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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Orte des Lichts

Licht- und Raummilieukonzept

Licht- und Raummilieukonzept

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

mwerk AchitekturbĂŒro Mario HĂ€gele

Lichtplanung

ErlÀuterungstext

ErlÀuterungen

Ziel des Konzeptes ist, die stadtraumtypischen Elemente von SchalksmĂŒhle zu visualisieren und damit den Wiedererkennungswert des Ortsbildes auch in der Nacht zu erhalten und das RaumgefĂŒge erlebbar zu machen. Die KonzeptansĂ€tze sind dabei auf eine ganzheitliche Licht- und Raummilieubetrachtung ausgelegt.
Die IntensitĂ€t der Beleuchtung folgt den hierarchischen Strukturen des StadtgefĂŒges mit seinen Raumfolgen, Wegen, PlĂ€tzen und Raumaufweitungen. Die Abstufung erfolgt von den PlĂ€tzen und StadtzugĂ€ngen mit der höchsten IntensitĂ€t ĂŒber die Hauptverbindungswege bis zu den Nebenwegen mit lediglich geringer IntensitĂ€t („Theoretisches Leuchtdichtekonzept“).
Die StadtzugĂ€nge werden durch intensivere Vertikalaufhellung an den GebĂ€udeecken hervorgehoben. So erfolgt eine eindeutige FĂŒhrung in die Innenstadt.
ErgĂ€nzend werden die signifikanten Vertikalen des StadtgefĂŒges, die fĂŒr die rĂ€umliche QualitĂ€t und Orientierung bestimmend sind, gezielt ausgeleuchtet. Dies können GebĂ€udeecken an PlĂ€tzen oder EinmĂŒndungen sein oder FassadenflĂ€chen als Raumabschluss in der Achse einer Straße oder eines Platzes, aber auch BĂ€ume oder die BrĂŒcken ĂŒber die Volmer.
Die Festlegung von Leuchtdichten und BeleuchtungsstĂ€rken orientieren sich somit nicht an EN-Vorgaben, sondern an den Aspekten der Wahrnehmung. Farbsehen und Strukturerfassung im Wahrnehmungsprozess setzen erst bei weitaus höheren Werten ein, als durch die EN vorgegeben. Mit dem Konzept werden die Mindestanforderungen der EN weit ĂŒbertroffen.

Lichttechnik
Zu Einsatz kommt ein modulares Leuchtensystem mit einheitlichen Systemkomponenten:
‱ Hochleistungs-LED mit CRI 90, 2.700k zur qualitativ hochwertigen Farbwiedergabe und MilieuprĂ€gung
‱ adaptive Linsensyteme mit Strahlungswinkeln von 8° - 44° mit hohem Wirkungsgrad
Die Leuchtenmodule werden fĂŒr jede Beleuchtungsaufgabe mit speziellen LED-Linsen-Kombinationen bestĂŒckt. Durch rechnerisch ermittelte Ausrichtung der Einzelkomponenten wird eine differenziert-optimierte Strahlungsverteilung hoher GleichmĂ€ĂŸigkeit erreicht.
Die Kombination der Module sowie die differenzierte Ansteuerung der LED mit Spannungen von 350mA bis 1,5A ermöglichen eine Anpassung an jede Beleuchtungsaufgabe und eine abgestimmte IntensitÀtsverteilung mit EINEM System.
Die Milieusteuerung in AbhÀngigkeit der Nutzungsfrequenz erlaubt durch gezielte Nachtabsenkung eine erhöhte Energieeinsparung ohne QualitÀtsverlust im Beleuchtungsniveau.
Verbunden mit der optimierten Kombination hocheffizienter LED und Lichtlenkungsoptiken kann der Energiebedarf bei gleichzeitig signifikanter Steigerung der LichtqualitÀt auf ein Drittel der aktuellen Beleuchtungsanlagen gesenkt werden.
GegenĂŒber der derzeitigen Anlagentechnik mit einem Jahresenergieverbrauch von 31.000 kWh/a ausschließlich fĂŒr die Grundbeleuchtung werden fĂŒr die Umsetzung des Gesamtkonzepts mit Grundbeleuchtung UND den raumwirksamen Milieukomponenten lediglich kWh/a benötigt.

Gesamtkonzept

Die wesentlichen Aspekte des Licht- und Raummilieukonzeptes sind:
- eine Grundbeleuchtung die auch Ă€lteren Personen eine sichere und gute Raumerkennung ermöglicht. Die Grundbeleuchtung beinhaltet bereits das Rhythmisieren von Kreuzungen und Abzweigungen, damit eine Orientierung sichergestellt wird. Durch diese Rhythmisierung wird der Stadtstruktur Rechnung getragen und einer Monotonie der StraßenzĂŒge entgegengewirkt.
- die Zonierungen/rĂ€umliche FĂŒhrung beinhalten die Aufenthaltsbereiche und PlĂ€tze etc., die durch gezielte Vertikalaufhellung (Raumkanten, BĂ€ume) besonders visualisiert werden. So entsteht rĂ€umliche Tiefe und damit FĂŒhrung, Orientierung, Sicherheit.
- die Nah- und Fernwirkung sehen wir als ĂŒbergeordnetes Thema, das die Frage der AnnĂ€herung auf den Ort und die FĂŒhrung und Orientierung bereits aus grĂ¶ĂŸerer Entfernung behandelt (Merkzeichen, signifikante GebĂ€ude, Landschaftskulisse).
- die dynamischen Bereiche, wie z.B. Wasser, BĂ€ume:
Bei den WasserflĂ€chen soll die Fließgeschwindigkeit/Bewegung fĂŒr den Betrachter erlebbar werden. Bei den BĂ€umen z.B. sind die Jahreszeiten zu visualisieren. Hier sehen wir Bewegung und eine stetige VerĂ€nderung
FĂŒr die Hauptaufenthalts- und Bewegungsbereiche, die MĂŒhlenstraße, die Bahnhofstraße und die PlĂ€tze wird die Anbringung der Leuchtenmodule an einem Seilsystem vorgeschlagen. Dadurch werden hohe Lichtpunktlagen erreicht, die eine enge und damit blendungsbegrenzte Direktstrahlung ermöglichen.
Wo dies nicht möglich ist, werden die Leuchten an den Traufen und Giebel der GebÀude angebracht, sodass der Stadtboden weitestgehend frei von Masten ist.
Auf den PlĂ€tzen, insbesondere auf dem Rathausplatz wird das Seilnetz zu einem neuen „Lichthimmel“ eigener PrĂ€gung: Durch Schalten und Dimmen der einzelnen Module kann der Platz nahezu wie ein Veranstaltungsaal lichttechnisch bespielt werden – mit Lichtszenarien von Festbeleuchtung bis Weihnachtsstimmung – es entsteht ein unverwechselbarer Lichtraum.

Das Seilsystem kann darĂŒber hinaus zur Aufnahme unterschiedlichster Medien dienen und bildet somit eine einheitliche Struktur fĂŒr die vielfĂ€ltigsten Nutzungen mit hoher IdentitĂ€t fĂŒr den Ort, ein Mehrwert und Alleinstellungsmerkmal - weit ĂŒber die Lichtnutzung hinaus. (Projektoren statt Leuchtwerbung, Beschallung, Banner, Sonnensegel ...)
Schnurrenplatz - Kirche
PrĂ€gend fĂŒr den Schurrenplatz, ebenso wie fĂŒr das Ortsbild in der Fernwirkung ist die Erlöserkirche.
Ist diese im Nachtbild erlebbar, bedarf es fĂŒr den Platz selbst keiner besonderen Maßnahmen.
Es wird deshalb vorgeschlagen, die Kirche in ihren Vertikalkomponenten zu beleuchten. Der Turm wird mit engstrahlenden Werfen, deren Strahlungskegel auf die Turmflanken begrenzt ist, diagonal von 4 Seiten angestrahlt, um flĂ€chig hohe MaterialitĂ€t und Struktur zu erzielen. Die WĂ€nde des Hauptbaus und der Apsis werden mit Fassadenstrahlern schleifend aufgehellt. Durch die Wahrnehmbarkeit der gesamten Baukörpers in der Nahwirkung bedarf es auf dem Platz nur einer zurĂŒckhaltenden Grundbeleuchtung. In der Fernwirkung wird der Turm im Ortsbild ablesbar. Die Wirkung kann durch Aufhellung weiterer aus der Ferne wahrnehmbarer GebĂ€ude verstĂ€rkt werden.
UnterfĂŒhrung.

FĂŒr die UnterfĂŒhrung ist sowohl das Nachtbild als auch das Tagbild entscheidend. Tags bedarf es einer Adaption von Hell nach dunkel, nachts muss die Beleuchtung Behaglichkeit und damit Sicherheit vermitteln. Es wird eine Lichtdecke aus opaken Doppelstegplatten vorgeschlagen, die durch lineare LED-BĂ€nder hinterleuchtet sind. Die NatursteinwĂ€nde werden vertikal aufgehellt und in ihrer Struktur herausgearbeitet. Der Straßenbelag sollte in Reflektionsgrad und Farbe dem gewĂŒnschten Milieu angepasst werden.
Durch RGB-Steuerung kann die Lichtfarbe der Tag- und Nachtstimmung angepasst werden.
BrandwÀnde.

Mit Mitteln der Kunstlichtgestaltung alleine wird man dem Problem nicht gerecht, da die Tagwirkung ebenso entscheidend ist. Die Brandwand in der MĂŒhlenstraße sehen wir deshalb als „lebendige Wand“ mit Pflanzen und Wasser. Nachts durch LED und tags durch Tageslichteinspiegelung (Sonne) schleifend beleuchtet ist sie stĂ€ndiger VerĂ€nderung unterzogen - durch das Lichtspiel auf Pflanzen und Wasser, aber auch im Jahrslauf durch den Vegetationswechsel.

Bahnhofsplatz

Neben der konzeptĂŒbergreifenden SeilnetzĂŒberspannung ist fĂŒr den Platz die Bahnsteiganlage besonders prĂ€gend. Wir schlagen vor, die Unterseite der Überdachung als FlĂ€chenreflektor auszubilden und optisch aufzuwerten, sowie den Reflektionsgrad der BelĂ€ge durch geeignete Materialwahl zu steigern. Die Reflektorstruktur, indirekt angestrahlt, setzt den gesamten Körper in Szene und stĂŒtzt die Wirkung als Raumbegrenzung bei Tag und Nacht. In der Nacht gewĂ€hleistet sie eine gleichmĂ€ĂŸige Ausleuchtung des Bahnsteigs und dient der Vertikalaufhellung des einfahrenden Zuges – ein ganz wesentlicher Sicherheitaspekt.

Zusammenfassung:

Ziel unseres Vorschlags ist, ein auf die spezifischen QualitĂ€ten des rĂ€umlichen GefĂŒges abgestimmtes Konzept zu entwickeln, das im Sinne der Nachhaltigkeit langfristig tragfĂ€hig ist und das den Rahmen bildet fĂŒr sĂ€mtliche in Abschnitten umzusetzende Teilbereiche. Dabei kommt es entscheidend auf ein harmonisches Gesamterscheinungsbild an. Dieses wird zum IdentitĂ€tstrĂ€ger mit langer Wirkungsdauer und ist Einzeleffekten, wie rasch wechselnde Lichtstimmungen oder dem Einsatz von farbigem Licht vorzuziehen. Solche „Effektinszenierungen“ sind in der Regel von kurzer Wirkungsdauer und werden durch Gewöhnungsprozesse schnell abgenutzt.
Nachhaltigkeit im obigen Sinne ist nach unserer Überzeugung zu erreichen, in dem die IdentitĂ€t der Stadt und die hohe QualitĂ€t ihres rĂ€umlichen GefĂŒges, wie sie am Tag erkennbar und erlebbar ist, auch am Abend gleich bedeutend in Gliederung und Erscheinungsbild wiedergegeben wird. Dies erfordert einen sorgfĂ€ltigen, sensiblen Umgang mit der stĂ€dtebaulichen Struktur und der baulichen Substanz.
Unser Vorschlag verbindet diese stÀdtebaulichen Ziele mit eine hoher Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit und vereint stÀdtebauliche QualitÀt und gesteigertem Aufenthaltswert mit Sicherheit und Behaglichkeit im Nachtbild.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die detaillierte Ausarbeitung des Seilsystems mit einem durchgĂ€ngigen modularen System an Leuchten schafft ein ruhiges und zeitloses Konzept fĂŒr vielfĂ€ltige Nutzungen, insbesondere auf den PlĂ€tzen und stellt einen konsequenten ganzheitlichen Ansatz dar. Die FlexibilitĂ€t und die möglichen unterschiedlichen Leuchtdichten werden sichtbar. Das Seilsystem und seine Wirkung besonders in seiner Tagesansicht werden im Preisgericht kontrovers diskutiert.

Die zusĂ€tzlich dargestellten Einzelaspekte der Beleuchtung von Brandwand und UnterfĂŒhrung werden in Form, AusfĂŒhrung und Wirtschaftlichkeit kritisch gesehen und stehen im Gegensatz zur technisch-funktionalen Seillösung. Die angegebenen Kosten werden als nicht realistisch betrachtet.
Lichtdetail Rathausplatz, Kirchgasse, Erlöserkirche

Lichtdetail Rathausplatz, Kirchgasse, Erlöserkirche

Lichtkonzept UnterfĂŒhrung

Lichtkonzept UnterfĂŒhrung