Begrenzt offener Ideen- und Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungs- und Losverfahren | 04/2005
Weiterentwicklung Zentrum Radebeul-Ost
Blick zum Bahnhofsvorplatz
1. Preis
Schuh + Rottland Architektenpartnerschaft
Architektur
Barbara Schaar Landschaftsarchitekten
Landschaftsarchitektur
ErlÀuterungstext
Aus dem Bahnhofsvorplatz und âumfeld entwickeln sich zwei multifunktionale BĂŒhnen und ein Laufsteg
Der Bereich, der sich zwischen der Marktgalerie und dem SĂ€chsischen Schmalspurmuseum erstreckt, schafft eine neue groĂzĂŒgige PlatzflĂ€che im Zentrum von Radebeul â Ost. 3 Bereiche werden innerhalb der FlĂ€che in ihrer MaterialitĂ€t und Funktion hervorgehoben:
Eine âBĂŒhneâ zieht sich aus der SidonienstraĂe in Richtung historisches BahnhofsgebĂ€ude. Die FlĂ€che wird mit groĂformatigen Betonplatten ausgelegt; der Höhenunterschied zum historischen BahnhofsgebĂ€ude mit Sitzstufen abgefangen. HolzbĂ€nke, AbfallbehĂ€lter, Mastleuchten mit einer Lichtpunkthöhe von 6 m und StraĂenbĂ€ume entlang der SidonienstraĂe schaffen eine multifunktionale PlatzflĂ€che. Die FlĂ€che mit ihrer zurĂŒckhaltenden Ausstattung eignet sich fĂŒr Wochen- und FlohmĂ€rkte, Openairkino, Konzerte usw..
Das selbe Element findet sich in Richtung SĂ€chsisches Schmalspurmuseum wieder. Diese zweite âBĂŒhneâ nimmt zunĂ€chst PKWs, Taxen und Busse auf. Durch die Verwendung der zuvor genannten OberflĂ€chenmaterialien und Ausstattungselemente kann sie im Rahmen von Veranstaltungen in der gleichen Form genutzt werden. Gleichzeitig stellt die FlĂ€che den Zugang und die Aussicht auf das GelĂ€nde des SĂ€chsischen Schmalspurmuseums dar. Die FlĂ€che des jetzigen Wohnhauses wird mittelfristig in die Planung integriert.
Zwischen den beiden BĂŒhnen verlĂ€uft ein ca. 5 m breiter âLaufstegâ in Richtung der Bahnsteige. Die OberflĂ€chenbefestigung erfolgt entsprechend der âBĂŒhnenâ mit groĂformatigen Betonplatten; HolzbĂ€nke bzw. âliegen verkĂŒrzen die Wartezeit. Hervorgehoben wird der âLaufstegâ durch die Höhe der Mastleuchten, die mit einer Lichtpunkthöhe von 10 m die ĂŒbrigen Leuchten deutlich ĂŒberragt.
Sie können dauerhaft oder zu besonderen AnlÀssen beflaggt werden.
Die angrenzenden befestigten FlĂ€chen werden entsprechend dem Bestand in Natur-Kleinsteinpflaster ausgefĂŒhrt. Die FlĂ€chen sollen mit Ausnahme von Einsatzfahrzeugen, Anlieferung u. Ă€. autofrei bleiben.
Kurzzeit- und Behinderten-, Taxi- und CarsharingstellplĂ€tze, sowie StellplĂ€tze fĂŒr Reisebusse finden sich auf der östlich gelegenen BĂŒhne. In der VerlĂ€ngerung werden entlang der SidonienstraĂe StellplĂ€tze, insbesondere fĂŒr die Besucher des SĂ€chsischen Schmalspurmuseums geschaffen. Weitere StellplĂ€tze befinden sich am sĂŒdlichen Bahnsteigzugang, in Form von Kurzzeit- und Park-and-Ride-StellplĂ€tzen.
Das historische BahnhofsgebĂ€ude wird in seiner Nutzung geĂ€ndert bzw. ergĂ€nzt. Der Mitteltrakt, der zur Zeit als Bahnhofshalle genutzt wird, wird zum Gastronomiebereich umgebaut. Der leer stehende GebĂ€udetrakt wird zum BĂŒrgerhaus; im Erdgeschoss entsteht das Gemeinwesenzentrum und im Obergeschoss das Jugendzentrum.
SĂ€mtliche dieser Nutzungen, einschlieĂlich der bereits vorhandenen Bibliothek erhalten sĂŒdlich des GebĂ€udes einen AuĂenbereich (Kleingarten) in Form eines Jugend-, Senioren-, Bier-, Lese- und Spielgartens.
Nutzungen im Zusammenhang mit der S-Bahnhaltestelle finden sich im unmittelbaren Bereich des Bahnsteigzuganges. Der Treppenbereich wird sowohl nördlich als auch sĂŒdlich der Gleise mit einer transparenten und zum Teil farbigen Ăberdachung versehen. Darunter befinden sich Fahrkartenautomaten, GepĂ€cksfĂ€cher, FahrradbĂŒgel usw..
Die Ăberdachung findet sich auch als Auftakt des âLaufstegesâ wieder. Hier dient sie als Wartebereich fĂŒr die öffentlichen Verkehrsbusse und hĂ€lt Informationen zu StadtplĂ€nen, Veranstaltungen, Fahrzeiten der Busse und S-Bahnen u. Ă€. bereit.
Auch die KleingĂ€rten finden sich sĂŒdlich der Gleise wieder; diesmal in Form von SchrebergĂ€rten, die von angrenzenden Bewohnern gepachtet und genutzt werden.
ĂbergĂ€nge vom unmittelbaren Bahnhofsumfeld zum neuen GeschĂ€ftsgebĂ€ude an der Ecke HauptstraĂe / SidonienstraĂe, sowie zum SĂ€chsischen Schmalspurmuseum erfolgen barrierefrei.
Der Robert-Werner-Platz wird zum GrĂŒnen Anger
Mit Auslaufen des aktuellen Pachtvertrages erfolgt ein Umbau des Gasthofes âScharfe Eckeâ. Der 1geschossige Anbau wird entfernt; die GaststĂ€tte erhĂ€lt eine AnlieferungsflĂ€che mit StellplĂ€tzen fĂŒr PKWs und FahrrĂ€der.
Das auf der PlatzflĂ€che vorhandene StromverteilergebĂ€ude wird abgebrochen und durch einen kleinen Verteilerkasten ersetzt. Als Standort dient das stĂ€dtische GrundstĂŒck im nördlichen Kreuzungsbereich mit der Schildengasse. Eine Ăberdachung bietet zusĂ€tzlich Abstellmöglichkeiten fĂŒr Wertstoffcontainer.
Der gröĂte Teil der FlĂ€che des Robert-Werner-Platzes wird als eine mit ObstbĂ€umen (alte Obstsorten) bestandene WiesenflĂ€che hergestellt. Dies bringt die historische Situation, als die FlĂ€che Teil eines Gehöftgartens war, ins Bewusstsein. Der GrĂŒne Anger kann in 2 Abschnitten (vor und nach dem Auslaufen des aktuellen Pachtvertrages) angelegt werden.
Ein ca. 10 m breiter Streifen aus wassergebundener Decke schlieĂt die PlatzflĂ€che zur GartenstraĂe. GroĂkronige BĂ€ume (Winterlinden) und Sitzgelegenheiten schaffen eine BegegnungsflĂ€che fĂŒr unterschiedliche Altersgruppen. Von den angrenzenden ObstbĂ€umen darf genascht werden!
Der StraĂenquerschnitt wird auf eine Breite von ca. 5 m reduziert. Die grĂŒne AngerflĂ€che kann in einer Richtung umfahren werden; zusĂ€tzlich besteht die Möglichkeit zum LĂ€ngsparken. Die WegeflĂ€chen werden entsprechend der vorhandenen Situation, komplett mit Natur-Kleinsteinpflaster ausgefĂŒhrt.
Die mit der Bauminsel unterbrochene direkte StraĂenverbindung zwischen Haupt- und Serkowitzer StraĂe wird ĂŒber die verlĂ€ngerte Garten- und SchildenstraĂe abgewickelt.
Die Magistrale wird zum HerzstĂŒck der Stadtverwaltung
Den vorhandenen historischen GebĂ€uden (Rathaus und Post) werden 2 neue 3geschossige GebĂ€ude gegenĂŒbergestellt. Die âMagistraleâ, eine 1geschossige glĂ€serne Halle mit eingeschobenem Standesamt und Sitzungssaal, bildet das Zentrum der Verwaltung. Die Magistrale ist sowohl von der PestalozzistraĂe, als auch von der NeubrunnstraĂe aus begehbar und dient der Information und als âVerteilerâ fĂŒr alle 4 VerwaltungsgebĂ€ude.
Durch die Neuorientierung der GebĂ€ude werden zwei Höfe geschaffen. Ein Hof dient als Stellplatz fĂŒr Verwaltungs- bzw. Behindertenfahrzeuge. Die Verwaltungsfahrzeuge erhalten zusĂ€tzlich zu einem âhartenâ Dach ein âgrĂŒnesâ Dach aus BĂ€umen. Ein weiterer Hof, der âHochzeitsgartenâ vor dem Standesamt, dient als Kulisse fĂŒr Trauungen. Vor einem Meer aus duftendem Lavendel und roten Rosen lĂ€sst sich auf die gelungene VermĂ€hlung anstoĂen!
Analog zum historischen Rathaus bzw. PostgebĂ€ude wird auch der vorhandenen grĂŒnderzeitlichen Villa ein neues GebĂ€ude gegenĂŒbergestellt. In diesen GebĂ€uden wird der Kinderhort eingerichtet. Im Anschluss an den groĂzĂŒgigen AuĂenbereich entsteht ein Kinderspielplatz, der sowohl ĂŒber das GelĂ€nde des Kinderhorts als auch öffentlich zugĂ€nglich ist. Ăber einen Zebrastreifen lĂ€sst sich der Spielplatz von den Kindern der gegenĂŒber liegenden Schulen schnell und sicher erreichen.
StellplĂ€tze fĂŒr Verwaltungsangestellte, Besucher, MĂŒtter bzw. VĂ€ter usw. befinden sich in Form einer Stellplatzanlage an der NeubrunnstraĂe. Mehrere Baumreihen aus groĂkronigen BĂ€umen (Spitzahorn) schaffen eine Gliederung und bringen durch einen rötlichen Austrieb, grĂŒne BlĂ€tter und eine goldgelbe HerbstfĂ€rbung Farbe auf die FlĂ€che
Das vorhandene GebĂ€ude HauptstraĂe 4 wird entlang der NeubrunnstraĂe erweitert. Der vom Bau der Marktgalerie zu erwartende Impuls spricht fĂŒr eine gewerbliche Nutzung.
Auf dem GelÀnde der Gewerbebrache werden verschiedene Wohnformen geschaffen
Die vorhandene Gewerbebrache bietet nach Abbruch der BestandsgebĂ€ude FlĂ€chen fĂŒr verschiedene Wohnformen.
Den MehrfamilienhĂ€usern nördlich der GartenstraĂe werden GebĂ€ude gegenĂŒbergestellt, die mit Familienwohnungen oder kleineren Einheiten fĂŒr Seniorenwohnungen belegt werden können. Parkmöglichkeiten befinden sich auf dem GrundstĂŒck entlang der GartenstraĂe. Den Erdgeschosswohnungen werden private GĂ€rten zugeordnet.
Im Innenbereich entstehen ReihenhĂ€user aus 4 bis 5 EinzelgebĂ€uden, die sich in ihrer GröĂe, Höhe und Form an die vorhandenen angrenzenden Gehöfte anpassen. GebĂ€udeform und Orientierung verweisen zudem auf die GebĂ€ude âAm Kreisâ, den historischen AnfĂ€ngen Radebeuls. Im Weiteren sind die ReihenhĂ€user durch ihre Ausrichtung und geringe GebĂ€udetiefe optimal fĂŒr eine passive Solarenergienutzung ausgelegt. In Holzrahmenbauweise errichtet, erlauben sie einen schrittweisen Ausbau. Die minimierten GrundstĂŒcksgröĂen reduzieren die Gesamtkosten fĂŒr die Erwerber nicht unerheblich. Parkmöglichkeiten bestehen auf dem GrundstĂŒck.
Der ehemalige Gasthof âGoldene Kroneâ soll erhalten werden und zu einem Seniorenwohnheim umgenutzt werden.
An die AuĂenflĂ€che des Seniorenwohnheimes schlieĂt eine öffentlich ParkflĂ€che an. Die ParkflĂ€che bietet einen zentral gelegenen Kinderspielplatz. FlĂ€chen im Anschluss an PrivatgĂ€rten werden als weniger nutzungsintensive Liege- und Spielwiese ausgefĂŒhrt. Der Kontaktaufnahme zwischen âAlt und Jungâ dient ein Rundweg und jede Menge Sitzgelegenheiten!
Die ErschlieĂung des neu geschaffenen Wohngebietes erfolgt ĂŒber die GartenstraĂe bzw. Dresdner StraĂe. Ăber einen FuĂ- und Radweg ist der sĂŒdliche Zugang zum Bahnhof zu erreichen.
Verbindende Elemente
Ausstattungselemente, OberflĂ€chenmaterialien und StraĂenbĂ€ume stellen verbindende Elemente zwischen den 4 Teilgebieten bzw. auch darĂŒber hinaus dar.
Holzelemente als Blöcke in unterschiedlichen Breiten laden zum Sitzen, Liegen, LĂŒmmeln, Spielen usw. ein. Den Sitzelementen zugeordnet werden AbfallbehĂ€lter aus Stahlblech; unterschiedliche Fassungsvermögen reagieren auf die unterschiedlichen Notwendigkeiten. Mastleuchten mit einer Lichtpunkthöhe von 6 und 10 m finden sich an sĂ€mtlichen markanten Orten bzw. StraĂenzĂŒgen (Bahnhofsumfeld, Rathausumfeld, HauptstraĂe zwischen Pestalozzi- bzw. SidonienstraĂe und MeiĂner StraĂe).
Entsprechend der vorhandenen Situation wird Natursteinpflaster als Mosaik-, Klein- und GroĂsteinpflaster fĂŒr FuĂgĂ€nger- und verkehrsberuhigte Bereiche beibehalten. Untergeordnete WegeflĂ€chen (Spazierwege) und PlĂ€tze (QuartiersplĂ€tze) sowie Spielbereiche werden in einem wasserdurchlĂ€ssigem Material (wassergebundene Decke) ausgefĂŒhrt. Die OberflĂ€che von stark frequentierten Bereichen (âBĂŒhnen, Laufstegâ) werden mit groĂformatigen Platten, StraĂenflĂ€chen mit Asphalt ausgebildet. Auf sĂ€mtlichen neu geschaffenen StellplĂ€tzen (öffentlich und privat) kommen wasserdurchlĂ€ssige BelĂ€ge (Rasenfugenpflaster, Rasenwaben u. Ă€.) zum Einsatz.
Wichtige StraĂenverbindungen zwischen den 4 Teilgebieten werden durch 1- bzw. 2seitig gepflanzte StraĂenbĂ€ume betont. Damit wird der rĂ€umliche und nutzungsbezogene Zusammenhang der 4 Teilgebiete sowie weiterer bedeutender Orte herausgearbeitet.
Die vorhandenen StraĂenbĂ€ume der HauptstraĂe werden in Richtung SĂŒden ergĂ€nzt und leiten ĂŒber die Serkowitzer StraĂe in die Elbauen. Die vorhandenen StraĂenbĂ€ume an der PestalozzistraĂe werden in Richtung Westen und in die SidonienstraĂe weitergefĂŒhrt. Die StraĂenbĂ€ume der Serkowitzer StraĂe, MittelstraĂe und ZinzendorfstraĂe zeichnen, wenn auch nur bruchstĂŒckhaft den historischen Weinbergweg nach. Die MeiĂner StraĂe als Hauptverkehrsweg erhĂ€lt durch eine 2seitige Baumpflanzung eine optische Aufwertung.
Die geplanten Baumarten orientieren sich an den vorhandenen Arten. In fĂŒr groĂkronige BĂ€ume geeigneten StraĂenraumprofilen werden Winterlinden, Stieleichen und Spitzahorn, in beengteren Bereichen Stieleichen in SĂ€ulenform, Wildbirnen und Zierkirschen gepflanzt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll
âZwei Ideen erscheinen bei diesem Konzept nach EinschĂ€tzung der Verfasser besonders bemerkenswert:
- die Integration von Neubauten in die bestehende Stadtstruktur
- die Gestaltung von âOrten der Begegnungâ
Zweifellos kann Radebeul-Ost nach diesem Konzept als zentraler Ort gestĂ€rkt werden. Dies gilt vor allem fĂŒr die hervorragende Entwicklung des Rathauskomplexes. Mit einer âMagistralenâ, einer zentralen Halle mit Standesamt und SitzungssĂ€len, werden Rathaus und alte Post einerseits, zwei Neubauten andererseits zu einem Ensemble mit hohen funktionalen QualitĂ€ten zusammengefasst. Der Erweiterungsbau der Villa als Kinderhort und die ErgĂ€nzung des GeschĂ€ftshauses an der HauptstraĂe runden die stĂ€dtebaulichen QualitĂ€ten ab.
Auch der Entwurf fĂŒr den Bahnhofsbereich ist anzuerkennen. Mit zwei âBĂŒhnenâ wird die SidonienstraĂe als Platzraum erweitert, der Zugang zur neuen UnterfĂŒhrung wird betont. Kleinteilig gestaltete FreirĂ€ume ergĂ€nzen die kulturellen Nutzungen des alten BahnhofsgebĂ€udes. ...
Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober einstimmig, die Arbeit mit dem 1. Preis zur Grundlage der weiteren Bearbeitung zu wĂ€hlen.â
Blick zum Bahnhofsvorplatz
Lageplan
Lageplan
Neuordnung Rathausareal - Gewerbebrache
Neuordnung Rathausareal - Gewerbebrache
Modellausschnitt Bahnhofsvorplatz
Modellausschnitt Bahnhofsvorplatz
Bahnhofsvorplatz
Bahnhofsvorplatz
Robert-Werner-Platz
Robert-Werner-Platz