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Award / Auszeichnung | 07/2014

Bayerischer Landeswettbewerb 2014 'Modellhafte Stadt- und Ortssanierung - Lebensräume für die Bürger'

Neugestaltung des Stadteingangs am Kemptener Tor

DE-87600 Kaufbeuren, Kemptener Tor

Auszeichnung

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Straub Tacke Architekten

Architektur

Stadt Kaufbeuren

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    2.350m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 01/2011

Projektbeschreibung

Die ehemals von Autos dominierten Flächen am nördlichen Ende der Fußgängerzone werden zu einem attraktiven Zugang in die historische Altstadt umgestaltet. Die Baumdächer aus Platanen und die skulpturalen Sitzelemente verleihen dem Platz eine eigene Identität im Stadtgefüge mit hoher Aufenthaltsqualität.

Ausgangslage
Die Stadt Kaufbeuren lobte im Jahr 2009 den Planungswettbewerb zur Neugestaltung der Straßen- und Platzflächen am „Kemptener Tor“ aus. Ziel der Auslobung war es, ein Ort zu schaffen, der den Bürgern als vielfältig nutzbare und attraktive Aufenthaltsfläche dient und gleichzeitig das neu geplante Modehaus vor den Toren der Altstadt gestalterisch und funktional an das bestehende Wegesystem anzubinden.

Stadträumliches und freiraumplanerisches Konzept
Die räumliche Gliederung und Zonierung der Fläche erfolgt durch drei kompakte Baumdächer aus Platanen in Verbindung mit den darunter liegenden, skulptural geformten Sitzelementen aus Betonfertigteilen. Durch die Positionierung und Ausrichtung der Bauminseln wird das historische Zollwärterhäuschen auf der Platzfläche stadträumlich in Szene gesetzt. Die räumlich wirksamen Bauminseln dienen den Verkehrsteilnehmern als Orientierungs- und Leitsystem auf der einheitlich gepflasterten Platzfläche.

Shared Space
Ein wichtiges Ziel der Planung bestand darin, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Platzfläche zukünftig vielfältig nutzen und bespielen zu können. Der Ausbau erfolgte daher nach dem Prinzip des „Shared Space“. Gemäß dieses Planungsansatzes wird die Stadtfläche von den verschiedenen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt. Daher wurde auf den Einbau von Bordsteinen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet. Durch die höhengleiche Ausbildung entsteht eine homogene Platzfläche, die auch bei temporären Veranstaltungen barrierefrei genutzt werden kann.

Sitz-Skulpturen
Die Konstruktion der Sitzelemente besteht aus werkseitig vorgefertigten und eingefärbten Betonelementen, deren Farbigkeit auf das eingebaute Granitmaterial abgestimmt ist. Die in die Oberfläche der Bänke integrierten Edelstahlroste ermöglichen bereits kurze Zeit nach Niederschlägen eine trockene Sitzfläche.

Bauminseln
Die geschnittenen Platanendächer nehmen die Form der Sitzelemente auf und laden zum Verweilen im lichten Schatten ein. Durch die polygonale Gestaltung der Sitzelemente ergeben sich Bereiche mit eher introvertiertem oder extrovertiertem Charakter, die wahlweise von den Passanten zum Ausruhen, von den Anwohnern als nachbarschaftlicher Treffpunkt oder von den Kindern als Spielskulptur genutzt werden. Die Innenzonen der Bauminseln werden mit unterschiedlichen Nutzungen bespielt oder bleiben zur individuellen Aneignung offen.

Granit-Teppich
Der durchgängig verlegte Belag aus Granit-Kleinstein verleiht dem neu gestalteten Platz einen großzügigen Raumeindruck und vermittelt zu den im gesamten Bereich der historischen Altstadt verlegten Belägen. Die unterschiedlichen Grau- und Beigetönen des heimischen Gesteinsmaterials und die Verlegeart im Passe-Verband tragen maßgeblich zum neuen Erscheinungsbild der etwa 2.000 m² großen Fläche bei.

Beleuchtungskonzept
Die Grundbeleuchtung erfolgt über Mastleuchten, die die Wegeverbindung zwischen dem neuen Modehaus und der Innenstadt aufgreifen. Das denkmalgeschützte Zollhäuschen und die drei Baumdächer werden durch Bodenstrahler lichttechnisch in Szene gesetzt. In die Betonfertigteile eingelassene LED-Leuchten verleihen den Sitzelementen bei Dunkelheit einen schwebenden Eindruck und unterstreichen deren “Leitfunktion”.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die besonderen Qualitäten dieses Projekts liegen in seiner Einbettung in eine langjährige städtebauliche Planung mit neuen funktionalen Anforderungen. Es ist gelungen, sowohl den neuen Anziehungspunkt am Nordeingang der Fußgängerzone mit einzubinden als auch die vielfältigen und komplexen Anforderungen klar, multifunktional, offen und barrierefrei umzusetzen. Dadurch werden Räume geschaffen, die selbstverständlich leiten, gleichzeitig zum Aufenthalt einladen und funktionale Zwecke erfüllen. Zudem wird mit diesem Beispiel gezeigt, wie nicht additiv Notwendigkeiten erfüllt werden, sondern in Form von klugen planerischen Überlegungen „Stadtmöbel“ entworfen sowie die ehemaligen Parkierungsanlagen intelligent und gestalterisch hochwertig umgewandelt wurden: Die neuen Einbauten sind gleichzeitig Sitz-Skulptur für alle Altersklassen, Fahrradabstellfläche, beleuchtete Orientierungshilfe und Bauminsel in einheitlichem Belag. Ein selbsterklärendes Ergebnis überlegter Zusammenarbeit, das keine additiven Elemente eines Leitsystems benötigt und den öffentlichen Raum selbstverständlich zoniert und dabei bereichert.