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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Erweiterungsbau des Landratsamts am Neuen Schloß

ein 3. Preis

Reinhard Bauer Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau „sieht sich als eine zeitgenössische Erweiterung parallel zur Hauptachse“ des Neuen Schlosses und stellt sich doch als ein extrem markanter und eigenständiger Bau in die Stadtstruktur. Es ist ein selbstbewusstes Solitärgebäude auf rautenförmigem Grundriss, das sich dem Bestehenden nicht anbiedert, sondern bewusst den Kontrast sucht und mit seiner kristallinen Form eine Alleinstellung im Ort erreicht. Gleichzeitig fügt
es sich in die Nord-Süd-Achse ein und gibt einen maximalen Blick auf die Westfassade des Neuen Schlosses frei.

Sehr geschickt und konsequent entwickeln die Verfasser aus dem strengen Baukörper einen Brückenbau, der gleichzeitig Besuchereingang zur Knorrstrasse ist und den Anschluss an das Neue Schloss findet. Der Burggrabenwird sehr pragmatisch als Anlieferungs- und Parkbereich genutzt.

Das Gebäude lebt von seiner klaren Organisation, die einen wohltuenden Kontrast zum bestehenden Landratsamt darstellt. Eine zentrale und geschickt angeordnete Treppenanlage, die aufgrund der Öffnungen in unterschiedliche Richtungen sehr abwechslungsreich gestaltet ist, bildet den Kern des Hauses und bietet reizvolle
Blicke in die Umgebung.
Die Rautenform ermöglicht es, dass die Büros allesamt außenliegend sind und damit optimal natürlich belichtet werden können. Der weitgehend verglaste Baukörper ruht auf einem massiven Sichtbetonsockel, löst damit ganz selbstverständlich die Hanglage und nimmt subtil die Gliederung des Neuen Schlosses auf. Konsequent erscheint es, dass die Obergeschosse raumhoch verglast sind. Dabei nehmen trapezförmige Prallscheiben
folgerichtig das Thema des Grundrisses auf. Die kristalline Form des Haus und der Fassade machen vielfältige Assoziationen mit der Glasherstellungsgeschichte der Stadt Neustadt möglich.
Kritisch anzumerken ist, dass die sehr reduzierte Darstellung, die keine detailliertere Planung erkennen und vieles im Vagen lässt.

Geschickt werden die Funktions- und Archivbereiche im Sockelgeschoss nahe der Anlieferung und in den unbelichteten Bereichen angeordnet. Die besucherintensiven Abteilungen liegen im EG und im 1. OG. Die Abteilungen liegen bis auf wenige Ausnahmen zusammenhängend auf einer oder zwei Ebenen. Die Besprechungsräume
mit Teeküchen liegen sehr schön und gut aufzufinden an extrem großzügig dimensionierten Wartebereichen.
Kritisch ist die Lage der WCs anzumerken, die nicht übereinander liegen. Weiterhin wird kritisiert, dass die Büroflächen insgesamt knapp bemessen und Lagerraum und Kopierräume nicht nachgewiesen sind.
Es wäre zudem sicherzustellen, dass die transluzenten Glaswände zum Flur die notwendige Vertraulichkeit
gewährleisten.

Rückschlüsse auf die Energieeffizienz sind aufgrund des geringen Detaillierungsgrades nur begrenzt möglich.
Der kompakte Baukörper hat ein sehr gutes Verhältnis von Oberfläche zum Volumen, die Wärmeverluste und der sommerliche Wärmeschutz wären zu überprüfen.

Die Kubatur liegt im Vergleich der Arbeiten im unterdurchschnittlichen Bereich, was jedoch bei den Baukosten durch eine aufwändige Fassade kompensiert werden dürfte.

Insgesamt handelt es sich um eine verblüffend einfache Antwort mit einer hohen architektonischen Qualität.
Die Angemessenheit der Lösung an dieser Stelle wird jedoch sehr kontrovers diskutiert.