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Kooperatives Planungsverfahren | 08/2014

Städtebauliche Studie Nationaler Innovationspark Hubstandort Dübendorf

Teilnahme

Studio di Architettura Vittorio Magnago Lampugnani

Architektur

Baukontor Architekten

Architektur

Atelier Girot

Landschaftsarchitektur

Metron AG

Verkehrsplanung

Feddersen + Klostermann

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt setzt die landschaftlichen Qualitäten des Ortes ins Zentrum seines Entwurfs und inszeniert die weite Fläche des Flugplatzareals als Naherholungsraum. Das dicht strukturierte Siedlungsband zeichnet die Identität stiftende (Gross-)Form des Flugplatzareals nach und fasst den Freiraum.
Das Projekt besticht durch die Klarheit, den Freiraum als entwurfsbestimmendes Element zu nutzen und die Bebauung darauf auszurichten. Die Stärken des Ansatzes sind der Um-gang mit der offenen Landschaft, die Gestaltung des Siedlungsrands und die Integration der Bestandsbauten. Die Landschaftsgestaltung und die kompakte Siedlungsform knüpfen unmittelbar an den heutigen Qualitäten des Flugplatzareals an und streichen die Einzigartigkeit des Ortes hervor.
Vermisst werden – neben den historischen Bauten – weitere Kristallisationspunkte und Ele-mente, die Orte stärker auszeichnen, Ausstrahlungskraft besitzen und Orientierung schaf-fen. Die Bandstruktur generiert längere Wege und erweist sich deshalb in diesem Zusam-menhang als nachteilig. Die Integration der aus Sicht Denkmalpflege wertvollen und identitätsstiftenden Bestandsbauten ins städtebauliche Konzept wird in funktionaler und denkmalpflegerischer Hinsicht begrüsst. Es fehlen jedoch Aussagen zu Inkubatoren und Schlüsselarealen (ausserhalb der Randbebauung), die für spezielle Nutzungen reserviert werden sollten. Innerhalb der neuen Bandstruktur soll alles überall möglich sein; es ist keine Verortung und keine Gliederung des Raumes durch die Abstimmung von möglichen Ankernutzungen mit dem öffentlichen Raum ausgewiesen.
Die erste Etappe entlang des südwestlichen Flugfeldquartiers unter identitätsstiftender Ein-bindung der Bestandsbauten zu entwickeln, ist vom Konzeptansatz und der Grundhaltung her verständlich. Gleichzeitig birgt diese Strategie aufgrund funktionaler Zusammenhänge und langfristiger Verträge Konflikte mit den heute in den bestehenden Gebäuden ansässi-gen Nutzungen inbesondere des Militärs (Auszug der Luftwaffe für 2022 geplant). Der vorgeschlagene erste Entwicklungsschritt weist zu wenig konzeptorientierte und katalysatorische Nutzungszuordnungen auf, die zu einer wirkungsmächtigen Lancierung des Innovationsparks beitragen würden. Das Konzept bedingt zudem den Bau des „Boulevards“ bereits in der ersten Phase, was einen relativ hohen Erschliessungsaufwand generiert. Ungünstig ist weiter die Tatsache, dass die erste Etappe durch die Glattalbahn nicht direkt erschlossen werden kann. Die städtebauliche Kraft des Entwurfs wird erst im Endausbau der Bandstruktur und den drei parallelen Erschliessungsachsen spürbar. Es bleibt ingesamt fraglich, ob die Bebauungsdichte ausreicht, um insbesondere den „Boulevard“ entsprechend der Idee des primären Begegnungsraums zu beleben.
Das Verkehrskonzept ist für den MIV und den Fuss- und Veloverkehr schlüssig. Kontrovers wurden die „Werkstrasse“ und der Verkehrsknoten am Götterbogen diskutiert, der zwar verkehrstechnsich anspruchsvoll, voraussichtlich aber machbar wäre. Es stellt sich aber die Frage, ob sich ein verkehrsorientierter Platz – analog Tessinerplatz oder Albisriederplatz in der Stadt Zürich – am Eingang zum Innovationspark befinden soll. Eine frühe Realisierung der Glattalbahn über das Flugplatzareal gemäss der Linienführung im Richtplan erfährt durch dieses Projekt keine Unterstützung.

Fazit
Die kompakte Bandstruktur und der weite offene Landschaftspark unterstreichen die Ein-zigartigkeit und Qualität des Ortes. Das Freiraumkonzept überzeugt in seinem Bestreben, trotz der neuen Nutzung des Areals als Innovationspark die einzigartige Identität des Flug-platzareals zu erhalten. Die Vorschläge für Umnutzung und Gestaltung des Freiraums sind sorgfältig herausgearbeitet und sehr ortsspezifisch. Der Freiraum wird als eine einmalige Chance für den Innovationspark und für die ganze Region beurteilt. Mit seinem akzentu-ierten und scharfen Siedlungsrand leistet dieser Konzeptansatz einen wichtigen und zu-kunftsweisenden Beitrag, wie mit dem Thema der Zersiedelung umgegangen werden kann.
Der Ansatz der Siedlungsstruktur hingegen setzt zu stark auf den „Boulevard“ und die „Pro-menade“ als Hauptattraktoren. Der „Boulevard“ muss als Haupterschliessung, identitätsstiftendes Element und Begegnungsort sehr viel leisten. Zudem bleibt fraglich, ob die Bebauungsdichte ausreicht, um den Boulevard zu beleben. Die linearen Elemente scheinen nicht geeignet, Kristallisationspunkte zu generieren. Dem Konzept fehlen geeignete Leuchtturmprojekte, die als Magnete wirken könnten. Die erste Etappe ist in einem konfliktreichen Abschnitt geplant. Es fallen früh hohe Investitionen für die Erschliessung an, und die zeitliche/räumliche Abstimmung mit der ÖV-Planung (Glattalbahn) ist nicht gegeben.
Es wird bezweifelt, ob der Innovationspark mit den in sich sehr schlüssigen und robusten, aber doch eher konventionellen Bebauungsstrukturen eine ausreichende Anziehungskraft für die im Innovationspark tätigen Akteure auszuüben vermag.