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Gutachterverfahren | 07/2015

Entwicklungsgebiet Insel Neu Fahrland

Lageplan, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Lageplan, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Teilnahme

Prof. Ludger Brands - A R C H I T E K T U R

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht zum Entwurfskonzept

a. Beschreibung des städtebaulichen Konzeptes
Ausgangspunkt der Überlegungen ist eine starke Bezugnahme zum bestehenden Fährgutensemble, hinsichtlich der raumbildenden Elemente wie auch im Sinne des architektonisch-typologischen Entwurfsansatzes. Das Thema Wohnhof, schon beim Fährgut zu finden, wird modifiziert und weiterentwickelt zum offenen und durchlässigen aber raumbildenden Vierseithof mit direkten Blickbeziehungen zum Wasser, bzw. zum Quartiersplatz am Ende des Fußweges (Promenade) und quer dazu in Richtung Gutshaus. Großzügigkeit, Offenheit und Durchlässigkeit bestimmen die Grundhaltung des im Ansatz städtisch gedachten Quartiers mit charakteristischen Zügen einer Gartenstadt. Die Weiterentwicklung innerhalb dieses Typus „Hof“ auf das Gelände der MEAB ist möglich und langfristig sinnvoll (in den Zeichnungen dargestellt).
Eine Verknüpfung der beiden unterschiedlichen städtebaulichen Strukturen erfolgt über die dem Flaneur oder Radler vorbehaltene Promenade von der Straßenbahnhaltestelle über den im Kern öffentlichen Wohnhof über eine Rundpergola als Gelenk zum kleinen Stadtpark, vorbei an zwei Turmvillen weiter zum Sacrow-Paretzer-Kanal, aber auch über die parallel verlaufende Hauptzufahrtstraße direkt zum Wasser. Zwei grundsätzlich unterschiedliche Haustypologien bestimmen die Architektur des Ortes: das Winkelhaus als zwei- bis dreigeschossiges Wohnhaus von der Straße bis zur Mitte des Quartiers und im Anschluss daran das freistehende Ein- oder Zweifamilienhaus, offen gereiht mit Bezug zum öffentlichen Straßenraum.
Die architektonische Haltung ist zu verstehen als ein Weiterdenken der klassischen Potsdamer Bautradition mit einer die Fassade strukturierende handwerklich bestimmte Materialität in gelbem Brandenburger Klinker und cremefarbenen abgesetzten Putzbändern beim Mehrfamilienhaus und in umgekehrter Hierarchie beim Einfamilienhaus.
Die neue straßenbegleitende Bebauung nimmt die Flucht des Gutshauses auf, so dass sie sich dem Denkmalensemble unterordnet, Distanz zur Straße schafft und das Fährgut stadtauswärts fahrend deutlich sichtbar freistellt.

b. Beschreibung des Nutzungskonzeptes
Hauptsächlich bestimmt wird das neue Quartier durch die Nutzung Wohnen, jedoch zur Tschudistraße ergänzt durch kleinteiliges Gewerbe mit Nutzungen für Café, Bäcker, Apotheke, Arztpraxen etc. in den Erdgeschossen der drei Winkelhäuser und in deren ersten Obergeschossen durch Dienstleistungen und/oder weiteren Arztpraxen. Der Gewerbeflächenanteil liegt bei ca. 700 m2 in unterschiedlichen Einzelgrößen, ist aber reduzier- oder aufstockbar.
Die freistehenden Häuser am Wasser dienen ausschließlich dem Wohnen.
Dem künftigen Bürgerpark vorgelagert und gegenüber dem Gutshaus soll ein Ruderclub mit Bootshalle, Vereinsräumen und kleiner Gastronomie entstehen mit Steganlagen auf dem Wasser für den Verein, aber auch für Wassertaxi und Fahrgastschifffahrt.

c. Beschreibung des Erschließungskonzeptes
Die zentrale Erschließung entspricht dem aktuellen dem Verkehrskonzept und liegt gegenüber der Zufahrt zum künftigen Ruderclub. Die „Kanalstraße“ des Wasser- und Schifffahrtsamtes soll als zweite öffentliche Ein- oder Ausfahrt nur im Notfalle herangezogen werden können (z.B. für eine Rettungswegnutzung).
Die künftigen Haltestellen der Tram bzw. der Stadtbusse an der B2 sind in direkter fußläufiger Anbindung zum zentralen Wohnhof vorgesehen. Eine Verlegung von der MEAB bzw. Brücke in die Mitte der Insel ist also sinnvoll.
Grundsätzlich wird mit 1 Stellplatz / WE gerechnet. Die überwiegend zentrale
Stellplatzanordnung in einer Tiefgarage (142 Stellplätze) mit direkter Anbindung an die Wohn- und Einzelhandelsgebäude wird vorgeschlagen. Ergänzend gibt es zahlreiche Außenstellplätze (23) für Besucher oder als Kurzzeitparkplätze. Für die privaten Wohnhäuser wird individuelles Parken auf den Grundstücken und in Garagen mit jeweils 2 Stellplätzen angeboten.

d. Beschreibung des Freiraumkonzeptes
Das neue Wohnquartier erhält zahlreiche öffentlich nutzbare Räume mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten und Widmungen, durch gestaltete Gärten einem kleinen Stadtpark, Spielplatzbereichen, Pergolen in der Mitte, aber auch an den Rändern des künftigen Wohnviertels.
Darüber hinaus erhalten alle den Erdgeschossen angeschlossene Wohnungen privat zu nutzende Gärten mit Terrassen.
Zuwegungen zum Wasser, anstelle eines Uferweges, werden in unterschiedlichster Art und Weise angeboten und sind eher punktuell gedacht und werden an vielen Stellen angeboten, in Verlängerung der Promenade und der Zufahrtstraße, aber auch vorbei an Gutshaus und ehemaliger Traktorenhalle, sowie zwischen den freistehenden Häusern.
Ein neuer „Aussichtspunkt“ im Südwesten am Sacrow-Paretzer-Kanal ist öffentlich zugänglich für alle Besucher und Bewohner, ergänzt durch auf das Wasser führende Stege zum Zurückblicken auf die Insel.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Struktur nimmt Bezug zu der historischen Bebauung des Fährguts. Entlang der Bundesstraße entsteht ein weiterer Hoftypus der den Gebäudekanten des denkmalgeschützten Gebäudeensemble folgt und so eine rhythmisierte Straßenrandbebauung schafft.

Im Westen mit Orientierung zu den jeweiligen Uferkanten wird die Bebauungsstruktur durch eine Reihung von Einzelhäusern geprägt. Die Zonierung mit abriegelndem Geschosswohnungsbau entlang der Tschudistraße und ruhigen, differenzierten Baustrukturen in den rückwärtigen Bereichen ist konsequent umgesetzt. Innerhalb der städtebaulichen Struktur erscheint die Eingangssituation selbstverständlich.

Die Freiraumstruktur ist anspruchsvoll und hochwertig allerdings reagiert diese nicht auf die Besonderheiten und Qualitäten der Insel Neu Fahrland und stellt damit kein ortsbezogenes Angebot dar.

Die Qualität dieser Arbeit besteht grundsätzlich in der klaren Gliederung mit gut proportionierten Stadt- und Gebäudestrukturen. Die Einbindung dieser Struktur in den Stadtraum und der Umgang mit dem Fährhaus erscheint dem besonderen Ort nicht gerecht zu werden.

Das Angebot zur Entwicklung der Insel, insbesondere auch in der Form der Verdichtung bleibt hinter den städtebaulichen Möglichkeiten zurück.
Lageplanausschnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Lageplanausschnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick von oben, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick von oben, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Geländeschnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Geländeschnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick in die Tschudistraße, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick in die Tschudistraße, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Turmhausensemble am See, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Turmhausensemble am See, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Ansichten und Schnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Ansichten und Schnitt, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Straßenabwicklung, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Straßenabwicklung, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick vom Kanal, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam

Blick vom Kanal, © Prof. Ludger Brands ARCHITEKTUR, Potsdam