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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Sanierung und Erweiterung Turnhalle Ausserdorf in Winterthur (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 27.000 CHF

Edelmann Krell Architekten

Architektur

Johannes von Pechmann Stadtlandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. J. Grob & Partner AG

Tragwerksplanung

Planelement GmbH

TGA-Fachplanung

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

TGA-Fachplanung

Righetti Partner Group AG

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besetzt mit einem symmetrischen Volumen wie ein Zirkuszelt den Raum zwischen Turnhalle und Wieshofstrasse und sucht damit eine schlüssige städtebauliche Reaktion, welche zwischen den unterschiedlichen Bebauungsstrukturen vermittelt. Das neue Betreuungshaus schafft einen selbstverständlichen Übergang von der kleinteiligen Quartierbebauung zur grossmassstäblichen orthogonal ausgerichteten Schulanlage, gleichzeitig werden grosszügige zusammenhängende Aussenräume geschaffen. Gemäss Verfassenden wurden ein Erhalt und die Integration des bestehenden Wohnhauses geprüft, jedoch aufgrund der fehlenden Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Gesamtentwicklung innerhalb der gestellten Aufgabe zugunsten einer städtebaulichen Klärung verworfen.

Die Aussenraumgestaltung kommt in ihrer Ausformulierung und Programmierung noch etwas unentschieden daher und lässt Raum für Interpretation. Punktuelle, gezielte Massnahmen sind aber an den richtigen Orten gesetzt. Es ist zu bezweifeln, dass die sehr ruhige Gestaltung des Aussenraums, deren Qualität durchaus gewürdigt wird, den Ansprüchen der Nutzenden genügt und in dieser Form realisiert werden kann. Als Stärke des Eingriffs wird die Verlagerung der Parkplätze gesehen, wodurch ein attraktiver Platz mit Naturgarten als Eintritt in das Schulareal entsteht und eine angemessene Adressbildung formuliert wird.

In der Höhe übernimmt das Neubauvolumen die niedrigste Traufhöhe der Turnhalle und ordnet sich so dem Bestand unter. Durch das Absenken des Erdgeschosses und die leicht geneigte Dachform entstehen differenzierte Schnittlösungen, welche zudem durch die Anordnung und Ausformulierung der Brüstungen und Fenster das Einführen eines «Kinder-Horizonts» ermöglichen. Im Inneren werden die Räume auf die Nutzung massgeschneidert, es werden Sicht- und Nutzungsbezüge geschaffen, die betrieblich für eine Betreuungssituation interessant sind. Auch ein Nutzungswechsel ist aus betrieblicher Sicht denkbar und eröffnet durch die speziellen Raumformen neue Perspektiven für zukünftige Nutzungen.

Der freistehende Neubau ordnet sich in die starke Symmetrie der bestehenden Anlage ein. Durch die Wiederherstellung der alten Befensterung wird die heute rückwärtige Fassade der Turnhalle aufgewertet. Die grossen Vordächer an der Südfassade werden nicht ersetzt. Mit diesen kleinen Eingriffen wird das Schutzobjekt befreit und erhält auch keine neuen störenden Vor- oder Anbauten. Je ein Fenster wird in die Gebäudeflügel zu einem Eingang ausgebrochen, mittels landschaftlicher Wegerhebung geschieht hier neu die barrierefreie Zugänglichkeit auch aussen in einer aus denkmalpflegerischer Sicht verträglichen Weise. Durch die zusätzlichen Erschliessungen des Turnhallengebäudes wird die Betreuung an die Turnhalle angebunden und mit dem Schulbetrieb verknüpft. Der Schülergarten westlich der Turnhalle orientiert sich an der ursprünglichen Anlage und wird gestalterisch östlich symmetrisch gespiegelt. Das Vordach vor dem Schulhaus wird umgestaltet und findet zusammen mit einem weiteren kleinen Unterstand eine formale Entsprechung in Anlehnung an eine historische Kleinbauten-Typologie.

Insgesamt erfährt das Schutzobjekt einen sehr sorgfältigen Umgang, die heutige Situation wird verbessert und die Erscheinung der Gesamtanlage gestärkt. Die Eingriffe in den Bestand sind präzise und haben zum Ziel, die ursprüngliche Grundrissstruktur wiederherzustellen und von den verunklärenden baulichen Eingriffen, welche über die Jahre erfolgt sind, zu befreien. Durch die mittige Anordnung des Geräteraums wir eine gerade Verbindung zur Turnhalle verunmöglicht, was betrieblich nicht funktioniert und eine Umplanung der Anordnung der Garderoben bedingt.

Für die Primärstruktur des Neubaus wird eine Hybridkonstruktion in Holz und Beton vorgeschlagen, welche in Bezug auf die Optimierung der CO2-Bilanz und Langlebigkeit der Konstruktion schlüssig ist. Jedoch führt die differenzierte Grundriss- und Schnittform sowohl beim Holzbau als auch der Betonstruktur zu einem erhöhten Aufwand, was sich teilweise in den Kosten niederschlägt. Die Materialisierung und Detaillierung des Neubaus erfolgt in Anlehnung an die verspielten Baudetails des Bestands, was eine hohe Wertigkeit verspricht. Die Wahl einer Aussenwandbekleidung aus Holz und die Ausformulierung eines grosszügigen Dachüberstands unterstreichen den Ausdruck der Pavillonarchitektur. Ob die Verglasungen tatsächlich komplett umlaufend aus betrieblicher Sicht Sinn machen, ist zu prüfen. Die Wahl der Kupfereindeckung des grossen Zeltdaches und der Verzicht auf eine PV-Anlage sind zwar aus gestalterischen Gründen nachvollziehbar, haben aber einen negativen Einfluss auf die Erreichung der übergeordneten Nachhaltigkeitsziele und weichen von den Vorgaben ab.

Mit dem neuen Betreuungsgebäude zwischen Turnhalle und Wieshofstrasse gelingt den Verfassenden eine schlüssige städtebauliche Antwort. Der Neubau ist von der städtebaulichen Einordnung über die Raumaufteilung im Inneren bis hin zur Detaillierung auf die Aufgabe massgeschneidert und verspricht hohe architektonische und räumliche Qualitäten. Die sehr konsequente Symmetrie sowohl im Neubau als auch im Bestand führen zu einer gewissen Strenge und Perfektion – man wünscht dem Projekt den einen oder anderen Bruch und mehr Entspanntheit.