modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Investorenwettbewerb | 11/2015

Zentrumsentwicklung mit Landverkauf

Teilnahme

plan b architekten

Architektur

Allreal Generalunternehmung AG

Investor*in

ErlÀuterungstext

Situation / Kontext
Der Umzug der Schule eröffnet Göttingen die einmalige Chance, der leeren Dorfmitte Leben einzuhauchen. Ein derzeitbracher Freiraum transformiert zur lebenswerten Mitte. Es soll ein Quartier mit hoher WohnqualitĂ€t entstehen, das aber auch Zentrumsfunktionen für die ganze Gemeinde übernimmt. Der neue Dorfplatz lĂ€dt zum Verweilen ein, ein Besuch im Gemeindehaus kann mit einer Kaffeepause im Schatten der BĂ€ume verbunden werden oder vielleicht mit einem Besuch beim Maler, der sein Atelier an der neuen Wohngasse hat.
Die grosszügigen AussenrĂ€ume und unterschiedliche Sitzgelegenheiten tragen zur Geselligkeit und dem Zusammenleben bei. SpielplĂ€tze und Bachbereich sind Spiel- und Spassfaktoren lassen auf möglichst viel Bewegung im Quartier hoffen. Zudem ermöglichen durch das Quartier verlaufende Fussverbindungen zusĂ€tzliche Kontakte. Die Überbauung soll ein dichtes, lebendiges Dorfleben ermöglichen, aber dennoch genügend Rückzugsmöglichkeiten für ihre Bewohner bieten.

Bebauung
Für das alte Schulareal im Zentrum der Gemeinde Göttingen schlagen wir eine Bebauung mit sieben Baukörpern vor. Die zwei westlichen definieren den neuen Dorfplatz mit Bezug zur Bahnhof- und Hauptstrasse, die östlichen Bauten bilden das eigentliche Wohnquartier. Die zwei- bis viergeschossigen, differenzierten Volumen sollen eine dichte Struktur mit lĂ€ndlichem Charakter schaffen. Kurze Fassaden und geringe, in der Höhe gestaffelte GebĂ€udevolumen charakterisieren diese „lĂ€ndliche Dichte“. Die Setzung der GebĂ€ude mit leicht versetzten und abgeknickten Fluchten erinnert an traditionelle Gehöfte oder alte Dorfzentren und erzeugt bewusste Verdichtungen des Aussenraumes. Die Verzahnung der Volumen mit der Umgebung unterstützt die Integration in die
bestehende Dorfstruktur.

Fassaden
In der Region Güttingen sind die stattlichen DorfhĂ€user traditionell Fachwerkbauten. Unsere Fassadengestaltung ist als eine zeitgenössische Interpretation eines Fachwerkbaus zu verstehen. Die GebĂ€udehüllen sind gegliedert durch ein Netz von Betonstützen und
BrüstungsbĂ€ndern und Füllungen aus Holz. Diese Umkehrung der historischen Bauweise (mit Tragelementen aus Holz und mineralischen Füllungen), entspricht den heutigen Anforderungen an eine dauerhafte Fassade. Die Gliederung unterstützt die MassstĂ€blichkeit der Volumen. Durch eine grosszügigere Gliederung erhĂ€lt das Gemeindehaus mehr PrĂ€senz, was seiner öffentlichen Nutzung entspricht.

Nutzung
Am Dorfplatz befinden sich alle Nutzungen mit grösserem Publikumsverkehr, so wird seine Funktion als Begegnungsraum für die Bevölkerung gestĂ€rkt. Das neue Gemeindehaus steht als einziges GebĂ€ude direkt an der Hauptstrasse. Durch die prominente Lage am Kreisel markiert es als Kopfbau die neue Mitte von Güttingen. Die ZugĂ€nge sind auf den Platz orientiert. Im Erdgeschoss befinden sich der Publikumsbereich der Gemeindeverwaltung und eine weitere Gewerbeoder LadenflĂ€che. Eine grosszügig verglaste Halle mit Frontoffice empfĂ€ngt die Bürger und unterstreicht die moderne, bürgernahe Verwaltung. Die weiteren BürorĂ€umlichkeiten der Gemeinde befinden sich im ersten Obergeschoss. Der multifunktionale Saal mit Blick auf den Dorfplatz belegt die gesamte GebĂ€udebreite des zweiten Obergeschosses. Hier sind weitere, vermietbare RĂ€ume, welche der Gemeindeverwaltung als Reserve dienen. Im obersten Geschoss sind zwei Wohnungen vorgesehen, alternativ sind auch BüroflĂ€chen denkbar. Im zweiten GebĂ€ude am Platz finden sich im Erdgeschoss FlĂ€chen für unterschiedliches Gewerbe. Eine BĂ€ckerei oder ein Gastronomiebetrieb mit GartencafĂ© würde den Platz weiter beleben. In den Obergeschossen sind kleinere Wohnungen vorgesehen.
Das Wohnquartier östlich des Otmarsbachs wird durch zwei Wohngassen erschlossen. An einer liegen die ZugĂ€nge zu den vier Ateliers, an der anderen die WohnhĂ€user, welche über einen Vorgarten erschlossen sind. Diese Vorbereiche sind typisch für die lĂ€ndliche Bebauung und schaffen IdentitĂ€t. Sie können von den Hausbewohnern gemeinsam genutzt werden als Kleingarten, Grillplatz oder als geschützte SpielflĂ€che für Kleinkinder. Die untersten Wohnungen liegen im Hochparterre und haben zum Siedlungsrand hin direkten Zugang zu PrivatgĂ€rten. Alle Wohnungen haben durchgehende, gut zonierte WohnrĂ€ume mit dreiseitiger Orientierung. Dadurch entsteht in den Wohnungen ein Gefühl von Grosszügigkeit. Die Ausrichtung zu mehreren Himmelsrichtungen erlaubt eine gute Besonnung trotz relativ dichter Bebauung und unterschiedlichste Ausblicke. Durch Schaltzimmer kann der Wohnungsmix angepasst werden.
In den Ateliers ist ein stilles Gewerbe ebenso denkbar wie Büros, Künstlerateliers, ein Gemeinschaftsraum oder ein Kinderhort. Es ist ebenfalls möglich, ein Atelier intern mit einer Wohnung zu verbinden. Der direkte Bezug zu der Wohngasse bringt Leben ins Quartier.

Umgebung
3 Bausteine prĂ€gen das Ensemble: Der Dorfplatz, die Wohngassen sowie der Bachraum. Ein neues Gemeindehaus, LĂ€den und Büros. Vielleicht sogar eine BĂ€ckerei mit CafĂ©? Das neue Göttinger Zentrum bietet einen Ort für reges Gemeindeleben. Dazu gibt es einen lauschigen Dorfplatz im lichten Schatten kleinkörniger BĂ€ume. Die Hauptrolle aber spielt die altehrwürdige Linde an der Bahnhofstrasse: Als AushĂ€ngeschild des neuen Zentrums – eine eigentliche Dorflinde. Die
FlĂ€chen sind robust in Asphalt ausgeführt, die BĂ€ume stehen in chaussierten Inseln. Der Abgang zur Unterführung wird neu als Teil des Platzes interpretiert. Wohngassen erschliessen die Wohn- und AtelierhĂ€user. HolzzĂ€une auf niedrigen Sockelmauern, Blumen, NatursteinpflĂ€sterung als Reihen- und Wildpflaster schaffen eine heimelige AtmosphĂ€re. Vor den EingĂ€ngen sind FlĂ€chen zur gemeinschaftlichen Nutzung vorgesehen. Grosszügige private GĂ€rten sind der Trumpf der Erdgeschosswohnungen. Ein kleiner Platz im Schnittpunkt der Gassen lĂ€dt zum Verweilen ein. Drei kleine Zierbirnen steuern ihren Schatten zum Wohlfühlen bei. Entlang der Hauptstrasse schaffen lockere Baumgruppen den Bezug zu den jeweiligen HĂ€usern. Der Otmarsbach wird aus der Dole zurück ans Tageslicht geholt. Er durchfliesst im komfortabel breiten Bett das Ensemble. Er ist Natur-, Erlebnis und Bewegungsraum, ist zum Sehen, Hören und Fühlen. Erlen, Weiden und die uferbegleitende Staudenhochflur schaffen ein naturnahes Ambiente. Findlinge, Sandsteinquader und HolzstĂ€mme machen aus dem Bachraum eine Bewegungslandschaft. Der Zugang zu Unterhaltszwecken
ist jederzeit gewĂ€hrleistet. Erschliessung Ein engmaschiges Wegnetz gewĂ€hrleistet die DurchlĂ€ssigkeit des neuen Quartiers und eine gute Einbindung in die Gemeinde. GrundsĂ€tzlich ist das neue Quartier verkehrsfrei. Die Zufahrt zu den Tiefgaragen erfolgt ab der Bahnhofstrasse, hier befinden sich auch die Kurzzeit-ParkplĂ€tze für die Kunden des Gewerbes und der Gemeindeverwaltung. Für Anlieferungen und NotfĂ€lle sind die zwei Wohngassen über den Dorfplatz und die neue Otmarsbach-Brücke erreichbar.

Wirtschaftlichkeit
Die Landressource Im Zentrum von Göttingen soll optimal genutzt werden um qualitativ hochwertigen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zu erstellen. Unterschiedliche, eher kleinere Wohnungen entsprechen den Bedürfnissen des heutigen Marktes. Die relativ hohe Ausnutzung bietet gute wirtschaftliche Voraussetzungen. Durch eine Mischnutzung von Miete und STWE kann die RentabilitĂ€t
optimiert werden.

Nachhaltigkeit
Die neue Zentrumsüberbauung inmitten des Dorfkerns soll ihrem Namen gerecht werden, indem sie möglichst viele Leute zum Kommen und Bleiben animiert. Möglichst viele Bedürfnisse der Bevölkerung von Güttingen sollten hier abgedeckt werden, was zwangslĂ€ufig zu kurzen Wegen und guter Oekobilanz führt. Mit der Kompaktheit der GebĂ€ude und der hohen Nutzungsdichte des Areals werden wichtige Parameter der Nachhaltigkeit erfüllt. Die Fassaden sind in einer Hybridbauweise mit tragenden vorfabrizierten Stützen in Recyclingbeton und Ausfachungen aus Holz vorgesehen. Dabei werden die Vorteile beider Baumaterialien optimal kombiniert: Beton sorgt ohne teure Zusatzmassnahmen für einen guten Schall- und Brandschutz, Holz als nachwachsender, einheimischer Baustoff bietet gute Voraussetzungen für hochgedĂ€mmte Fassaden und senkt den Bedarf an grauer Energie. Die hochwertige Geb.udehülle und eine zeitgemĂ€sse Haustechnik im Minergie-Standard sorgen über die gesamte Nutzungsdauer für einen niedrigen Energieverbrauch. Mit einer gut integrierten Photovoltaikanlagen auf den DĂ€chern kann das Quartier seinen eigenen Strom produzieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Freilegung des Otmarsbaches definiert auf selbstverstĂ€ndliche Weise zwei unterschiedliche Gebiete und Bebauungskonzepte: Ein Zentrumsgebiet mit zwei drei - bis viergeschossigen Bauten und ein Wohngebiet mit fĂŒnf zwei - bis viergeschossigen Wohn - und Atelierbauten mit bewusst hoher rĂ€umlicher Dichte. Das neue Gemeindehaus steht selbstbewusst an der Strasse und definiert zusammen mit dem rĂŒckwĂ€rtigen Bau an der Bahnhofstrasse einen rĂ€umlich klar definierten Dorfplatz mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t. Dieser Ausse raum und die evozierte Stimmung sind die grosse StĂ€rke des Projektes. Die Adressen und Funktionen sind stimmig angeordnet, die Volumen reagieren gekonnt zu den Strassen und zum Platz. Der Umgang mit der Topographie ist vor - bildlich gelöst. Vom Dorfplatz aus fĂŒhrt eine BrĂŒcke ĂŒber den Bachraum zu den Wohnbauten. Vier Wohnbauten sind als DreispĂ€nner konzipiert und wirken von den Abmessungen massig. Das fĂŒnfte GebĂ€ude steht abseits, ist kleiner und hat nur drei Geschosse. Die bewusst gesuchte „dörfliche“ Dichte wird zum Problem. So reizvoll die gewĂŒnschte und gesuchte Stimmung im Bereich des Erdgeschosses sein könnte, so problematisch erscheint sie im Bezug zur QualitĂ€t der Wohnungen. Zu dicht und zu nahestehen die Volumen zueinander. Das stĂ€dtebauliche Konzept ist nicht ersichtlich, die Wohnbauten reagieren nicht auf die Umgebung, weder auf die angrenzende Bebauungsstruktur, noch auf die Hauptstrasse. Es scheint, dass das Wohngebiet mit einem reizvollen Stimmungsbild von innen nach aussen entwickelt wurde und leider nicht umgekehrt. Die ÜbergĂ€nge zur bestehende n Bebauung bleiben ungelöst. Die Umgebungsgestaltung ist von sehr hoher QualitĂ€t. Die drei Themen Dorfplatz, Bachraum und Wohngassen werden stimmung smĂ€ssig und mit der richtigen Materialwahl sehr gekonnt ausgebildet. Die versprochenen Stimmungen faszinieren. Nur die Ausformulierung der Vorzone zwischen Haupt strasse und Wohnbauten befremdet. Auf der Ebene des Erdgeschosses sind die Neubauten sehr gut organisiert, die Funktionen plausibel und richtig angeordnet. Die Adressen sind klar und die EingĂ€nge der Wohnbauten jeweils schön ausformuliert. Das Erdgeschoss wird mit Ateliers belebt. Jede Wohnung ist dreiseitig orientiert und besitzt jeweils ein rĂ€umlich spannendes Raumkontinuum bestehend aus KĂŒche und Wohn - / Essraum, der sich zu verschiedenen Himmelsrichtungen orientiert. Die architektonische Ausformulierung der Neubauten basiert auf d er Interpretation von Fachwerkbauten. Dieses Konzept verspricht eine hochwertige und nachhaltige Materialisierung. Der Projektvorschlag weist die höchste Dichte und die grösste Anzahl Wohneinheiten auf. Im Bereich des neuen Zentrums mit Gemeindehaus verspricht das Projekt sehr viel. Leider vermag das stĂ€dtebauliche Konzept im Zusammenhang mit der hohen Dichte im Bereich der Wohnbauten nicht gleichermassen zu ĂŒberzeugen.