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Einladungswettbewerb | 03/2016

Heiersstraße

Perspektive Heiersstrasse

Perspektive Heiersstrasse

3. Preis

Preisgeld: 6.420 EUR

behet bondzio lin architekten

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept / Leitidee
Angemessene Einfügung und Präsenz der Neubauten und somit des Erzbischöflichen Generalvikariats, sowie eine einfache und selbstverständliche Wegeführung sind die Ausgangspunkte unserer städtebaulichen Überlegungen. Die "Neue Domgasse" bildet hierbei das zentrale Element. Sie greift eine historische Verbindung auf und schafft eine fußläufige Durchwegung von hoher Qualität. Die in Teilbereichen vorhandene Bruchsteinmauer, führen wir fort. Sie ist maßstabgebend und bildet das wesentliche Gliederungselement der neuen Gebäude.

Erschließung
Die neue Domgasse verbindet den Platz "An der alten Synagoge" fußläufig mit dem Domplatz. In der "Neuen Domgasse" befindet sich der Haupteingang mit einem großzügigen Foyer für die Besucher und Mitarbeiter des Diözesanarchivs, der Caritas, der IT-Abteilung und der Verwaltung. Über das Foyer gelangt der Besucher direkt in die Tiefgarage. Für den sonntäglichen Messgänger ist zudem am Domplatz ein weiterer Eingang zur Parkgarage gelegen.
Die Läden, sowie die Sozialstation der Caritas (die intern an die weiteren Caritasbereiche, die aus Gründen der Diskretion im 1.OG liegen, angeschlossen ist) werden direkt über die Heiersstrasse erschlossen, hier befindet sich auch die Zu- und Ausfahrt der Parkgarage.
Das Gebäude an der Ecke Heiersstrasse Ecke Domgässchen wird vom Kleinen Domplatz aus erschlossen. Die in der Zone der Bruchsteinmauer vorgesehenen Ladenlokale orientieren sich ausschließlich zur Heiersstrasse und werden direkt von dort aus erschlossen.
Das Gebäude Heiersstrasse 15 bildet den "nördlichen Eckstein" des durch die Natursteinmauer gut ablesbaren Areals der Diözese. Es bildet zudem den Link zu dem gegenüberliegenden Liobrianum.

Funktionalität
Alle durch das Raumprogramm geforderten Nutzungseinheiten befinden sich in dem funktional zusammenhängen Baukörper des 1. Bauabschnitts. Ihre Erschließung erfolgt über das neue, zentral gelegende Foyer und über den neuen Innehof im Gegenüber zum Domplatz 26.
Der 2.Bauabschnitt am Domgässchen steht vollständig für weitere, zukünftige Raumbedarfe des Generalvikariats zur Verfügung. Gleiches gilt für den nördlichen Eckstein Heiersstrasse 15.
Das Gebäude und der Garten mit seinem alten Baumbestand auf dem Flurstück 348 sind von außergewöhnlich hoher Qualität. Die neuen Gebäude an der Heiersstrasse geben dem Garten einen qualitätvollen baulichen Rahmen und heben ihn somit für die öffentliche Wahrnehmung hervor. Wie ein verwunschener Ort in mitten der Stadt. Wir nehmen daher keine Eingriffe in diesem Bereich vor.
Die Parkgarage befindet sich dem zu Folge auch nur unter dem 1.Bauabschnitt. Die Garage ist zweigeschossig, die UK-Sohle der unteren Ebene liegt auf +110,50m und somit oberhalb des Grundwasserspiegels. Alle Funktionsbereiche können direkt aus der Tiefgarage erreicht werden.
Die öffentlichen Bereiche und die Bürorabeitsräume des Diözesanarchiv befinden sich am Foyer im Erdgeschoss. Von hier aus gelangt man über eine interne Erschließung nach unten in den Archivsockel. Der zusammenhängende, fensterlose Raum bietet die Voraussetzung für ein ganzjährige konstantes Klima, ohne den Einsatz aufwendiger Klimatechnik (Zephyr-Konzept). Eine zweite Anlieferung (Klimaschleuse) durch die Tiefgaragenzufahrt ist möglich.
Die gleichberechtigte Nutzung des Gebäudes, auch für körperlich beeinträchtige Personen ist durch angemessene Flur- und Aufzugsbreiten gegeben. Die öffentlichen und privaten Bereiche werden barrierefrei erreicht.

Materialien und Konstruktion
Alle Materialien orientieren sich an dem Leitfaden für nachhaltiges Bauen des Bundesministeriums.
- Massivbaukonstruktion in Stb
- Fassade in Sichtbeton (Massivbau mit Kerndämmung) und Naturstein
- Holz-Aluminiumfenster (Recyclingaluminium) mit Glasabsturzsicherung
- Stehfalzdachdeckung auf UK, hinterlüftet
- Bodenbeläge in Werkstein, Holz, Aluminium
- innere Trennwände als Systemtrennwände in Holz, integrierte Schränke

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine eigene, und ungewöhnliche Interpretation des Ortes. Aus der alten Mauer wird in der neuen Konzeption ein durchgehender rustikaler Sockel, auf dem Gebäude stehen, die mit einer ausdrucksstarken Dachlandschaft den Stadtraum neu prägen.

Die geforderte Durchlässigkeit zwischen Domplatz und Heiersstraße wird als breite, öffentliche „Domgasse“ mit überraschendem Blick auf die Ostfassade des Doms ausgestaltet. Beide konzeptionellen, städtebaulichen Ideen überzeugen das Preisgericht.

Die Verteilung der Nutzungen scheint plausibel. Das Archiv ist kompakt in unmittelbarer Nähe zum Domplatz untergebracht, der Lesesaal jedoch zu wenig inszeniert. Die Regallängen erfordern motorische Lösungen. Der Erdgeschoss Grundriss ist für Besucher unübersichtlich. Der Gebäuderiegel entlang der Domgasse ist mit über 16 m sehr tief und mit innenliegenden Sanitärkernen unflexibel.

Der Riegel entlang der Heiersstraße zeigt konventionelle Zellenbüros. Die gleichzeitige Nutzung der Treppenhäuser für Büro- und Wohnnutzung überzeugt nicht. Eine Flexibilität innerhalb der Nutzungsangebote erscheint nahezu ausgeschlossen.

Die Anzahl der Läden in der Heiersstraße wirft die Frage auf, wie viel Verkaufsfläche tatsächlich später vermietbar sind. Ggf. muss über eine Umnutzung nachgedacht werden. Die IT-Nutzungen sind zusammenhängend untergebracht. Die Notwendigkeit die Technikflächen im Obergeschoss unterzubringen erschließt sich dem Preisgericht nicht. Wenig nachvollziehbar ist die Lösung am Domgässchen. Die Übernahme der expressionistischen Dachlandschaft und die Einteilung in zwei – drei Gebäudekuben sind unmotiviert.

Der Entwurf erscheint baurechtlich umsetzbar. Die Tiefgarage bleibt oberhalb der unzulässigen Eingriffstiefe. Der Brandschutz ist innerhalb der einzelnen Gebäude wohl lösbar.

Die Entwurfsverfasser beziehen sich nur eingeschränkt auf die Historie und Prägung des Ortes. Die Immunitätsmauer wird nicht Inszeniert. Neue Wege verändern den Jahrhunderte alten Stadtgrundriss. Die Gestaltungselemente der Gebäude (z.B. die bogenförmigen Schaufenster im EG der Heiersstraße oder die zeltartige Dachlandschaft) sind ortsuntypisch, wenn nicht sogar manieriert.

Der Entwurf lässt grundsätzlich eine verträgliche Wirtschaftlichkeit erwarten. Eingeschränkt wird diese durch die kaum nutzbare Dachlandschaft, die schwer vermietbare große Ladenzone an der Heiersstraße und die nicht optimal nutzbare Archivfläche im Sockelgeschoss. Die von den Planern errechneten und von der Vorprüfung geprüften Baukosten liegen etwas über dem Mittelwert von 16,3 Mio. Euro.

Die Gebäude sind massiv geplant, kompakt und haben einen angemessenen Anteil an Glasfassaden. In Bezug auf die Energieeffizienz sind das gute Voraussetzungen. Eingeschränkt ist die Flexibilität der Gebäude aufgrund der Grundrissgestaltung und der Erschließungslösung. Eine Nutzungsänderung verträgt das Gebäude wohl kaum.

Im städtebaulichen Teil wird eine zweigeschossige Bebauung vorgeschlagen, die sich sinnvoll um einen kleinen Hof legt. Dieser Ansatz fügt sich in den Kontext ein und verbessert die jetzige Situation.

Insgesamt würdigt das Preisgericht die eigenständige „mutige“ Arbeit. Leider bleiben Funktionalität und Gestaltfindung hinter der städtebaulichen, konzeptionellen Lösung deutlich zurück.

Aus Sicht des Denkmalschutzes:
Die Arbeit negiert die städtebauliche Bestandsstruktur und den Verlauf der Domimmunität aufgrund der Anordnung eines südlichen Querriegels von beachtlicher Dimension. Die inszenierte und großzügig gestaltete Durchwegung scheint das Quartier zu durchschneiden und bringt in Kombination mit dem umgreifenden Natursteinsockel, dem neuen Bogenthema in der Heierstraße und der skulpturalen Dachlandschaft eine neue städtebauliche Beschaffenheit. Die vorgenannten Maßnahmen wirken für die örtlichen Verhältnisse jedoch überzeichnet und daher nicht angemessen.
Perspektive Domgasse

Perspektive Domgasse

Perspektive Heiersstrasse

Perspektive Heiersstrasse

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

Ansicht Heiersstrasse

Ansicht Heiersstrasse

Schnitt

Schnitt

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto