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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 04/2019

8. Schlaun-Wettbewerb 2018|2019: Areal Barker Paderborn

Stadtteil mit Her(t)z - Balance in der digitalen Stadt

ein 2. Preis / Städtebau und Landschaftsplanung

Preisgeld: 2.000 EUR

Luisa Dahmen

Student*in Stadtplanung

Erläuterungstext

Stadt wird digital – Leben wird digital.

Das Auf- und Nachrüsten der Städte, um mit dem rasanten Tempo des digitalen Wandels mit zu halten, hat begonnen.

Prägend für das Areal der Barker Barracks, ist die Nähe zur Universität und zur Innenstadt. Zudem bestehen Anschlussmöglichkeiten in die malerische Landschaft um Paderborn. Für die „Digitale Modellkommune“ Paderborn eröffnet sich die Möglichkeit, einen „Smart District“ zu entwickeln, der gleichzeitig eine starke Verbindung zur Natur herstellt. Unternehmerische Unterstützung können dabei die ortsansässigen, forschenden und entwickelnden Betriebe Siemens, Claas und Benteler geben. Der neue Stadtteil in Paderborn wird zu einem identitätsstarken Standort für einen Firmensitz.
Ziel des Entwurfs ist es, einen zukunftsweisenden Modellstadtteil zu schaffen, der alle Vorteile der Digitalisierung nutzt, sie vorantreibt und gleichzeitig eine hohe Lebensqualität für die Menschen bietet. Der Kern des Konzeptes liegt in der Balance zwischen Digitalem und Analogem. Der Stadtteil mit Her(t)z ist Vorbild, für die richtige Dosierung von digitalem Einfluss im Städtebau, in Zeiten der digitalen Überflutung in allen Lebensbereichen. Die geschickte Integration von ehemaligen Kasernengebäuden, verleiht dem digitalen Stadtteil seinen besonderen Charakter.

Städtebauliches Konzept

Das städtebauliche Konzept beruht auf der Ausbildung einer klaren Struktur von digital der analog geprägten Zonen. Die digitale Zone, der „Smart District“ verläuft entlang des Berliner Rings und der Driburger Straße. Die „Analog Area“ verläuft mittig durch den Stadtteil und verbindet den Park am Springbach im Nordosten mit dem, in die Stadt hineinreichenden, landschaftlichen Grünfinger im Südwesten und nimmt vorhandene Grünachsen auf. Im Plangebiet entstehen drei Quartiere: Das „Barker Valley“, der „Science Square“ und das „Nix-Dorf“. Diese sind über eine Ringstraße, den „Connective Circle“ (CC) miteinander verbunden. Im Norden liegt dieser Ring auf dem bestehenden Piepenturm Weg, sodass die angrenzende Bebauung mit in das System eingebunden wird. In diesem Wettbewerbsbeitrag wurde die südlich angrenzende, landwirtschaftliche Fläche mit betrachtet. Hier entstehen, das weitere Quartier „Futuris“, ein Gewerbepark und die essentielle Energie-Zentrale. Das Barker Valley bildet in Kombination mit der Energie-Zentrale den „Kick-Off“ für die städtebauliche Entwicklung. Es ist mit dem intergierten Universitätsstandort und den Start-ups, Keimzelle für die weitere Entwicklung. Im Nordwesten, an einem der Hauptzugänge in das Quartier, entsteht die „Neue Mitte“. Hier bekommen das Stadtteilbüro und das Quartiersmanagment eine deutlich sichtbare Adresse. Der Science Square bildet das Quartier um die neue Bahnstation, die im Südosten einen Anschluss an das bestehende Schulgelände ermöglicht. Er bietet Raum für Technologiefirmen und Forschungseinrichtungen. Wachsende Start-Ups können hier an Paderborn gebunden werden. In diesem Quartier befindet sich auch ein neuer Schulstandort. Das dritte Quartier, das Nix-Dorf, schafft den Übergang zur bestehenden Wohnbebauung im Norden. Hier ist eine Kindertagesstätte ist am Springbachpark eingeplant. Eine weitere befindet sich am Universitätsstandort im Barker Valley. Die Wohnbebauung in den Quartieren ist durch ihre vielfältigen Typologien geprägt. Neben Geschosswohnungsbau, sind auch Townhäuser und Loftwohnungen mit aktiven Erdgeschossen in die 3-6 geschossigen Blockstrukturen integriert. Solitäre für Baugruppen sind im Nix-Dorf vorgesehen. Die unterschiedlichen Wohnformen werden dabei kombiniert mit gewerblichen, nicht störenden Nutzungen, die in die Blöcke eingebettet und mit der Umgebung verknüpft sind. Im Science Square und in Futuris sind, jeweils im Nordosten, städtebauliche Strukturen für neue, experimentelle Wohnformen und Genossenschaften vorgesehen. Sonderbausteine bilden die erhaltenen Bestandsgebäude. Im Barker Valley werden Garagen und eine Halle für Start-Ups und einen “Think Tank“ umgenutzt. Eines der Mannschaftsgebäude wird für Studentenwohnen genutzt. In ein Weiteres erhält ein „Fab Lab“ Einzug. Zwei der ehemaligen Sergeantheime werden zu Manufakturen und bringen die Produktion zurück in die Stadt. Besonders hervorgehoben wird das Ensemble des ehemaligen Headquarters, welches zu einem „Kultur-Karée“ wird. Es bindet ein Seniorenheim und eine Jugendherberge mit ein. Die Fahrzeughalle im Osten wird Schauplatz für neue Entwicklungen. Für die Sporthallen im Norden ist eine partizipative Umnutzung in Kombination mit einem Urban Gardening Projekt vorgesehen. Das Konzept umfasst außerdem ein ausgeklügeltes Wassermanagement und eine innovative Energieversorgung für den Stadtteil.

Smarte Mobilität und Logistik

Das Mobilitätskonzept für den neuen Stadtteil beruht auf dem CC und Mobilitäts- und Logistikknoten (HUB). Auf dem CC fährt ein autonomer Bus. An den HUBs wechseln die Bürger auf nicht motorisierte Fahrzeuge und holen ihre Lieferungen ab. Der größte HUB befindet sich an der neuen Bahnstation. Alle HUBs sind fußläufig erreichbar. In den Quartieren selbst ist beruhigter Mischverkehr geplant. Das Konzept verzichtet auf zukünftig überflüssige Tiefgaragen und setzt auf Sharing Konzepte, sodass dem Straßenraum mehr Freiraumqualität verliehen wird.

Freiraumkonzept

Zentrales Element des Freiraumkonzeptes ist die Analog Area mit vier unterschiedlichen Parkcharakteren. Sie verzahnt sich über Quartiersplätze mit den Quartieren. Mehrere Platzaufweitungen entlang des CCs geben Raum für Begegnung. Die „Fast Lane“ stellt eine direkte Verbindung der neuen Bahnstation zur Innenstadt für Radfahrer her. Folgt man einer Abzweigung Richtung Springbach, gelangt man zu einer Fahrradbrücke, die über die Gleise und in die östlich angrenzenden Wohngebiete führt. Der Springbach wird, wie im Norden, mit einem breiten Kiesbett gestaltet. Die Analog Area stellt eine grüne Verbindung Richtung Universität im Süden der Kernstadt dar. Die Wohnblöcke bilden einen ruhigen, privaten Innenhof aus, der Platz für private Gärten bereithält.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht würdigt besonders die differenziert strukturierten Quartiere, die sich an eine Grünverbindung anlegen. Die Integration und Umnutzung von maßvoll erhaltenen Bestandsgebäuden ist gut gelöst. Besonders die Herausarbeitung der Bestandsgebäude im differenziert gestalteten Grünzug überzeugt.
Im Quartier werden ein Wasserretentions-System und ein See angelegt. Der See steht jedoch im Widerspruch zur vorhandenen Topografie.
Insgesamt zeigt der Beitrag einen guten Lösungsansatz für eine neue Siedlung dieser Dimension. In den einzelnen Quartieren sind gut gesetzte Quartiersplätze verortet. Auch die Anordnung von KITAs überzeugt.
Vermisst wird hingegen ein differenziertes Wohnungsangebot abseits des Geschosswohnungsbaus.