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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2016

Neubau Technisches Rathaus

Teilnahme

motorplan Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Ort und Ensemble
Dem Rathausneubau kommt in seinem heterogenen Umfeld eine besondere Bedeutung zu. Auf der einen Seite geht es um die städtebauliche Fassung des durch den gläsernen Victoria-Turm, dem Ensemble aus den 3 Büro- und Verwaltungsbauten mit Parkhaus, der nordöstlich flankierenden Südtangente mit starkem Verkehrsaufkommen und den südlich angrenzenden Wohngebiet, die neu entstehenden Glücksteinallee mit zentraler Zufahrt über die Gontardstraße als Lebensader des Stadtteils zu fassen, andererseits um die Ausbildung einer selbstbewussten Technischen Rathauses, das gleichsam den Eingang und Auftakt zum Stadtteil Lindenhof gegenüber des Hauptbahnhofes mitbildet. Weiterhin entsteht ein neuer Baustein im städtebaulichen über die Bahntrasse greifenden Ensemble aus dem Victoria-Hochhaus, der Bahnhofsplatzbebauung sowie dem dazu zentral gelegenen Hauptbahnhof samt Hotelneubau auf dem Postareal. Die städtebauliche Fassung und Maß erhält der Neubau, basierend auf dem städtebaulichen Siegerentwurf von Astoc, aus dem daraus resultierenden Bebauungsplan von 2011 und den erweiterten Vorgaben, welche in Gänze umgesetzt werden. Durch die Gliederung des Rathauses in drei Baukörper mit Hochpunkt im Südosten, dem Winkelbau mit klaren städtebaulichen Kanten zu den benachbarten Gebäuden und dem Eingangsgebäude an der Glücksteinallee, gleichsam als räumliches Negativ der umgebenden Bauten, als Auftakt zum Stadtteil Lindenhof.

Stadt und Gestaltung
Das Rathaus nimmt die gestalterischen Einflüsse seiner näheren und weiteren Umgebung auf und entwickelt daraus eine eigene, zeitgenössische Formensprache.
Die Fassaden der drei Baukörper variieren im Raster vertikal wie horizontal, aus teils über zwei Geschosse gestreckten sandfarbenen Betonfertigteilen und nahezu raumhohen Verglasungen entsprechen einer zeitgemäßen Ausgewogenheit von opaken zu transparenten Fassadenflächen und nehmen Bezug in Farbigkeit, Duktus und Körperlichkeit zum Hauptbahnhof auf, sowie ferner zu den öffentlich repräsentativen Gebäuden der Stadt Mannheim, ohne an Eigenständigkeit zu verlieren. Um einen subtileren Dialog mit dem Stadtraum zu erreichen, wird dem Baukörper zusätzlich eine gewisse Plastizität durch die konischen sandfarbenen Betonfertigteilen gegeben. Sie betonen die Vertikalität und geben dem Hochhaus, Winkelbau und Eingangsgebäude im Spiel von Licht und Schatten eine lebendige Wirkung. Der Dialog nach Süden hin zur Wohnbebauung entsteht in punkto Maßstäblichkeit durch Gliederung der Fassaden zum einen durch die niedrige Geschossigkeit eines Entrees zum andern. Der Innenhof übernimmt samt Wandelgang die Verteilerfunktion, hat aber auch große Aufenthaltsqualitäten, Cafe und Restaurant bespielen diesen, eine große Wasserfläche strukturiert, bringt Ruhe und Behaglichkeit.

Öffentlichkeit und Organisation
Mit der Einbeziehung der Glücksteinallee und transparenten offenen Gestaltung des Erdgeschosses über die Eingangszone, dem Wandelgang, der Transparenz über das Restaurant und dem Innenhof, übernimmt das Gebäude seine wichtige soziale Stellung im Quartier und gibt seine interaktive Sockelzone mit hohen Aufenthaltsqualitäten zu erkennen.
Der Haupteingang liegt an der Glückstein-Allee auf den ersten zwei Ebenen des Eingangsgebäude liegen die öffentlich zugänglichen Nutzungen mit Zugang zu Patio und Gastronomie. Über den Empfang und Wandelgang gelangt man schnell und klar orientiert zu den einzelnen Aufgängen der drei Gebäudeteile. Auf der Nordwestseite gegenüber dem Parkhaus liegt die Zu- und Abfahrt der Tiefgarage, die Anlieferung und Personaleingang Küche.

Raumqualitäten
Bürogrundrisse mit vielfältigen, abwechslungsreichen Bereichen prägen wesentlich die Lebens- und Begegnungsqualität am Arbeitsplatz. Erholungsräume, die zugleich ganz unterschiedlichen Aktivitäten Raum bieten: Einander treffen und sich austauschen, etwas erarbeiten und hinausschauen. Diese Räume sind kooperative und kommunikative Zonen im Büro, die das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter fördern. Dies wird zusätzlich durch die Freiräume im Innenhof, der Loggia und dem Dachgarten im 2.OG, die den Mitarbeitern auch bei schönen als auch bei widrigen Klimaverhältnissen einen besondere Erholung, Abwechslung und Interaktion bietet.

Die Verwendung von Flachdecken und einem überhöhten Doppelboden gewähren flache Deckenuntersichten mit maximaler Flexibilität und die vollständige Integration von Lüftung, Kühlen/Heizen, Elektro, Nachtauskühlung, sowie Beleuchtung und Akustikelementen in diesem System.
Durch homogene Hüllflächentemperaturen im Innerraum und einer zugfreien permanente Frischluftversorgung aus Kombination von zu öffnenden Außenwandelement mit effektiver Schallreflexion durch die konischen Außenbauteile und der mechanischen Zuluft und Abluft wird ein sehr hoher Nutzungskomfort erzielt. Über eine effiziente Gebäudeleittechnik wird der Sonnenschutz entsprechend Sonnenstand und Außentemperatur gesteuert. Im Sommer wird somit zusätzlicher Wärmeeintrag vermindert. Im Winter kann die solare Energie genutzt werden. Die Tageslichtsteuerung und Raffstores mit Lichtlenkung minimieren den elektrischen Verbrauch der Beleuchtung bei gleichzeitigem hohem Nutzungskomfort.

Tragwerk
Der Neubau des Technischen Rathauses ist in den beiden Flachbauten vom Tragwerkskonzept auf ein hohes Maß an Nutzungsflexibilität ausgelegt. Für die Tragwerksentwicklung bedeutet dies, möglichst viele Nutzungsvarianten hinsichtlich Nutzlast, Raumbedarf und Grundrissanordnung zu ermöglichen. Dies gelingt im Bürobau unter Ansatz tragender, zu Pfosten aufgelöster Außenwände und Einsatz von einer Innenstützenreihe. Der Umsetzung in Betonfertigteilen wird hier insbesondere durch das hohe Vorfertigungspotential der tragenden Außenfassade begünstigt.
Das Konzept der Stahlbetonfertigteilbauweise ist in Form von vorgespannten Bindern auch für die Überspannung des zentralen Eingangsraums einsetzen. Trägerraster ist dabei auf die Innenstützen der beiden darüber liegenden Geschosse abzustimmen.
Für das Hochhaus empfehlen wir dagegen die Realisierung in Ortbetonbauweise für Kern, Decken und Innenstützen. Prinzipiell ließen sich auch hier die tragenden Außenpfeiler von Ihrer Masse auch im Hochhausbereich als Fertigteile montieren. Grundsätzlich ist das Hochhaus aber unterzugsfrei mit Flachdecken auszuführen
Die Stabilisierung der drei Gebäudeteile erfolgt ausschließlich über die Erschließungskerne. Ein gemeinsames Kellergeschoss, ausgeführt als weiße Wanne ist das verbindende Bauteil. Inwieweit die Gründung mit Pfählen ergänzt werden muss, ergibt sich nach Vorlage eines vertieften Bodengutachtens.

Brandschutztechnischen Anforderungen
Der Neubau des Technischen Rathauses wird als Massivkonstruktion mit ausreichendem Abstand zu den Grundstücksgrenzen hergestellt. Es handelt sich um ein Gebäude der Gebäudeklasse 5, welches in Teilbereichen als Hochhaus einzustufen ist. Die Garage ist als unterirdische geschlossene Großgarage zu bewerten. Die Erschließung und Entfluchtung wird über fünf Treppenräumen sichergestellt. Die Brandabschnittstrennung erfolgt zwischen dem Hochhaus und den angrenzenden Baukörpern sowie an der Fuge im Südwesten. Aufgrund der Lage der Brandwände (5m von Innenecken entfernt) und der Ausführung der obersten Geschossdecken der flacheren Baukörper löst sich die Brandwand über dem 1. bzw. 5. OG auch am Hochhaus auf. Die Brandabschnittsflächen betragen 1.500 m² / 1.100 m² im Regelbau und 600m² im Hochhaus.
In allen Gebäuden werden Büro-Nutzungseinheiten mit max. 400m² (BGF) und unabhängigem Rettungswegsystem (1.Rettungsweg) gebildet. Im Hochhaus wird die 400m²-Einheit in zwei Bereiche mit max. 200m² getrennt (Ziffer 8 MHHR - Erleichterungen für Hochhäuser mit nicht mehr als 60 m Höhe in Zellenbauweise).
Das Gebäude wird flächendeckend mit einer Brandmeldeanlage überwacht, mit der die Nutzer und Rettungskräfte im Brandfall informiert werden. Das Hochhaus wird nicht gesprinklert, stattdessen wird eine 1m hohe feuerbeständige Brüstung zwischen den Geschossen vorgesehen (Ziffer 8 MHHR). Ein Feuerwehraufzug wird vorgesehen. Eine Rauchschutzanlage für den Sicherheitstreppenraum sowie den Aufzugsvorraum ist erforderlich.
Die Garage wird mechanisch be-/entlüftet und ebenso entraucht (70.000 m³/h), so dass auf eine Rauchabschnittsbildung verzichtet werden kann (§ 7 Abs. 2 GarVO).
Der Konferenzbereich und der Speiseraum im Erdgeschoss sind als Versammlungsstätten einzustufen und unterliegen somit der VStättVO (insbesondere Rettungswegbreite und Sicherheitsbeleuchtung).