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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2017

Entwicklung eines Wohngebietes „Am Speierling“

Modell

Modell

3. Preis

Preisgeld: 5.720 EUR

Kohl:Fromme GmbH

Architektur

Kleespies GmbH + Co. KG

Bauunternehmen

Erläuterungstext

Städtebauliche und verkehrliche Einbindung

Die Entwicklung Langens hat in den letzten 35 Jahren zu einer Nachverdichtung des ursprünglich landwirtschaftlich, ländlich geprägten Raums geführt. Mit dem Areal des Wettbewerbsgebietes steht ein Fragment dieser Landschaftsprägung mit einem als Sukzessionsfläche geprägten Bewuchs zur Diskussion. Der Entwurf will die landschaftliche Kulturform der bewirtschafteten Freiräume mit der Nachverdichtung des Siedlungsraums zusammenführen.

Städtebauliche Struktur – Baukörper, Bautypologie

Der heterogenen Struktur der angrenzenden Siedlungs- und Quartiersbebauung wird durch die Ausbildung eines Miteinanders von öffentlichem Grünraum und individuell an den Nahtstellen sich verzahnenden Baukörpern eine neue Qualität hinzugefügt. Die freistehenden nach allen Seiten gleichwertig architektonisch ausformulierten Gebäude vermitteln durch Ihre Stellung und ihre Volumensprache zwischen dem mehrgeschossigen Wohnen und den 1- und 2-Familienwohnhäusern.

Die neugeschaffene städtebauliche Struktur sieht zum einen eine urbane Dichte in der Form von Geschosswohnungen vor und nimmt zum anderen mit der Ausgestaltung von freistehenden Einzelhäusern auch Elemente des ländlichen Bauens auf.

Die vier Baukörper erzeugen gemeinsam mit den erhaltenswerten Bäumen ein Ensemble, welches gerade durch seine differenzierte Öffnung und seine Angebote für eine quartiersübergreifende Durchwegung eine Funktion als identitätsstiftender Quartiersraum erhält.

Die differenzierte Volumengestalt durch Loggien und die Ausgestaltung der oberen Geschosse der Punkthäuser schaffen ein feingliederiges Ensemble mit hoher Individualität der einzelnen Wohnungen.

Die Gebäude erhalten einen hellen Putz. Die Farbscala der hellgrauen/weißtönigen Putze nimmt dabei Elemente der im Boden angetroffenen Felsgesteine auf. Dabei entwickelt sich der Hellbezugswert von Hell nach Dunkel von der niedrigen bis zur hohen Lage im Gelände. Es wird der Charakter einer Fernwirkung der Felskuppe in Erinnerung gerufen.
Die geschlossenen Flächen der Loggien sind mit farbigem Putz behandelt. Die Farbscala wird aus den Früchten der Gehölze abgeleitet, Walnuss, Esskastanie, Speierling.

Erschließung – Verkehrsflächen, Anbindung, ruhender Verkehr, Fuß-Radwege

Für die Erschließung des Baufeldes werden keine neuen Straßen angelegt. Es wird auf die vorhandene Straßeninfrastruktur zurückgegriffen. Das Quartier wird nur über die heute vorhandenen öffentlichen Straßen erschlossen. Das Quartiersinnere ist den Fuß- und Radwegen sowie den Grün- und Freiflächen vorbehalten.

Der ruhende Verkehr wird in einer gemeinschaftlichen Tiefgarage aufgenommen. Die Erschließung erfolgt über die Konrad-Adenauer-Straße. Die Tiefgarage folgt dem Geländeverlauf und bindet die vier Baukörper an.

Die vier Gebäude werden jeweils von der Straßenseite erschlossen. So wird eine eigenständige Adressbildung gestärkt.
Alle Wohnungen sind barrierefrei über die TG, das EG und den hauseigenen Aufzug erschlossen.
Im Bereich der Erdgeschosswohnungen werden den Punkthäusern großzügige private Freiflächen zugeordnet.

Die Trafostation ist mit leichter Anpassung (Drehung der Station) an der bestehenden Lage erhalten. Eine Verlegung an anderer Stelle auf dem Grundstück oder die Ausbildung als unterirdische Station kann im Verlauf der weiteren Bearbeitung geprüft werden.

Grün- und Freiflächen – private und öffentliche Freiflächen

Die erhaltens- und schützenswerten Bäume werden durch die frei im Raum gesetzten Baukörper in das Ensemble des Quartiers eingebunden. Die Ordnung der Gebäude nimmt in besonderer Weise Bezug auf den Speierling. Auf der einen Seite entsteht ein geschützter Freiraum um den Baum. Auf der anderen Seite werden durch die Blickbeziehungen aus den Wohnungen und die Anordnung der Fuß- und Radwege quartiersinterne Funktionen, wie sie mit dem Bild „Dorflinde“ evoziert werden, aufgenommen. Blickbeziehung, Orientierungspunkt, Anreiz zur informellen Begegnung, Gemeinsamkeit stiften durch gehegtes Naturkulturgut.

Die ausgeprägte Topographie wird durch die einzelnen, jeweils auf einer eigenen Höhe im Gelände eingefügten Baukörper, aufgenommen und durch das Angebot der öffentlichen Durchwegung erfahrbar gemacht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau:
Der Entwurfsverfasser gruppiert vier Solitäre in einem locker-luftigen Ensemble. Jedes Gebäude reagiert in seiner Stellung auf die unmittelbare Nachbarschaft. Dadurch entstehen nicht-orthogonale, spannungsreiche Freiräume auf dem Grundstück. Zusätzlich wird der Speierling ein integraler Bestandteil dieses Gesamtensembles. Die Kastanie kann durch eine geschickte Anordnung der Gebäude und Tiefgarage ebenfalls erhalten bleiben, was sehr positiv bewertet wird. Der Schutzraum für die Bäume scheint eingehalten zu sein. Beide Bäume können für das Quartier identitätsstiftend wirken. Die Gebäude sind viergeschossig mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss versehen. Ein Punkthaus weist fünf Vollgeschosse plus Staffelgeschoss auf, womit es dem Entwurfsverfasser insgesamt gelingt, ressourcenschonend mit dem Boden umzugehen und die Versiegelung zu minimieren. Die Geschossigkeit wird im gesamtstädtischen Zusammenhang als angemessen bewertet. Die Tiefgaragenzufahrt ist stimmig platziert. Die Abstandsflächen scheinen insbesondere an der nord-östlichen und südlichen Grundstücksseite recht knapp bemessen zu sein. Dies ist in der weiteren Bearbeitung zu überprüfen, wobei ein geringfügiges Verschieben der Gebäude auf dem Grundstück als zielführend erscheint.

Architektur:
Die Grundrisse sind klar und nachvollziehbar ausformuliert. Das systematische Öffnen jeder Wohnung zu einer Gebäudeecke erzeugt attraktive Blickbeziehungen und Freibereiche in Form von Loggien. Die differenzierte und lebendige Gestaltung und Gliederung der Fassade durch unterschiedlich proportionierte Loggientiefen und –größen wird gestalterisch besonders gewürdigt. Dennoch scheint es unter energetisch-konstruktiven Gesichtspunkten eine Herausforderung, die feingliedrige Gestaltung umzusetzen. Hier sollte der Entwurfsverfasser in Zukunft besonderes Engagement einbringen. Die Reduktion auf zwei verwendete Fensterformate – von den Loggien abgesehen - erzeugt bei spielerischer Anordnung der Formate eine Fassade von großer Lebendigkeit. Die Belichtung einzelner Räume ist kritisch zu prüfen. Das innenliegende Treppenhaus ist mit Blick auf die Brandschutzanforderungen (Sicherheitstreppenhaus) zu prüfen und weiterzuentwickeln.

Fazit:
Die Arbeit stellt einen ausgesprochen positiven Beitrag zur städtebaulichen Neuarrondierung des Areals dar. Die dargestellte Architekturqualität wird als ein Versprechen für eine hohe gestalterische Qualität von Fassade und Grundriss gesehen, auch wenn im Detail sicherlich noch technischkonstruktive Fragestellungen zu lösen sein werden. Die dargestellte Fassadenqualität wird sehr positiv bewertet.

Energiekonzept:
Die Baukörper sind städtebaulich kompakt und so positioniert, dass die Besonnung und Belichtung gut gelöst sind. Im östlichen Teil stehen die Baukörper etwas eng zueinander. Energetisch kritisch gesehen wird die Vielzahl der Einschnitte und Loggien in den Fassaden. Das Versorgungskonzept ist zielführend, jedoch wird die Verbindung der thermischen Solaranlagen und des BHKW kritisch gesehen.
Perspektive1

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Lageplan

Lageplan

Perspektive2

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Perspektive3

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