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Award / Auszeichnung | 10/2010

Deutscher Städtebaupreis 2010

Neugestaltung und Sanierung der Universität Leipzig, Campus Augustusplatz

DE-04109 Leipzig, Universitätsstraße

Belobigung im Sonderpreis

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Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    69.561m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2009

Projektbeschreibung

Universität Leipzig, Campus Augustusplatz

Die städtebauliche Struktur und die architektonische Ausprägung des Campus am Augustusplatz in seiner heutigen Erscheinung gehen aus einem zweistufigen, europaweit offenen Architekturwettbewerb zur Neu- und Umgestaltung des Campus am Augustusplatz aus den Jahren 2002/03 hervor. Hierbei galt es unter Einbeziehung einzelner vorhandener Bausteine des Hennselmannschen Campus aus der 1970er Jahren einen, für die zukünftigen Anforderungen der Universität geeigneten Campus zu entwickeln.

Der vorgefundene Campus war ausschließlich geprägt durch die Planung von Hermann Henselmann als Ergebnis eines 1968 stattgefunden Architekturwettbewerbs. Ziel dieser Planung war „eine neue Lösung der sozialistischen städtebaulichen Anordnung und Architektur“. Dieser Ansatz beinhaltete einen gezielten Bruch mit der Historie, welches sich unter anderem in dem Abbruch aller vorhandenen Gebäude darstellte und zu einer Entkopplung der Universität von ihrer eigenen Geschichte geführte.

In den 1990er Jahren formulierte die Universität Leipzig ihr neues Selbstverständnis „Aus Tradition Grenzen überschreiten“. Dieses Selbstverständnis, zusammen mit der starken Verbundenheit mit der Stadt Leipzig sind die Ausgangspunkte unserer Planung für den heutigen Campus am Augustusplatz. Dieser versucht aus der Rückverankerung in der Geschichte den Schritt in die Zukunft zu ermöglichen. Auf Grund des nicht Vorhanden seins von verschiedenen architektonisch manifestierten historischen Entwicklungsschritten, verbleibt als architektonischer Faktor für Kontinuität die historisch gewachsene städtebauliche Struktur.

Ausgangspunkt für die Konzeption der Neu- und Umgestaltung des innerstädtischen Universitätskomplexes ist daher die strukturelle Re-Integration in die Leipziger Stadtstruktur auf Grundlage der historischen Blöcke mit ihren Durchgängen, Passagen und Höfen als Orte der Bewegung und Kommunikation. Hierbei integrieren wir vorhandene Teile der Identität der letzten Zeitschicht, des Hennselmann-schen Campus, wie auch die wenigen vorhandenen Fragmente früherer Epochen.
Diese Integration spiegelt sich äußerlich in dem Erhalt der Erscheinung des Seminargebäudes mit seinen Gestalt prägenden Betonfassadenelementen, dem von Außen und vor allem im Inneren ablesbaren Erhalt des Hörsaalgebäudes, welches fast vollständig von der neuen Mensa umbaut wird , sowie besonders prägnanter Ausbaudetails.

Der neue Campus ist in seiner Erscheinung durch einen In Materialität und Farbgebung Die Verbindung der Gebäude untereinander liegt vor allem im städtebaulichen Zusammenhang sowie in den dominierenden hellen Fassaden über einem umlaufenden dunklen Sockel.
Die weiße Fassade materialisiert sich an der Mensa in kraftvollen großformatigen Weißbetonfassadenplatten im Dialog mit der gegenüberliegenden Wohnbebauung. Am Seminargebäude werden die vorhandenen Betonbrüstungsplatten erhalten und wieder weiß beschichtet. Sie erinnern mit ihrer typischen Plastizität an die Henselmann-Architektur. Der helle Naturstein am neuen Institutsgebäude passt sich der repräsentativen Grimmaischen Straße an. Darüber hinaus sind Sonderelemente gebäudeübergreifend in Rostrot gehalten. Das Rostrot wird in historischer Anlehnung an den Backstein der gegenüberliegenden Moritzbastei in prägnanter Form an der Mensa eingeführt, taucht am Übergang zum Seminargebäude und seiner Fassade sowie im Inneren auf und signalisiert an der Grimmaischen Straße den universitären Zugang zum Innenhof.


Mensa am Park

Die Mensa besetzt den südlichen Zipfel des universitären Grundstücks und bildet mit der gegenüberliegenden Wohnbebauung einen neuen Stadteingang aus. Sie wendet sich der Lennéschen Grünanlage zu, sie ist ein Ort der Pause und Erholung.
Baulich umgreift es das vorhandene Hörsaalgebäude und verbindet sich mit diesem zu einem, durch große Lichthöfe gegliederten Hybriden. Der eingeschnittene Freisitz im ersten Obergeschoss nimmt Bezug auf die gegenüberliegende Moritzbastei. Von dieser ist auch das Rostrot als neue Farbe für den gesamten Campus entlehnt. Die weiße Fassade materialisiert sich an der Mensa in kraftvollen großformatigen Weißbetonfassadenplatten im Dialog mit der gegenüberliegenden Wohnbebauung.
Das Gebäude ist ein Stahlbetonbau aus Deckenplatten und Stützen mit aussteifenden Kernen. Es beinhaltet im Erdgeschoss Foyer, Ausgabe, Speisesaal und die Küche. Im 1. Obergeschoss befinden sich eine weitere Ausgabe und die Speisesaalgalerie. Weiterhin ist hier die Kinderbetreuung angesiedelt. Im 2.und 3.Obergeschoss befindet sich das Radio mephisto, sowie Räume für die Lüftungstechnik. Im Kellergeschoss ist direkt unter dem Speisesaal ein Fahrradparkhaus mit über 600 Stellplätzen angesiedelt, welches eine direkte Anbindung an das innere Foyer im Erdgeschoss besitzt. Darüber hinaus gehend befinden sich im Keller die Anlieferung und Lagerbereiche für die Mensaküche sowie Haustechnikbereiche.


Hörsaalgebäude mit Campus-Bibliothek

Das Hörsaalgebäude ist ein Bestandsgebäude des 1970er Campus. Die neue Mensa umgreift es und verbindet sich mit diesem zu einem, durch große Lichthöfe gegliederten Hybriden. Das Hörsaalgebäude rückt somit städtebaulich ins zweite Glied. Nach Außen zeigt es sich als Gebäude lediglich zum Innenhof und in der Dachlandschaft. In seinem Inneren war es geprägt durch die Backstein verkleideten Foyerwände, sowie den skandinavischen Charme innerhalb der Bibliothek.
Diese Atmosphäre war die Grundlage für unsere Planung. Das Gebäude wurde bis auf den Rohbau entkernt und grundsaniert. Funktionen wurden ergänzt und verändert. Im Kellergeschoss ist das ehemalige dunkle Buchmagazin zum Freihandlesebereich für den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften umgewandelt worden. Hierfür ist angrenzend an das Foyer ein 26m hoher Lichthof in das Bestandsgebäude integriert worden. Die bestehende Konstruktion ist eine Mischkonstruktion aus Stahl- und Stahlbetonbau. Das Hörsaalgebäude beinhaltet heute 12 Hörsäle, die Bibliothek, das Universitätsrechenzentrum, die Cafeteria und die Gebäudeleitzentrale.


Seminargebäude

Das Seminargebäude stellt die am deutlichsten erkennbare Referenz an die Vorgängerarchitektur dar. Das Gebäude ist bis auf den Rohbau, es handelt sich um eine 2MP Bauweise aus Betonfertigteilen, zurückbebaut worden. Erhalten wurden die Gestaltgliederung aus dem Wechsel von „Seminarraumhäusern“ und „Treppenhäusern“ sowie die Gestalt prägenden plastischen Betonfassdenplatten und Treppen mit ihren markanten Geländerausfachungen. Die Betonfassadenplatten wurden funktional von Außenwandelementen zu vorgehängten Außenbauteilen umgewandelt, gereinigt und neu be-schichtet. Die Treppenhäuser wurden unter Erhalt der Geländerausfachungen saniert und den heuti-gen technischen Anforderungen angepasst. Die innere Gliederung der Seminarräume wurde den aktuellen Raumanforderungen der Universität angepasst. Das Gebäude beinhaltet in den Obergeschossen 72 Seminarräume. Das wesentliche gestalterische Thema ist hier die Flurgliederung mit den als großzügigen Nischen markierten Seminarraumeingängen. Im Erdgeschoss befinden sich der Studentinnen Rat, die Mediathek, Verwaltung, und externe Einrichtungen wie beispielsweise eine Sparkassenfiliale. Alle diese Funktionen wenden sich zum Innenhof und haben von dort eigene separate Eingänge. Im Kellergeschoss befinden sich Teile des Universitätsrechenzentrums, Studios und Haustechnik.


Institutsgebäude

Das Institutsgebäude bildet den nördlichen Anschluss des Campus. Es befindet sich direkt an der Fußgängerzone an der Grimmaischen Straße. Seine Besonderheit war die Anforderung, Ladenzonen entlang der Fußgängerzone anzuordnen und gleichzeitig eine klare Trennung von Kommerz und Universität zu gewährleisten. Weiterhin dockt es als Baukörper an das bestehende Seminargebäude an und wird zusammen mit diesem zu einer großen Einheit. Die Erschließung der Universitären Bereiche, die sich in den Obergeschossen befinden, erfolgt über eine offene Passage in der Verlängerung der Ritterstraße in den Innenhof. Dort befindet sich ein zentrales Foyer, aus welchem man in die oberen Geschosse geleitet wird.
Im Erdgeschoss und 1.Obergeschoss, in Teilen mit Galeriebereichen, befinden sich die Läden mit jeweils direkter Erschließung aus der Fußgängerzone. Diese Zone ist komplett verglast und stellt den bereits erwähnten dunklen Sockel da. Darüber liegt der, mit hellem Naturstein verkleidete Universitäre Bereich des Baukörpers. Hierin ist in Projektion, der Anschluss an das Seminargebäude mit bodentief verglasten, Innen liegenden Foyerzonen gekennzeichnet.
Im 2.Obergeschoss, dem ersten Universitätsgeschoss befinden sich das Dekanat und die großen Seminarräume. Diesen ist eine Terrasse für kurze Pausen, in Richtung Innenhof vorgelagert. Hierüber befinden sich die Institute der Wirtschaftswissenschaftler, mit ihren Adressen ausgebildeten Fluren. Hier wechselt auch das Konstruktionsraster. Das Institutsgebäude stellt somit strukturell und funktional die Schnittstelle zwischen der viel begangen Grimmaischen Strasse und dem universitären Campus da. Die Konstruktion des Institutsgebäudes besteht aus Deckenplatten und Stützen in Betonbauweise.