modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Innenstadt am Wasser in Nordhorn

3. Preis

Preisgeld: 5.500 EUR

Peer Möckel Architekten

Architektur

Susanne Kiegelmann Architektin

Architektur

Erläuterungstext

ENTWURFSANSATZ
Grundsätzlicher Ansatz ist es, die zukünftig aufzugegebene innerstädtische Fläche des Busbahnhofes ganzjährig zu beleben und an die Vechtepromenade anzuschließen. Hierzu wird ein kulturelles Programm, möglichst in öffentlicher Trägerschaft vorgeschlagen. Nutzungen wie Räume für die Musikschule, Ateliers für Stipendiaten, Räume für Coworking und Kunsthandwerkseinrichtungen (kleine Gewerbeeinheiten) könnten ein solches Aktionspotential bieten. Eine künstlerische Verbindung zum Projekt Kunstwegen Nordhorn ist ebenfalls denkbar.

DIE BEBAUUNG
Vorgeschlagen werden 3 Gebäudekörper, die zusammen mit dem bestehenden Gemeindehaus eine Filterfunktion zur Morsstiege bilden und den Blick auf den neu geplanten Schiffsanleger an der Vechte freigeben. Eine Abfolge von grünen Höfen und Gassen könnten eine attraktive, öffentliche Erdgeschosszone generieren. Ebenfalls dort angeordnet liegen die Büroräume des VVV. mit Bushalt an der Morsstiege und der Möglichkeit den tagestouristischen Rundgang zu beginnen. Komplettiert wird diese Bebauung durch ein Angebot von Wohnungen in den Obergeschossen, die über große Dachterrassen und eine direkte Sichtverbindung zur Vechte verfügen und dieses Quartier auch nach außen als Stadtquartier am Wasser darstellen. Der ruhende Verkehr des neuen Hafenquartiers wird in einer Tiefgarage nachgewiesen.

DIE UFERPROMENADE
Neben der Neubebauung als Voraussetzung zur ganzjährigen Aktivierung des Uferbereichs wird ein neuer Schiffsanleger für die Boote des VVV. und des Bootsverleihes angeboten, um in den Sommermonaten eine zusätzliche Attraktivität in der Innenstadt zu bieten. Er überspannt den Bereich von der Parkpalette bis zum Marktplatzbereich sowie den Liegeplatz der Jantje und wird auf einer abgesenkten Ebene auf Wasserniveau geführt. Erschlossen wird dieser von der Uferpromenade, die von der Wechselwirkung zur öffentlichen Bebauung profitieren kann. Im Vorbereich der Promenade liegen baumbestanden Multifunktionsflächen angeordnet um Außengastronomie oder auch temporäre Ausstellungen zu ermöglichen. Es bestehen hier direkte Blickbeziehungen zur Kirche und dem neu gestalteten Uferbereich des Marktplatzes. Zusätzliche Verweil- und Aussichtspunkte werden auf beiden Uferseiten in Form von Holzstegen und Wegaufweitungen angeboten um eine intime Stimmung am Wasser wahrnehmen zu können.

DER MARKTPLATZ
Entwurfsabsicht ist es den bestehenden Marktplatz näher an das Wasser zu führen und hier unter Erhalt der Bestandsbäume einen Uferpark mit einer hohen Aufenthaltsqualität anzubieten. Mit der Anordnung des Schiffsanlegers erhält der Marktplatz eine zusätzliche Wasserseite, die von Sitzstufen und Rasentreppen eingefasst, als Weg zum Schiffsanleger, als auch als Publikumsraum bei Veranstaltungen auf der „Kleinen Insel“ genutzt werden kann. Es können so unterschiedliche Veranstaltungen auf dem Marktplatz und der „Kleinen Insel“ durchgeführt werden, ohne das es zu Beeinträchtigungen kommt (alternative Wege). Der abgesenkte Platzbereich mit dem Baumdach bleibt bestehen und dient weiterhin den Kirchen- und Marktbesuchern als direkter Stellplatz.

DIE KLEINE INSEL
Die Insel liegt zwischen den beiden Uferseiten angeordnet und markiert mit den zwei Brücken den Übergang zu den unterschiedlichen Stadtseiten. Sie dient in Ihrer Lage als Signet für den beginnenden wie auch endenden touristischen Stadtrundgang. Grundsätzlich ist die Lage der Insel an den Verlauf der Uferlinie angepasst. Mit einer zum Vechteverlauf naturnahen, weichen Gestaltung wird der Eingriff in die Uferlandschaft möglichst klein gehalten. Die Insel übernimmt zentral gelegen verschiedene Funktionen: Im nördlichen Bereich angeordnet liegt die höher gelegene Hafenbühne, die je nach Größe der Veranstaltungen auch zum Markt ausgerichtet werden kann. Ein Cafè-Gebäude übernimmt ganzjährig Bewirtungs- und Logistikfunktionen und kann in den Obergeschossen als „Fenster zur Vechte“ Ausstellungsfunktionen übernehmen. Im Untergeschoss beinhaltet die begrünte Insel Lager- und Überwinterungsfläche für die Boote, die zum Schiffsanleger ausgerichtet sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit konzentriert sich mit ihren wesentlichen Eingriffen auf den südlichen Teil des Wettbewerbsgebietes, wo im Bereich des ehemaligen Busbahnhofes die Aufweitung der Vechte mit den erforderlichen Anlegeplätzen und ei-nem westlich angrenzendem Baufeld angeordnet wird.
Der entstehende Raum erstreckt sich damit von der Musikschule und der Kirche bis zur Parkpalette. Er ist weniger als räumlich gefasster Platz, sondern als Promenade zu interpretieren.
Die Wegeführung ist attraktiv und interessant, insbesondere auch auf der westlichen Seite der Vechte. Die Insel wird kontrovers diskutiert. Einerseits formuliert sie einen neuen attraktiven Ort, auch als Bühne für den gegenüber-liegenden Marktplatz. Andererseits bedient die vorgeschlagene Lösung nicht die Sehnsucht nach einem umbauten Hafenbecken und einer großen Wasserfläche. Von der Synagogenstraße ist die Zuleitung über die Brücke zudem kompliziert und nicht ganz nachvollziehbar, ein attraktiver Endpunkt fehlt.
Die klare Bebauungskante in Verlängerung des Gemeindezentrums mit ihrer nach Westen ausgerichteten Uferzo-ne verspricht jedoch eine sehr hohe Aufenthalts- und Wohnqualität und scheint richtig dimensioniert und kleinteilig genug, um in einer weiteren Planung ausformuliert zu werden.
Ein adäquadater, herausgehobener Ort für die VVV fehlt jedoch.
Die Vechte bleibt in ihrem Verlauf erkennbar, inwieweit die ökologischen und wasserrechtlichen Anforderungen er-füllbar sind, bliebe zu prüfen.
Ein Widerspruch wird in der naturnahen Gestalt der Insel und ihrer Funktion als Bootsgarage gesehen. Die übrigen Uferbereiche sind als ’harte Kanten’ (Holz) mit städtischen Elementen gestaltet.
Insgesamt ein klarer und zeitgenössischer Beitrag, der sich vermutlich mit einem vertretbaren Aufwand realisieren ließe und dem Bereich eine neue Qualität verleiht.