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Offener Wettbewerb | 12/2023

Neubau Dreifachsporthalle Mittelschule Nidwalden in Stans (CH)

Visualisierung

Visualisierung

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Waldrap Architekten

Architektur

ryffel + ryffel Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept stützt sich auf vier formulierte Thesen bezüglich des Sports vor der einzigartigen Kulisse, der zentralen Verbindung zwischen Schulterrasse und Stanserhorn, dem Profitieren von Tageslicht und einem direkten Bezug zum Aussenraum sowie ganz zentral auch Rethink, Reduce, Re-use.

Der freistehende Baukörper mit der neuen Sporthalle wird genau an die Stelle der bestehenden Turnhallen aus dem Jahr 1957 bzw. 1977 gesetzt. Mit einem Bindeglied zwischen Bestand und Neubau kann auf den Wunsch geantwortet werden, nicht direkt an den Altbau anzuschliessen. Die Platzierung des Foyers im Bindeglied bespielt räumlich und nutzungsorientiert den Raum angemessen. Es stellt das verbindende Element von Bestand zu Neu und von Pausenraum zu Hangwiese dar. Der Zwischenbau ist gut gelöst und stiftet einen wertvollen Beitrag zur ortsbaulich herausfordernden Aufgabenstellung. Durch die Setzung des Volumens auf der Höhe des Pausenplatzes ist der Eingriff in die Topografie minimal und auch der Aushub ist sehr gering. Dies führt allerdings dazu, dass das Gebäude zum Pausenplatz viergeschossig in Erscheinung tritt. Die zurückgezogene Setzung gerade in Bezug auf die Ostfassade des Altbaus ist dem Projekt positiv anzurechnen. Die daraus resultierende Höhe des Volumens wirkt allerdings störend. Die unmittelbare Nähe des hohen Neubaus in Bezug zur historischen Stützmauer zeigt das kritische Mass der Verträglichkeit auf. Auch scheint es, als wolle der Neubau eine Eigenständigkeit entwickeln neben dem historisch gewachsenen Kontext und die ortsbauliche Setzung uminterpretieren.

Die Freiraumkonzeption schlägt eine zusammenhängende Platzgestaltung vor, die den Raum mittels drei Belagsintarsien strukturiert. Die übergeordnete Raumgliederung, die durch die Setzung dieser Intarsien entsteht, wird begrüsst. Jedoch lässt der schematische Bearbeitungsgrad gleichzeitig viele Fragen zur neuen Raumqualität offen. Kritisch hinterfragt wird die ausgedehnte Parkierungsfläche, die den neuen Vorplatz der Sporthalle definiert. Somit bestimmen die parkierten Autos massgeblich die Atmosphäre an diesem doch eher repräsentativen Ort. Als neue Aufenthaltsqualität und Erweiterung der bestehenden Schul- und Lerngärten wird im südlichen Bereich der neuen Sporthalle eine Lernterrasse eingeführt. Die Weiterführung der bestehenden Lerngärten und die Aktivierung des rückwärtigen Bereichs der Sporthalle überzeugen als gelungene Aufwertung. Der offengelegte Stämpbach wird pragmatisch und direkt parallel zum Neubau geführt. Neu wird das Retentionsbecken auf der unteren Ebene neben den Sportfeldern angeordnet. Die historische Stützmauer wird von bestehenden, teils historischen Anlagen und Hecken befreit. Einzig eine durchgehende Baumreihe betont die freigeräumte Geländekante. Die vorgeschlagenen Eingriffe werden wohl als Aufwertungsmassnahmen verstanden, jedoch geht deren Umsetzung mit teils umfangreichen baulichen Massnahmen einher. Es stellt sich die Frage, ob die angestrebten Interventionen nicht auch mit weniger Aufwand und ressourcenschonender zu erreichen wären. Das Projekt sieht durchaus eine aufwertende Gesamtstrategie vor und bietet zusätzliche Aufenthaltsqualitäten für den Freiraum an. Bei der Detailbetrachtung kann das Projekt jedoch nicht überzeugen. Es fehlt an einer gewissen Sorgfalt im Umgang mit dem Bestand und der Freiraumgestaltung im Allgemeinen.

Im Erdgeschoss sind die Kraft- und Gymnastikräume zum Pausenplatz orientiert, mit einer vorgelagerten Arkade. Die Garderoben im Erdgeschoss sind gut zu erreichen und folgen der Logik der Nutzungsabläufe. Die Garderoben dienen als «Schmutzschleusen». Im Süden der Garderoben liegen die Treppen für die direkte Erschliessung des Sporthallengeschosses und der Geräteräume. Beim Betreten der Sporthalle besticht der Ausblick in die Landschaft. Das Gegenlicht und der nervöse Hintergrund machen allerdings die Hallennutzung quer nahezu unmöglich. Besuchende gelangen über das Foyer und die grosszügige Treppe in das Obergeschoss und können durch die Halle die ausziehbare Tribüne erreichen. Die Benutzbarkeit für Besuchende bei der Bespielung von drei Hallenteilen gleichzeitig wird kritisch bis unmöglich betrachtet. Die Innenraum-Qualitäten orientieren sich stark am Ausblick aus der Halle. Dienende Räume wie Lager und Technik sind im Zwischentrakt angedacht. Der Hauswartsraum und die Werkstatt bilden den Abschluss des Gebäudes im Osten. Der Rückbau der alten Sporthallen ermöglicht die Wiederverwendung von Bauelementen und minimiert Aushubarbeiten und erdberührte Betonbauteile. Die Konstruktion über Terrain ist in Holzbauweise konzipiert. In einer umfassenden Analyse zeigt das Projekt auf, welche vorhandenen Bauteile weiterverwendet werden können. Mit dem Reduce-Gedanken, die Primärenergie der bestehenden Turnhallen zu nutzen, greift das Projekt eine aktuelle und aufstrebende Vision der Baubranche auf. Die Re-use-Elemente sollen neu gedacht werden und entsprechend ihren Eigenschaften wiederverwendet werden, ohne sie aufwendig und CO2-intensiv zu Upcyclen.

Die Fassadengestaltung spiegelt die Nachhaltigkeitsphilosophie wider, indem weiterverwendete Betonelemente in die Gestaltung integriert werden. Betonstützen dienen als Fassadenfolie und strukturieren die Nordfassade. Die Ostfassade wird durch einen vertikalen Garten mit Pflanzenleitern geprägt, wobei Brüstungselemente als Pflanztröge fungieren. Dabei wird zu stark auf die nachhaltige Ideologie gesetzt und so der Wichtigkeit der ortsspezifischen Architektursprache zu wenig Beachtung geschenkt und einige in der Aufgabenstellung formulierte Anforderungen entschieden untergeordnet behandelt. Der Neubau wirkt fremd und nicht dem Ort angemessen.

Der minimalinvasive Eingriff zieht sich auch beim Brandschutz weiter. Die Erhaltung der südlichen Feuerwehrzufahrt und die Nutzung von recycelten Deckenträgern für die notwendige Brücke über den Stämpbach widerspiegeln den Konzeptansatz konsequent. Die Fluchtwege können gemäss Vorprüfung vorwiegend eingehalten werden.

Die Gebäudetechnik folgt dem Prinzip der Sparsamkeit und Einfachheit. Eine PV-Anlage auf dem Dach erzeugt Energie für die Lüftungszentrale und die Schule selbst. Die Gebäudetechnik ist bewusst minimiert gehalten, um eine optimale Balance zwischen grauer Energie und Betriebskosten zu erreichen. Durch das minimale Volumen und die Einsparung der Aushubarbeiten wird das Gebäude ökonomisch gut bewertet.

Eine Aufstockung auf der Sporthalle wird als mögliche Erweiterung aufgezeigt. Das bereits hohe Volumen wird somit noch höher. Dies wird nicht als Möglichkeit erachtet, um an diesem Ort weiterzubauen.

Die Überlegungen zum Thema Nachhaltigkeit und ressourcenschonender Umgang im Bauwesen wurden konsequent und in allen Facetten verfolgt. Insgesamt präsentiert sich das Projekt als gelungene Synthese aus Re-use, Nachhaltigkeit und funktionaler Gestaltung. Der architektonische Ausdruck bleibt dabei auf der Strecke und gibt keine angemessene Antwort für die Entwicklung des Kollegiums und diesen Ort. Dem Thema des ressourcenschonenden Umgangs im Bauwesen wird sehr viel Beachtung geschenkt und dabei werden die ortsspezifische Baukultur und der Stellenwert des ISOS vernachlässigt behandelt.
Visualisierung

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Visualisierung Sporthalle

Visualisierung Sporthalle