modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Geladener städtebaulicher Wettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren | 04/2014

Verteilerkreis Favoriten

1. Preis

FROETSCHER LICHTENWAGNER

Architektur

Erläuterungstext

Das Besondere an diesem Ort ist die ungewöhnliche Überlagerung von städtischen Infrastrukturlinien die sich in 4 Ebenen kreuzen. Es handelt sich hier um einen urbaner Knoten, der spätestens mit der Eröffnung der U1 Station 2017 enorme Besucherfrequenzen erwarten lässt. Die Leitung und Verteilung dieser Menschenströme beim Wechsel der Verkehrsmittel bzw. zu den angrenzenden Zielen wie Generali Arena und FH Campus stellte die größte Herausforderung bei der Auseinandersetzung mit dieser Aufgabenstellung dar.

Die gewählte städtebauliche Strategie sucht keine unmittelbaren Bezüge zur äußerst heterogenen Nachbarschaft. Vielmehr soll eine eigene Ordnung etabliert werden, welche Offenheit und Entwicklungsfähigkeit signalisiert: sie besteht aus einer informellen Versammlung von ablesbaren Einzelbaukörpern, eigenständige Individuen in unhierarchischer Anordnung. Die stadträumliche Wirkung wird durch das Ensemble erzielt.

Die wie zufällig wirkende Positionierung der einzelnen Baukörper auf dem Sockelgebäude folgt der inneren Logik dieses von Infrastruktur geprägten Ortes. Sie richten sich nach den jeweiligen Erfordernissen ihres Standortes aus und machen dadurch die Komplexität dieses urbanen Knotens sichtbar.

Sucht man ein Bild für diese Anordnung der Baukörper, denkt man etwa an eine lockere Gruppe von Partygästen die in einer Runde zusammenstehen und sich wechselweise unterhalten. Durch die Kommunikation entsteht eine innere Logik der Gruppe: Zwei reden, andere hören zu, während wieder andere sich bereits nach anderen Gesprächspartnern umblicken...

Vom Un-Ort zum Hot Spot!
Die Bedeutung dieses Ortes für die Stadt wird sich künftig nicht auf die Funktion eines Umsteigknotens zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln reduzieren lassen, vielmehr wird die neue Plaza selbst ein spannender Anziehungspunkt für den Stadtbenutzer und die Bewohner der umliegenden Quartiere sein.

Das Sockelbauwerk, welches den weitläufigen und übersichtlichen Platzraum begrenzt und vor dem Straßenlärm schützt, wird Geschäfte, Gastronomie und die multifunktionale ASFINAG Halle beherbergen. Die Eingänge zum Hotel, dem Studentenheim und den Büros werden zusätzlich für Frequenz auf dem Platz sorgen.
Sein rotes Ziegelpflaster soll an die Geschichte des Lehmabbaus für die hier bis 1834 ansässige, heereseigene Ziegelherstellung der „Fortifikations-Ziegelschlag“ erinnern. Ein Mobilitätszentrum für Fahrrad und Auto heben die Bedeutung dieses sog. intermodalen Knotens hervor. Bäume auf dem Platz, auf dem oberen Plateau und um die gesamte Bebauung herum, stellen die Verbindung zu den weitläufigen angrenzenden Grünräumen her.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury, die angesichts der Komplexität der Planungsaufgabe ein vielschichtiges Spektrum unterschiedlichster Beurteilungskriterien zu beachten hatte (Funktionalität, Entwicklungsfähigkeit, Erschließungsqualität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Gestaltqualität etc.), sah ihre primäre Aufgabe darin, die präziseste städtebaulich-architektonische Interpretation dieser sehr speziellen Situation zu identifizieren.
Die künftige Bebauung im Bereich des Verteilerkreises Favoriten muss in diesem Sinn mehreren Rollen gerecht werden können:
• Einerseits sind die großräumigen städtebaulichen Zusammenhänge zu beachten. Der Ort-braucht als Orientierungspunkt und als hochfrequentierter Knoten höchstrangiger Verkehrs-netze eine angemessene Signifikanz, Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit.
• Andererseits muss die städtebauliche Lösung sehr genau die lokalen Randbedingungen auf-greifen und zu den sehr unterschiedlich geprägten und in ihren Nutzungsrhythmen auch sehr unterschiedlich funktionierenden Teilgebieten rund um den Verteilerkreis kontextuell korrekt in Dialog treten.
• Und schließlich müssen die Bebauungen und ihre Nutzungen auch ein Binnenmilieu hervor-bringen können, das in jeder Situation, an allen Tagen und auch rund um die Uhr als attraktiver und sicherer urbaner Raum erlebt wird.
Die souveräne Verknüpfung der Ansprüche, die aus diesen unterschiedlichen Maßstabs- und Be-trachtungsebenen resultieren, zeichnet das Siegerprojekt aus. Darüber hinaus verspricht die städte-baulich-architektonische Grundhaltung des Projekts eine sich auch langfristig bewährende Robust-heit und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Anforderungen, ohne dabei auf gestalterische und stadträumliche Subtilitäten zu verzichten.“