Nichtoffener Wettbewerb | 12/2018
Arealentwicklung Viererfeld / Mittelfeld in Bern
©huggenbergerfries Architekten AG
Wald, Allmend, GĂ€rten, Gassen, Höfe â und die Weite
1. Rang / StÀdtebau
raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
Karin Willibald, Luzia Stöckli, Claudia Winterberg, Regula Luder, Janette Spörri, Thimo Senn
huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA
Architektur
Zeugin Gölker Immobilienstrategien
sonstige Fachplanung
Verkehrsplanung
ErlÀuterungstext
Erste Aufgabe einer stĂ€dtebaulichen Lösung fuÌr das Viererfeld muss es sein, dass neue Quartier in den Körper der Gesamtstadt einzubinden und mit den benachbarten Quartieren zu vernetzen.
Das geschieht vor allem aber uÌber das Raumsystem â denn das Raumsystem, einmal
gesetzt, bleibt uÌber Jahrzehnte oder Jahrhunderte, wĂ€hrend Nutzungen nachgeruÌstet werden können.
Unser Vorschlag schafft deshalb im Inneren des Quartiers eine urbane Quartierstrasse als
RuÌckgrat der Gemeinschaft und verbindet diese nach aussen hin in einladender, fliessender
WegfuÌhrung mit der Nachbarschaft, dem LĂ€nggassquartier, dem Bahnhof und letztlich mit der Altstadt.
Dichtes Leben im Viererfeld
Auf dem Viererfeld soll eine urbane Ăberbauung von hoher Dichte und hoher WohnqualitĂ€t entstehen.
Bemessen an der verfuÌgbaren LandflĂ€che fordert das Programm in der Tat eine urbane
Dichte; zieht man allerdings die umliegenden FreiflĂ€chen mit in Betracht â den gruÌnen Hang zur Aare und sein Alleenband, den neuen Park und den dahinterliegenden Wald â, dann ist der ganze Bereich eher duÌnn besiedelt: Die Bebauung ist auf ein schmales Band beschrĂ€nkt.
Blockrandbebauungen â das typische Muster fuÌr flĂ€chig urbane Bebauung im stĂ€dtischen Raum â wirken an diesem Ort fremd und bieten eine schwache Basis fuÌr die Ausbildung einer starken eigenen IdentitĂ€t. Zudem fehlt die Lebensgrundlage fuÌr die publikumsorientierten Erdgeschossnutzungen, die bei dieser Typologie meist erwartet werden, weil die duÌnne Besiedelung nicht die notwendigen Kundenmengen und Passantenströme entstehen lĂ€sst.
Also gilt es, daraus ein Thema zu machen und es als QualitĂ€t zu entwickeln: Die meisten âgutenâ und beliebten Wohngebiete sind eher ruhig als kommerziell belebt. Ihre Belebtheit entwickelt sich in den sozialen Kontakten ihrer Bewohnerinnen und Bewohner untereinander, insbesondere von Kindern und Eltern, die sich dort wohl fuÌhlen, die Nachbarschaft und die Nachbarn kennen und gerne die Nutzungsmöglichkeiten im Quartier wahrnehmen. FuÌr sie muss ein breites Spektrum an Nutzungsangeboten in privaten, gemeinschaftlichen und öffentlichen AussenrĂ€umen geschaffen werden, mit ganz verschiedenen Stimmungen und Nutzungsangeboten.
Eine Quartierdramaturgie in neun Punkten
Vor dem Hintergrund dieser Ăberlegungen schlĂ€gt der vorliegende Ansatz eine Dramaturgie auf Basis folgender Prinzipien vor:
1
Die EingĂ€nge ins Quartier werden so gelegt, dass sie die aus der Nachbarschaft heranfuÌhrenden Wegbeziehungen optimal abnehmen â von der Innenstadt her, vom LĂ€nggassquartier im SuÌden und von der Felsenau im Norden.
2
Im SuÌden und im Norden entsteht je ein Zugangsplatz, der als Empfangsraum die IdentitĂ€t des Quartiers prĂ€gt und alle Wege buÌndelt. Hier liegen auch die Bushaltestellen. So entsteht fuÌr sĂ€mtliche Bewohner und BeschĂ€ftigte ein Quartier der kurzen Wege â eine Grundvoraussetzung fuÌr ein autoarmes Quartier.
3
Die publikumsorientierten Nutzungen werden an diesen TorplĂ€tzen konzentriert. So profitieren die Anbieter erstens optimal von den Verkehrsströmen und zweitens von der Kundschaft der anderen Anbieter. Das verbreitert ihre wirtschaftliche Basis und erhöht ihre Ăberlebenschancen.
4
Auch Dienstleistungen und andere kommerzielle FlĂ€chen werden hier konzentriert. Sie schaffen zusĂ€tzliche Frequenzen (BeschĂ€ftigte, Besucher) und verbreitern die Grundlage fuÌr Retail GeschĂ€fte, Gastronomiebetriebe und persönliche Dienstleister (vom Coiffeursalon uÌber das Pilates-Studio bis hin zur Arztpraxis).
5
Von den TorplĂ€tzen aus fuÌhren nahezu autofreie StrassenrĂ€ume ins Quartier und zur Schule, mit einem dritten Platz, der multifunktional als Schulhof und Wohnplatz genutzt wird. Die WegfuÌhrung schmiegt sich der Topographie an und öffnet Verbindungen in den Park, zum Mittelfeld und in die weitere Nachbarschaft.
6
Ein Netz unterschiedlicher AussenrĂ€ume â von verkehrsberuhigten Strassen uÌber PlĂ€tze, Gassen, Wege bis zu gemeinschaftlichen Eingangs- und Gartenhöfen â dient der Begegnung, lĂ€dt zum Spielen und Verweilen ein und ermöglicht das Nebeneinander ganz unterschiedlicher Nutzungen â vom Einkauf bis zum Kinderspiel, vom Arztbesuch bis zu Urban Farming â im direkten Wohnumfeld. Soziale Kontakte werden so gefördert und erhalten den dafuÌr notwendigen Raum.
7
Die Bebaungsmuster beidseits der Hauptachse unterscheiden sich entsprechend der unterschiedlichen Lage im Kontext und zur Sonne. So entsteht ein breites Angebot verschiedener Wohntypen mit unterschiedlichen Wohn- und WohnumfeldqualitÀten: blockrandÀhnlich zum Park und zum Wald, durchlÀssig zur Promenade und zur Aare. Das ermöglicht den Blick auf die Alpen aus den oberen Stockwerken auch aus der zweiten Reihe. Die Unterschiedlichkeit der Bebauungsmuster erleichtert zudem die Orientierung im Quartier und die Identifikation mit
dem eigenen Haus.
8
Jedes GebĂ€ude hat eine der Ăffentlichkeit zugewandte Eingangsseite und eine geschuÌtzte Gartenseite mit ruhigen Innenhöfen, SpielflĂ€chen, PflanzflĂ€chen und privaten WohnungsgĂ€rten.
9
Die Bebauung bietet damit in den Innenhöfen sehr private AussenrÀume an, bleibt aber grundsÀtzlich
offen, bietet unterschiedliche AneignungsrÀume an, eröffnet abwechslungsreiche
Blickbeziehungen und fördert die Kommunikation von Nachbarschaft zu Nachbarschaft.
Das Viererfeld prĂ€sentiert sich als ein Stadtquartier mit hoher WohnqualitĂ€t und eigenem Charakter, das aus seiner Lage in der Stadt heraus massgeschneidert in seine Umgebung gebettet wurde â den Park und den Wald, das Aaretal und seine Hangkante â und anderenorts kaum repetierbar ist. So entwickelt es eine eigene, starke IdentitĂ€t und fördert die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Quartier.
Beurteilung durch das Preisgericht
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Schwarzplan
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Situationsplan
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Vernetzung mit Stadt und Nachbarschaft
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Wege ins GrĂŒne
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Treffpunkte im Quartier
©raderschallpartner ag
©Ammann Albers StadtWerke
Aussicht und Blickbeziehungen
©raderschallpartner ag
©Zaborowsky Modellbau
Modell