modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Innenstadt am Wasser in Nordhorn

Skizze Stadthafen

Skizze Stadthafen

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

Architekturbüro Jan Lindschulte

Architektur

Beike + Herrmann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee
Wie kann man Nordhorns Innenstadt langfristig stärken und in der gesamten Breite für Besucher und Bewohner attraktiver machen? Wir möchten in der Wasserstadt Nordhorn die Vechte erlebbarer machen und den innerstädtischen Uferbereich als öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität entlang des Wassers weiter entwickeln. Mit dem neu gestalteten Marktplatz und dem neuen Stadthafen entsteht eine übergeordnete städtebauliche Uferpromenade, die sich vom Schweinemarkt bis zum Vechtesee erstreckt. Als Ausgangs- und Zielpunkt für Besuche in die Nordhorner Innenstadt, wird mit dem neuen Stadthafen ein städtebauliches Angebot geschaffen, welches keine Konkurrenzsituation für Handel und Gewerbe auf der Innenstadtinsel kreiert, sondern diese besser in die Bewegungsströme der Besucher einbindet und damit deutlich aufwertet. Derzeit wird die Innenstadt vor allem in der Achse der Hauptstraße wahrgenommen und besucht. In Zukunft werden Bewohner und Besucher Nordhorns auch am historischen Hafen entlangflanieren, in Cafés und Restaurants am Hafen verweilen oder öffentliche Angebote wie Liegewiesen, Bouleplätze, Sitzstufen am Wasser und Spielplätze nutzen. Der neue Stadthafen lädt zum Verweilen, Wohnen und Bootsfahren ein. Um den Stadthafen herum entstehen neue Gebäude, in denen der VVV untergebracht ist, sowie ausreichend Platz für Gastronomie und Wohnen am Wasser geschaffen wird. Durch das neue Quartier am Wasser mit seiner schönen Uferpromenade und den öffentlichen Plätzen wird die gesamte Innenstadt östlich der Hauptstraße aufgewertet und in den Fokus von Besuchern und Bewohnern Nordhorns gerückt.

Marktplatz
Der Marktplatz soll zu einem schönen, großen, öffentlichen Platz aufgewertet werden. Ein Ort, an dem man sich gerne aufhält und der für viele verschiedene Nutzungen geeignet ist. Man liegt auf der Wiese, schaut aufs Wasser, spielt Boule oder trinkt eine Kaffee, während die Kinder auf dem nahe gelegenen Spielplatz toben oder auf dem autofreien Platz Fahrradfahren. Der Platz ist zugleich Marktplatz und Veranstaltungsort. Der Platz erhält an der Südseite ein neues große Gebäude mit einer öffentlichen Nutzung und an der Lingener Torbrücke ein kleines Brückenhaus. Durch diese Bebauung erfährt der Platz eine neue räumliche Fassung und inhaltliche Aufwertung. In dem Brückenhaus lädt ein Café zum Auftakt in die Innenstadt ein und bildet so eine Verbindung zwischen Uferpromenade und Hauptstraße. Vor dem „Stadthaus“ auf der gegenüberliegenden Seite kann die Café-Terrasse mit dem bestehenden Höhenunterschied von ca. 60 cm als Bühne für Veranstaltungen genutzt werden. Der historische Hafen wird in seiner ursprünglichen Größe wieder hergestellt, so dass Anlegeplätze für weitere Schiffe entstehen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Gastronomieschiff. Die Uferkante wird durch behutsame Eingriffe zu einer Hafenpromenade ausgebaut mit einer Spiel- und Liegewiese. Dabei sollen die Höhenbarrieren zum Marktplatz weitgehend abgebaut werden, damit der Wasserbezug auch auf dem Marktplatz erlebbar wird. Der tiefer gelegte Parkplatzbereich wird aufgelöst und die Platzfläche ebenerdig vergrößert, um eine bessere Flexibilität in der Nutzung zu erreichen. Durch die Vergrößerung des Platzes können auch die Marktstände neu organisiert werden, so dass diese sich, anders als bisher, zur Stadt, Marktkirche und dem Wasser hin öffnen.

Stadthafen
Der neue Stadthafen lädt zum Flanieren und Verweilen ein und wird zum ansprechenden Anziehungspunkt in der Nordhorner Innenstadt. Für Besucher der Stadt wird der Stadthafen mit seinem Informations- und Freizeitangebot künftig auch der Ausgangs- und Zielpunkt sein. Über eine Parkbucht für Busse in der Morsstiege kommt man über den von Bäumen eingerahmten Vorplatz in das neue Quartier mit dem Hafenbecken und den prägnanten Hafenhäusern. Von hier hat man bereits einen schönen Blick auf die Silhouette der Nordhorner Innenstadt. In dem zentralen Gebäude zwischen Marktplatz und Hafenbecken ist als ersrter Anlaufpunkt der VVV und ein Café untergebracht. Im OG könnten die verschiedenen Standorte der Musikschule unter einem Dach zusammengeführt werden. Unter dem „Bootshaus“ südlich des Hafenbeckens können die Ausflugsboote witterungsgeschützt gewartet und bestückt werden. Über dem Bootshaus und in dem Gebäuderiegel entlang der östlichen Hafenkante könnten schöne Wohnungen oder eine Hotelnutzung entstehen. In dem großzügigen Hafenbecken mit einer Wasserfontäne könnten weit mehr als die geforderten Ausflugsboote untergebracht werden, so dass auch ein mögliche Weiterentwicklung langfristig abgedeckt ist. Darüber hinaus entsteht ein deutlicher Mehrwert für die Innenstadt. Durch die Bebauung entlang der Hafenkanten entsteht in der Wasserstadt Nordhorn ein lebendiges Quartier mit Leben, Wohnen und Arbeiten am Wasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurfsverfasser gelingt es vorbildlich, die bestehenden Freiflächen durch die Anordnung der neuen Ge-bäudekörper in drei unterschiedliche, qualitätvolle Platzräume zu gliedern. Dabei ist zum einen die Anordnung und Funktion der Gebäude plausibel, zum anderen können die jeweiligen öffentlichen Räume unterschiedliche Funk-tionen erfüllen.
Der durch ein Torhaus mit Cafè-Nutzung entstehende kleine Platz vor der Musikschule definiert den Eingangsbe-reich zur Fußgängerzone neu und das Café ermöglicht gleichzeitig eine Aufwertung der Eingangssituation zum Markt. Dabei entstehen ansprechende Außensitzplätze zum Wasser, die helfen können, den Eingang zur Innen-stadt dauerhaft zu beleben.
Der neue Kirchplatz wird zukünftig baulich gefasst und somit in seiner Aufenthaltsqualität gestärkt. Dabei erfolgt die Anpassung sensibel, ohne unnötigen baulichen Aufwand, was eine wirtschaftliche Entwicklung erwarten lässt. Der Liegeplatz der 'Jantje' wird um eine weitere Anlegemöglichkeit erweitert und die vorhandene gut genutzte Stufen-anlage zum Wasser weiterentwickelt.
Dem den öffentlichen Raum begrenzenden 'Stadthaus' gelingt es, der Ausrichtung zum Markt, zum Wasser und zum neuen Hafenbecken Rechnung zu tragen. Ihm darf zugetraut werden, das Markttreiben an Markttagen zu er-gänzen und somit einen wichtigen Beitrag zur Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes zu leisten. Die Aus-richtung zum Wasser mit einer großzügigen Freifläche für Außengastronomie bietet einen Anreiz zur durchgängi-gen sommerlichen Nutzung.
Der dritte öffentliche Raum wird durch den Stadthafen genutzt. Er bietet ausreichend Platz für alle gewünschte Wassernutzungen. Dabei ermöglicht er erhebliches Entwicklungspotential für den VVV mit einer gut erschlossenen Lage zu Straße, Parkhaus und Wasser. Auch die weitergehenden Details wie die barrierefrei Erschließung zu den Stegen, die Freitreppe zum Hafenbecken und die neu und dabei sehr selbstverständlich wirkende Wasserfontäne überzeugen durchgängig. Die zwei geplanten Brücken ermöglichen kurze Wege und eine hohe Flexibilität der We-gebeziehungen.
Die Überlagerung Stadthaus / Gemeindehaus ist sehr gelungen, der neue Platz zur Seeuferstraße ist ein positiver Auftakt für die neue städtebauliche Situation und ermöglicht eine repräsentative Eingangssituation für das Gemein-dehaus und den neuen Stadthafen.
Dem Entwurfsverfasser gelingt es zudem, nicht nur die zentralen Stadträume neu zu definieren, er lässt auch die angrenzenden Straßenräume wie die Seeuferstraße nicht unberücksichtigt. Hier wird der Straßenraum ange-messen geschlossen, ohne funktionale Notwendigkeiten aus dem Auge zu verlieren. Anlieferung, Bushaltemög-lichkeiten für die neue Hafenbebauung, den Ufercafès zugeordnete Außensitzflächen an der Hagenstraße und auch das neu definierte Umfeld des Gemeindehauses werden berücksichtigt und die neuen Gebäudekörper und öffentlichen Räume aufgewertet.
Die wichtigen Wegebeziehungen von der Hauptstraße über die Alte Synagogenstraße werden stadträumlich 'schön' weitergeführt, indem Sichtachsen bedacht und notwendige Umlenkungen zu wichtigen städtebaulichen Funktionseinheiten berücksichtigt werden.
Insgesamt ein sehr gelungener städtebaulicher Entwurf.
Skizze Marktplatz

Skizze Marktplatz