschrieben und nicht städtebaulich hergeleitet. Es führt dazu, dass das auffällige Volumen lediglich ein halbes Geschoss über dem Boden schwebt. Damit wird für die abgesenkten Räume im Erdgeschoss der Bezug zur Landschaft beeinträchtigt. Die markante Dachform mit der Befensterung erzeugen einen opulenten, ansprechenden Hallenraum von hoher Qualität. Der Einbau der notwendigen Schutzelemente, wie Bangfallnetze und Hallentrennwänden schwächt diese räumliche Qualität.

Nutzungskonzept, Erschliessung, Auffindbarkeit
Im Erdgeschoss wird der Grundriss zweibündig organisiert mit den Garderoben auf der einen und einem grosszügigen Aufenthalts- und Eingangsbereich mit Kiosk auf der anderen Seite. Die Seite zum Werkhof wird von der offenen, gedeckten Parkierung belegt. Darüber liegen die drei Hallen, längs dazu die Zuschauertribüne, gegenüber der Geräteraum.
Zwei Einzelhallen im Obergeschoss werden über eine zweiläufige Treppe an der Schmalseite erschlossen, die dritte über eine eigene Treppe seitlich. Die gedeckten Veloabstellplätze unter dem Gebäude sind gut auffindbar. Der Zugang zur Halle ist für einen Grossteil der Abstellplätze aber weit entfernt.

Aussenraumkonzept
Der mit vielen Bäumen bestandene Vorplatz neigt sich zum leicht vertieften Gebäude hin und gewährt über zwei separate Wege Zugang zum Haupteingang und zur Einstellhalle. Der Fuss- und Veloweg wird als dritter Grundstückszugang gelesen. Die Zwischenflächen sind begrünt und einmal als Retentionsfläche ausgebildet. Eine Cafeteria-Terrasse befindet sich an der Nordostseite, durch die Eintiefung des Gebäudes wird eine zweiteilige Mauer mit einer Gesamthöhe von 1.20 m zur Geländeüberwindung vorgeschlagen. Obwohl alle Velo- und Autoparkplätze in der Einstellhalle vorgesehen sind, wird der grosse verbleibende Aussenraum minimal gestaltet, bleibt vage in der Gestaltungsabsicht und weist daher kaum Aufenthaltsqualität für Besucher*innen auf. Die vielen Bäume spenden zwar Schatten, verbergen aber das Gebäude. Es wird wenig Bezug zum Strassenraum hergestellt, die öffentliche Nutzung des Gebäudes ist kaum wahrnehmbar.

Wirtschaftlichkeit
Im Quervergleich liegt das Projekt hinsichtlich Kosten und Gesamtfläche unter dem Durchschnitt. Günstig auf die Erstellungskosten wirken sich insbesondere die Kompaktheit des Baukörpers sowie die aussenliegende, natürlich belüftete Parkierung aus.

Gebäudetechnik
Bei diesem Projekt fehlt leider die Beschreibung der Gebäudetechnik. Es kann keine Bewertung und Beurteilung vorgenommen werden.

Tragwerk
Die Halle wird mit einem zweigelenkigen Holzrahmen überspannt. Die Ausbildung der Rahmenecken in Holz ist aufwändig. Unterhalb des Zweigelenkrahmens ist das Tragwerk in massiver Bauweise ausgeführt. Infolge Aufnahme der horizontalen Auflagerkräfte des Zweigelenkbogens muss die Decke über dem Parkgeschoss etwas massiver ausgebildet werden als dies bei einer reinen Flachdecke notwendig wäre. Die horizontale Aussteifung des Hallendachs in Querrichtung kann über die Zweigelenkrahmen bewerkstelligt werden. Die Aussteifung in Längsrichtung erfolgt über Holzscheiben und auf der Fensterfrontseite über eine Rahmenwirkung zwischen Stützen und Holzscheiben. Das Tragwerk in Holz und einem eher hohen Betonanteil weist mittelmässige Ökobilanz auf.

Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb
Das Projekt weist einen eher tiefen Solarstromertrag aus. Die horizontal verlegten Module sind bezüglich Wasserführung und Verschmutzung eher ungünstig. Der Zielwert für Treibhausgasemissionen im Betrieb wird überschritten, scheint aber bei entsprechender Optimierung erreichbar. Der Zielwert für die Erstellung wird überschritten, Minergie-A-ECO dürfte jedoch erreichbar sein.

Würdigung
Ein kühner, überraschender und sorgfältig ausgearbeiteter Vorschlag, der sich aufgrund von Vorbehalten gegenüber dem tiefliegenden Eingangsgeschoss und Nachteilen im Alltagsbetrieb nicht durchsetzen kann.
5. Rang 6 / 6