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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2010

Erweiterung Rathaus Wandlitz

Ankauf

Markus Coelen Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Erläuterungstext

HISTORIE
Der Bahnhof „Wandlitzsee“ entstand 1927 im Stil der Neuen Sachlichkeit und ist mit Pergolen über die Straße hinweg mit dem Strandbad verbunden. Nach einem Entwurf des Berliner Architekten Wilhelm Wagner geschaffen, zählt das Bahnhofs-Ensemble heute zu den Denkmalen einstiger Bauhaus-Architektur.
Dieses ortsprägende Ensemble endet mit seinen straßenbegleitenden, eingeschossigen Flachbauten kurz vor dem Anfang des 20 Jahrhunderts erbauten, heutigen Amtshaus.
Dieses für Wandlitzsee charakteristische städtebauliche Ensemble soll im Erweiterungsbau des Amtshauses seine Fortsetzung finden.

KONZEPT / IDEE
Die zentrale Idee des Entwurfes besteht darin, diesen städtebaulichen Grund-gedanken Wandlitzsees aufzugreifen und fortzuführen.
Straßenbegleitend soll ein weiterer backsteinerner Flachbau das historische Ortsbild ergänzen. Die Zugehörigkeit zum Ortsbild äußert sich neben den Proportionen insbesondere in der Materialität der Klinkerfassaden.
Aus funktionalen Gesichtspunkten schließt der Erweiterungsbau des Amts-hauses über eine Brücke unmittelbar an den Bestandsbau an.
Der neue Baukörper wahrt einen deutlichen Abstand gegenüber dem bestehen-den Amtshaus und beeinträchtigt dessen Erscheinung so wenig wie möglich.

ERSCHLIEßUNG
Der Besucher erreicht das Amtshaus über den vorgelagerten Platz, der das Haupthaus mit dem vorgesetzten Flachbau verbindet. Die Kfz-Stellplätze befinden sich neben dem Erweiterungsbau, was eine gute Erreichbarkeit ermöglicht, ohne das Ortsbild zu beeinträchtigen.
Fußläufig kann der Platz vom Bestandsbau oder durch den Flachbau des Ensembles erreicht werden. Durch die dreiseitige Einfassung erhält der Platz eine hohe Aufenthaltsqualität. Der neue Platz kann flexibel für Veranstaltungen oder durch die Gewerbe des vorgelagerten Flachbaus genutzt werden.
Der Zugang zum Hauptbau ist durch die offene, verglaste Fassade deutlich erkennbar. Sie gibt in den Atrien den Blick auf den Wandlitzsee frei.

AUSSENANLAGEN
Durch den Abbruch des Querriegels des Gemeindehauses öffnet sich der Blick für die neuen Büroflächen in den begrünten Innenhof der Gesamtanlage.
Die Fundamente des ehemaligen Stallgebäudes werden freigelegt und zu einem staudenbewachsenen Senkgarten umgestaltet. Hier können Besucher und Mitarbeiter windgeschützt die Sonne genießen.
Ein kleines Becken mit Wasserspielen ergänzt die Anlage und sorgt an heißen Tagen für Kühlung.

ENTWURF
Der Hauptbau verhält sich zurückhaltend gegenüber dem Bestandsbau, zeigt aber durch seine Positionierung und die interne Verbindung über eine verglaste Brücke, eindeutig den funktionalen Zusammenhang mit diesem.
Der kompakte Baukörper gewährleistet eine optimale Flächenausnutzung, sowie ein günstiges A/V-Verhältnis.
Die Klinkerfassaden führen die traditionelle Erscheinung des Wandlitzer Ortsbildes fort, zeigen aber gleichzeitig durch großflächige Verglasung eine hohe Transparenz. Dies läßt in den Innenräumen eine hohe räumliche Qualität durch helle Büroflächen entstehen und zeigt Offenheit gegenüber dem Besucher. Alle Nutzflächen können natürlich be- + entlüftet werden.
Darüber hinaus werden die Bildschirmarbeitsplätze mit einem außenliegenden, vertikalen Sonnenschutz ausgestattet.

NUTZUNG
Die Nutzflächen verteilen sich klar geordnet auf die 3 Etagen des Hauptbaus.
Im Erdgeschoß befinden sich das Foyer und die Bibliothek. Diese kann unabhängig vom Amtshaus betrieben werden und ist über die Terrassen mit den Außenanlagen verknüpft.
Im 1. Obergeschoß ist die Kämmerei über eine Brücke direkt mit dem Altbau verbunden. Das 2. Obergeschoß wird durch das Bauamt genutzt. Die Nutzung und Raumaufteilung des Bestandsbaus bleiben unverändert.
Die dreibündige Gebäudestruktur ordnet die Büroräume an der Längsfassade an, was eine übersichtliche Gliederung und somit eine optimale Nutzung garantiert.
Der Besucher erreicht die Büros vom Atrium aus über Flure, die sich mittig aufweiten und damit eine offene Raumwirkung erzeugen. In den Aufweitungen befinden sich die Zugänge zu den gemeinschaftlich genutzten Bereichen und die Wartezonen.

ENERGIEKONZEPT
Das energetische Konzept des Gebäudes umfaßt sowohl passive als auch aktive Komponenten zur Reduzierung des Primärenergiebedarfs.
Die Fassaden werden 2-schalig, hinterlüftet mit innenliegender Dämmung errichtet, was einen optimalen Wärmeschutz und Nachhaltigkeit gewährleistet.
Das Dach wird als Gründach mit extensiver Begrünung ausgeführt. Diese Lösung ermöglicht eine maximale Langlebigkeit der Dachhaut, da die Vegetationsschicht thermische Schwankungen ausgleicht und UV-Strahlung absorbiert. Die Ausführung mit extensiver Begrünung erfordert nur minimalen Wartungsaufwand.
Die Versorgung des Gebäudes wird weitestgehend aus regenerativen Energieträgern sichergestellt.
Die Heizung des Gebäudes soll ausschließlich über Erdwärme erfolgen.
Hierbei soll die Wärme über eine Fußbodenheizung in das Gebäude abgegeben werden. Das geplante System ermöglicht in den Sommermonaten durch Umkehrbetrieb eine zug- und geräuschfreie Kühlung der Nutzflächen.
Die erforderliche Elektroenergie wird durch eine Photovoltaik-Anlage, welche auf dem Dach montiert wird, bereitgestellt.
Das Fenstersystem wird mit moderner Argon-Isolierverglasung ausgeführt, die auf der Südseite mit zusätzlicher Sonnenschutzbeschichtung versehen ist. Dies ermöglicht bei niedrigen Außentemperaturen einen geringen Wärmeverlust und bei hohen Außentemperaturen einen reduzierten Wärmeeintrag, so daß trotz der großflächigen Verglasung keine Klimatisierung des Gebäudes notwendig wird.

KONSTRUKTION+MATERIALIEN
Das Gebäude wird als Massivbau mit 2-schaliger Wandkonstruktion errichtet. Streifenfundamente und Bodenplatte bestehen aus Beton.
Die inneren, statischen Wände werden aus Porotonsteinen errichtet und tragen Decken aus Fertigteil-Hohldielen. Die äußere Wandschale bildet Sichtmauerwerk aus gebrannten Klinkern, die dem prägenden Wandlitzer Ortsbild entsprechen.
Die Fensteröffnungen erhalten bodentiefe duale Holz-/Alu-Fensterelemente mit nach außen öffnenden Beschlägen. Ein außenliegender Sonnenschutz, sowie eine Sonnenschutzbeschichtung der Fenster der Südfassade reduzieren den Wärmeeintrag.
Das Flachdach wird extensiv begrünt, wodurch langfristig ein geringer Wartungsaufwand sichergestellt wird.
Die inneren Trennwände werden als leichte und flexible Trockenbauwände errichtet. Innentüren werden in Weißlack oder mit stoßfester CPL-Beschichtung ausgeführt. Optional sind Oberlichter möglich.
Die Böden des Foyers sollen ebenso wie der neu entstehende Platz mit Klinker-Riemchen belegt werden, was den Innen- mit dem Außenraum verbindet.
Die Böden der Obergeschosse und der Bibliothek werden mit unempfindlichem Hochkant-Lamellenparkett ausgelegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt eine funktionale Lösung dar. Der das Gebäude bestimmende Mittelpunkt ist jedoch die Bibliothek in der Erdgeschosszone und weniger die Funktion der Rathauserweiterung, obgleich auch dafür in den Obergeschossen eine ebenso klar strukturierte Raumordnung geboten wird.

Obwohl das Gebäude in die „zweite Reihe“ gesetzt wird und nur bis zur Traufenhöhe des vorhandenen Rathauses reicht, entwickelt es dem gegenüber eine solitäre Dominanz und kontrastierende Wirkung. Der in einer großen Geste durch die portalhafte Gestalt der gesamten Vorderfront und die kompakte Kubatur des Baukörpers erzeugte Charakter der Architektur erscheint dem Hauptnutzungszweck an diesem Ort unangemessen. Mit dem vorgelagerten Flachbau für eine (vom Auslober nicht verlangte) gewerbliche Nutzung soll die Einbindung in den Ortzusammenhang durch Aufnahme der straßenseitigen Raumkante unterstützt werden.

Der in konventioneller Bauweise unter Verwendung vorgefertigter Bauteile konzipierte kompakte Bau stellt in Verbindung mit einer Geothermie-Wärmepumpe für die Raumkühlung und den Verzicht auf maschinelle Lüftung eine solide baubetriebswirtschaftliche Grundlage dar.

Die Gliederung der Fassadenflächen folgt der dem Entwurf eigenen Logik, schafft Durchlässigkeit und einladende Verbindungen zum Freiraum.

Die innere Erschließung erfolgt über ein an der Vorderfront auf allen Ebenen gelegenes großzügiges Foyer. Kritisch ist der damit und durch Fluraufweitungen erzeugte Verkehrsflächenanteil zu sehen. Das Raumprogramm wird erfüllt. In den Verwaltungsebenen ist eine gute Ablauforganisation durch die übersichtliche Anordnung aller Funktionsbereiche, die Möglichkeit einer flexiblen Raumaufteilung, die zentralen Kerne für Besprechung und Nebenräume sowie eine Brücke zum bestehenden Rathaus zu erreichen.

Die Freiraumplanung mit einem hohen Anteil versiegelter Flächen und einigen nur bedingt nachvollziehbaren Elementen (Wasserbecken, Senkgarten) folgt einerseits der sachlichen Struktur der Gebäudeplanung und sichert andererseits nicht den geforderten Bedarf an Stellplätzen für Fahrräder und Pkw.
Ecke Vorsetzen / Neust

Ecke Vorsetzen / Neust

Fassadendetail

Fassadendetail

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Fassade

Fassade