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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2016

Paul-Gerhardt-Allee WA1

2. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Anne Hangebruch

Architektur

Anne Hangebruch Mark Ammann Architekten GmbH

Architektur

fla fritschi landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Atelier 8

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verfolgt die Strategie das Baufeld solitär zu besetzen. Dabei besteht das Gebäude aus zwei Volumina, die sich über Eck zart berühren. Es entsteht zusammen mit den umliegenden Gebäuden bzw. ihren Hochpunkten ein stimmiger und maßvoller Auftakt ins Quartier.
Auf der verbleibenden nord-östlichen Grundstücksfläche wird ein öffentlicher Hof mit Wandelgang als Erschließung für die Wohnungen und den Nachbarschaftstreff vorgeschlagen, auf der südwestlichen Grundstücksfläche ebenfalls ein geschützter Freibereich für die Kindertagesstätte. Westlich angrenzend befindet sich ein gemeinschaftlicher Freiraum als Spielplatz. Die Besonderheit hierbei liegt in der poetischen Geste eines Eingangshofes als Adresse für die Wohnungen und dem ebenso stimmungsvollen Bild eines hortus conclusus für die Kindertagesstätte.
Die Kita ist mit eigener Adresse komplett eingeschossig organisiert und entspricht grundsätzlich den pädagogischen Anforderungen. Sie ist größtenteils bis auf zwei Gruppenräume zur zugehörigen Freifläche orientiert. Die innere Organisation wird durch die tief eingeschobene Halle des Wohnbereiches etwas beeinträchtigt. Es entstehen lange Flure.
Der Nachbarschaftstreff ist über den Eingangshof erschlossen, dieser Bereich wäre auch als zugeordnete Freifläche denkbar. Die erforderliche Geschoßfläche wird nicht erreicht.
Der Übergang vom öffentlichen Straßenraum zur privaten Wohnung ist spannungsvoll gelöst. Über den Erschließungshof im Nord-Osten gelangt man in zwei natürlich belichtete Treppenhallen, von denen man über Galerien zu den Wohnungseingängen gelangen kann. Jedes Geschoss verfügt über einen eigenen Raum für Kinderwägen und Trockenraum. Die Wohnungen sind ringförmig an die Hallen angeordnet, wobei es keine reinen nordorientierten Wohnungen gibt. Die Wohnungen selbst sind modern und räumlich differenziert geschnitten. Jede Wohnung besitzt einen mäandrierenden Wohn-, Koch- und Essbereich, an den sich die Privaträume und Bäder angliedern. Somit ergibt sich automatisch eine Zonierung des Gemeinschaftsbereiches. Die Küche wird als zentraler Bereich und Vermittler zwischen Halle und Wohnung interpretiert. Bäder und WCs könnten zum Teil besser abgetrennt sein. Auf den Dächern sind gemeinschaftliche Dachterrassen für die Bewohner situiert.
Der Entwurf wäre zwar in einigen Punkten im weiteren Planungsverlauf zu optimieren, er bietet aber gerade für verdichtete Lagen einen interessanten Ansatz für ein neues Wohn- und Begegnungskonzept in kompakten Baukörpern. Nicht kostengünstig, aber gestalterisch überzeugend ist auch die klare Fassadenstruktur mit dem Ziegelmotiv, das sich in mehreren Varianten durch die gesamte Gestaltung der Anlage fortsetzt.
Statisch ist das Haus als selbsttragende Stahlbetonkonstruktion angedacht. Die sich außen abbildende Konstruktion ist thermisch von der inneren eingestellten Glasfassade getrennt. Massive Brüstungen sind mit Sichtmauerwerk ausgefacht, welche auch die perforierten Brüstungen der Loggien bilden. Die im Prinzip einfachen Materialien vermitteln einen offenen und atmosphärischen Eindruck, der gerade im geförderten Wohnungsbaus wohltuend wirkt.
Die Loggien und Terrassen an der Straße U-1721 lassen Abschirmwände vermissen , zum Beispiel Faltschiebewände aus Glas.
Insgesamt stellt die Arbeit sowohl städtebaulich als auch wohnungswirtschaftlich eine stimmige und innovative bzw. besondere Lösung der Aufgabe dar.