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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2015

Umbau des Gebäudes Hemigkofener Straße 11 mit öffentlicher Folgenutzung

Perspektive Süd West

Perspektive Süd West

Engere Wahl

Bernhard Rapp

Architektur

Bernhard Berger

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine sehr ausgewogenen Baukörperproportionen. Dies betrifft insbesondere das Massenverhältnis zwischen Altbau und Neubau (Anbau). Auch in Bezug auf die Umgebungsbebauung fügt sich der Gesamtbaukörper bezüglich Masse und Proportionen sehr gut ein.

Der Anbau geht in seinem westlichen Abschluss angemessen in die Freifläche über. Der topographische Bezug erscheint gelöst. Der Höhenversatz in Form der Treppen mit Sitzstufen wird der Aufgabenstellung gerecht.

Formal erscheint die Fassadengliederung des Gesamtbaukörpers korrekt gelöst. Im städtebaulichen Zusammenhang erscheinen die vollständig geschlossen gestalteten Nord und Südfassaden jedoch abweisend. Auch leidet die Ablesbarkeit der Gebäudemorphologie unter dieser Gestaltung. Es wäre zu prüfen, inwiefern eine Öffnung dieser beiden Fassadenseiten mit dem formalen Anspruch der Arbeit in Einklang zu bringen wäre.

Zumindest sollte versucht werden, auf der Nord- und Südseite des Anbaus eine Öffnung in Form von weiterer Verglasung einzuführen.

Der Zugang zum Gebäude ist richtig gelöst.

Die Freiraumkonzeption ist insgesamt unbefriedigend, da sie die wichtigen städtebaulichen Bezüge ignoriert. Insbesondere die Wegebeziehung von der Hemigkofener Straße zum Rathaus ist vollständig abgeschnürt. Hier müsste unbedingt eine Änderung erfolgen. Auch das weitere Umfeld in diesem nördlichen Bereich ist unzureichend gelöst. Dies betrifft die Parkierung und die Freiflächengestaltung zur Straße hin. Der vorhandene Tulpenbaum wird bei dieser Arbeit nicht erhalten. Auch hier wäre zu prüfen, ob eine Integration in den Vorbereich zum Gebäude mit der Eingangs-Situation in Einklang zu bringen wäre. Mit der Öffnung der Wegbeziehung zum Rathaus könnte auf die bislang vorgesehene Wegeführung im südlichen Bereich des Gebäudes verzichtet werden oder deren Ausgestaltung deutlich zurückgenommen werden. Es wäre denkbar, einen untergeordneten Fußweg mit Trittsteinen über den Bach vorzusehen.

Die zurückhaltende Möblierung der Freiflächen wird als angemessen betrachtet. Durch das Hinzutreten des Anbaus wird der Bereich der Bachaue verkleinert. ln dem so entstandenen Raum sollte keine Überfrachtung mit baulichen Anlagen erfolgen. Die Wahrnehmbarkeit der naturräumlichen Vorgaben erscheint hier von großer Bedeutung.

Sehr gut gelöst erscheint die innergebäudliche Organisation. Die Grundrissgestaltung ist ruhig und sehr gut ablesbar. Die einzelnen Räume besitzen klare und ausgewogene Formate und ausreichende Größen. Die Anforderung, alle Nutzungen gemeinsam oder zumindest in ihrer Gesamtheit erlebbar zu gestalten ist im Wesentlichen gelöst.

Die Lage und Zuordnung der einzelnen Nutzungen ist logisch und funktional. Insbesondere die Anordnung der Mensa zur Freifläche hin im EG ist überzeugend. Der Eingangsbereich erfüllt die an ihn gestellte Anforderung voll. Die Bücherei im OG und auf der Galerie des OGs erscheint ebenfalls folgerichtig und dieser Nutzung angemessen.

Durch das durchlaufende lichtband im Dachbereich-West kann von einer sehr attraktiven und ausreichenden Belichtung der Obergeschosse ausgegangen werden.

Das Angebot eines Mehrzweckraumes im EG erscheint fragwürdig. Insbesondere vor der Tatsache, dass hier die ursprüngliche Decke erhalten bleiben soll. Die Raumhöhe für einen solchen Raum kann die Anforderungen an einen öffentlichen Raum nicht erfüllen. Eine Erhöhung durch eine neue Decke und eine gleichzeitige Anhebung der darüber liegenden Decke sollte geprüft werden. Zu beachten wäre das Zugband im DG.

Es sollte geprüft werden, ob dieser Raum als Ausgaberaum für die Bücherei verwendet wird. Die Nachbarschaft zur Mensa wäre nicht negativ. Um die Abfolge in der Bücherei zu wahren, könnte das Treppenhaus und der Aufzug vom Nordende des Gebäudes in diesen Raum verlagert werden. Die Besucher der Bücherei könnten dann von hier nach oben gehen.

Die Erforderlichkeit eines UG sollte geprüft werden, da dieses erfahrungsgemäß mit hohen Kosten verbunden sein dürfte. Stuhllager und Küchenlager wären im EG aus funktionaler Sicht besser aufgehoben. Durch die o.g. Verlagerung des Treppenhauses wären für eine dieser Nutzungen im EG ggf. Raumvolumen frei.

Aus Sicht des Brandschutzes wäre eine zweite Treppe für die oberen Geschosse erforderlich. Eine solche Fluchttreppe könnte bei Verlagerung des Treppenhauses dann am Nord- oder Südgiebel angebracht werden. Um Stauhitze im OG abzuführen sollte geprüft werden, ob entlang des Firstes ein Lichtband mit Öffnungsmöglichkeiten angebracht werden kann.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Arbeit ein hohes Potenzial auf Grund seiner Funktionalität besitzt. Nahezu alle Anforderungen an die innergebäudliche Aufteilung sind erfüllt. Die Freiraumgestaltung weist dagegen erhebliche Mängel im städtebaulichen Bezug auf. Hier könnten jedoch Veränderungen vorgenommen werden.
Büchereigalerie

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