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Offener Wettbewerb | 09/2019

Ideenwettbewerb zur Nachnutzung Alte Feuerwehr/Synagoge Bruchsal

Anerkennung

Preisgeld: 4.950 EUR

Prof. Adrian E Adrianowytsch

Architektur

Isabelle Weis

Architektur

Waldemar Weis

Architektur

Maxim Winkler

Architektur

Erläuterungstext

#nutzungskonzept bis 2022
auf dem historisch bedeutenden areal entsteht ein belebter städtischer platz im zentrum von bruchsal. der entwurf verfolgt einen respektvollen umgang mit der jüdischen als auch mit der nachkriegsgeschichte des ortes.
in einem maßvollen eingriff werden die nebengebäude des alten feuerwehrgebäudes rückgebaut und ein neuer stadtraum gewonnen. das alte hauptgebäude der feuerwehr und somit die säumung der friedrichstraße bleiben bestehen. die fundamente der alten synagoge bleiben erhalten.
das alte feuerwehrgebäude wird zur kultuellen begegnungsstätte. während das erdgeschoss zur an den längseiten öffenbaren halle für öffentliche veranstaltungen genutzt wird, können in den obergeschossen ein kleines museum zur geschichte der jüdischen gemeinde und synagoge als auch veranstaltungen zum thema kunst, literatur, musik, handwerk, hobbyleidenschaften und vielem mehr für bruchsaler bürger raum finden.
an der stelle der ehemaligen nebengebäude wird ein neuer multifunktionaler gepflasterter stadtplatz gestaltet – ein pendant zum luisenpark. der stadtplatz soll bühne für jegliche veranstaltungen bieten. er findet seine erweiterung in der halle im erdgeschoss des ehemaligen feuerwehrhauses. veranstaltungen können märkte, street food, konzerte oder straßenfeste sein. zur erinnerung an die jüdische geschichte des ortes werden einige pflastersteine nachts erleuchtet. tagsüber können interessierte ein 3d-modell der alten synagoge mittels augmented reality auf dem kamerabild ihres smartphones überlagern und aus der ich-perspektive erleben. einzelne fundamente der synagoge können über kleine begehbare glasbodenausschnitte sichtbar gemacht werden.
die außensitzfläche der gastronomie (steak-haus) orientiert sich zum platz, welcher einen wertigen außenraum bietet. das naturdenkmal an der martin - luther - straße erhält mehr freiraum. mit ausnahme der gastronomie wird die randbebauung des platzes noch nicht baulich verändert. lediglich die fassaden werden nachgeweißt.
der neue platz erhält eine rahmung aus bäumen, welche ihn begrenzt. bestehende bäume sollen erhalten bleiben und teil der rahmung werden. die fassade der aneinandergereihten garagen im norden erhalten eine wandbegrünung.
im osten und süden besteht keine physische abgrenzung an die handelslehranstalt, sodass sich der stadtplatz erweitert und vielfältige möglichkeiten für produktives outdoor-lernen bietet.

#trägerschaft bis 2020
der träger des stadtplatzes und der alten feuerwehr ist die stadt bruchsal. der bauunterhalt des platzes und des gebäudes trägt sich durch die vermietung der flächen der alten feuerwehr und des stadtplatzes. potentielle mieter sind die musik und kunstschule bruchsal (MuKS), die Volkshochschule, Vereine und einnahmen aus diversen veranstaltungen der stadt bruchsal.

#nutzungskonzept bis 2038
zukunftsweisend wird eine sanierung der bestehenden bebauung im nördlichen als auch südlichen teil des planungsareals bevorstehen. der masterplan nach der zurückhaltenden platzgestaltung 2022 sieht daher eine neugestaltung des nördlichen und südlichen blocks vor.
im ersten schritt wird der eingeschossige, derzeit gewerblich genutzte sockel der nördlichen bebauung erneuert, während der wohnriegel unangetastet bleibt. die ladengeschäfte entlang der martin - luther - straße und des friedrichsplatzes sollen wieder ihren einzug finden. der neu gestaltete riegel zum neuen platz hin erhält weitere gastronomie. der innenhof dient als wirtschaftshof für den block nord.
im zweiten schritt erhält der nördliche block einen hochpunkt, der einen dreiklang mit den beiden christilichen kirchtürmen in der topografie der stadt bildet. der turm soll als raum der geschichte sowohl im allgemeinen als auch der jüdischen gemeinde fungieren. das alte feuerwehrhaus gibt somit die museumsnutzung frei und bietet ausschließlich raum für verschiedene kulturelle nutzung.
im dritten schritt wird die südwestliche bebauung des blocks erneuert und greift die formensprache der vorhandenen struktur aus blockrandbebauung der innenstadt bruchsals auf. der zentrumsnahe stadtbaustein bestehend aus block nord, handelslehranstalt und block süd integriert sich nunmehr in das innenstadtbild. weiterhin erhält der platz eine zeitgenössisch gestaltete fassadenkulisse. im neuen block können wohnungen, büroflächen als auch betreutes wohnen entstehen.
der masterplan schließt mit der erneuerung des block süd ab. der neue platz gestaltet sich im jahr 2038 als zeitgenössischer platz mit reminiszenz an seine geschichte und attraktiv gestalteter randbebauung.

#trägerschaft bis 2038
der träger des blocks nord ist der eigentümer, welcher einnahmen durch die vermietung der wohnung und pacht der läden erhält. der museumsturm könnte vom land und der stadt bruchsal als kulturelle stätte und über eintrittspreise getragen werden.
träger des neuen südlichen blockes könnte eine eigentümervereinigung, ein bauträger oder immobilienunternehmen sein.

#umgang mit der synagoge
die überreste der synagoge sind zeugen des grausamen umgangs mit der jüdischen kultur und deren versammlungsort im dritten reich als auch in der nachkriegszeit. ihre makabre präsenz unter einem feuerwehrgebäude tut ihr übriges zur ironie. wurde sie doch nachträglich noch vom vorgesehenen, aber nicht einschreitenden retter vor dem feuer „gekrönt“.
die verfasser erachten dieses konglomerat der geschichte bestehend aus synagoge und hauptgebäude der feuerwehr vor diesem hintergrund als denkmalkonstituierend. die nebengebäude der feuerwehr werden jedoch rückgebaut, um den fundamentresten und somit der synagoge im geiste raum zurück zugeben. es entsteht ein neuer stadtplatz.
durch moderne digitale technik kann eine lebensgroße reise zurück in die zeit vor der zerstörung unternommen werden. ein digitales dreidimensionales modell der synagoge soll mittels augmented reality (ar) auf smartphones oder tablets dargestellt werden können. das bedeutet, das modell wird in echtzeit perspektivisch richtig in die kameraaufnahme eingepasst und überlagert. so kann sich der betrachter frei auf dem platz bewegen und die synagoge in lebensgröße aus der ich-perspektive erleben.
die fundamente der synagoge sollen während der bauphase des platzes achäologisch begleitet und dokumentiert werden. die dokumentation findet sich in einer dauerausstellung im hauptgebäude der alten feuerwehr wieder. einzelne fundamente der synagoge können über kleine begehbare glasbodenausschnitte sichtbar gemacht werden.
der neue platz erhält erleuchtete pflastersteine im boden. in anlehnung an das bild von stolpersteinen erinnern sie an das schicksal der badischen und bruchsaler juden, die in das 968 kilometer entfernte camp de gurs deportiert wurden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser schlägt eine Realisierung der Quartiersneuordnung in einzelnen Bauabschnitten vor. Die Nebengebäude hinter dem Feuerwehrhaus werden abgebrochen, das Feuerwehrhaus wird zur kulturellen Begegnungsstätte umgebaut. Im Erdgeschoss entstehen Räume für öffentliche Veranstaltungen, im Obergeschoss Ausstellungsräume u.a. auch für jüdische Geschichte.

Im rückwärtig gelegenen Bereich wird ein neuer mit Bäumen umrahmter Platz als Pendant zum Luisenplatz angelegt. Vereinzelt werden im Pflaster des Platzes hinterleuchtete Glassteine eingelegt, in Anlehnung an die Stolpersteine.

Es folgt die Erneuerung und Erweiterung der nördlich gelegenen Bebauung mit Wohnungen und Ladenflächen. In Achse der Martin-Luther-Straße entsteht ein Museumsturm im Dreiklang mit den beiden in der näheren Umgebung stehenden beiden Kirchtürme. Nach Erstellung dieses Turmes werden die in dem ehemaligen Feuerwehrhaus untergebrachten musealen Räume in den Turm verlagert, sodass die Räume im Feuerwehrhaus ausschließlich für Veranstaltungen zur Verfügung stehen.

Als letzter Schritt erfolgt die Erneuerung der südwestlich gelegenen Bebauung, hier schlägt der Verfasser unterschiedliche Nutzungen in Form von Büroflächen, Schulräume, Verwaltung und betreutes Wohnen vor.

Das Feuerwehrhaus bleibt als Gedächtnisstätte mit Veranstaltungsräumen erhalten. Das dargestellte Erscheinungsbild kann, in der gezeigten Form, nicht überzeugen.

Die Arbeit ist ein guter Beitrag zu der gestellten Aufgabe. Der Verfasser schafft mit relativ einfachen Mitteln den Bereich, in einzelnen Abschnitten, neu zu ordnen.
visualisierung neuer platz

visualisierung neuer platz

visualisierung friedrichstrasse

visualisierung friedrichstrasse

2019

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2022

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2028

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2033

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2038

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gestaltungsplan

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