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Award / Auszeichnung | 03/2021

Preis für Baukultur der Metropolregion München 2020 - Wachstum mit Qualität

Sanierung eines Doppelhauses

DE-84559 Kraiburg am Inn, Marktplatz 3

Anerkennung

aris - Anglhuber & Partner GmbB

Landschaftsarchitektur, Architektur, Projektsteuerung

Scheitzeneder // Beratende Ingenieure // PartGmbB

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Denkmäler, Gedenkstätten; Lichtgestaltung, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Unsere Heimatgemeinde kämpft wie viele andere ländliche Kommunen mit Leerstand und Verfall in den Ortskernen.
Wir haben nun zwei ehemals getrennte Gebäude zusammengelegt und zu einem perspektivvollen Leben erweckt – mit einem bunten Mix aus Nutzungen:
Die seit über 50 Jahren ansässige Eisdiele ist wieder im Erdgeschoss situiert und ist wie jeher Treffpunkt für Jung und Alt. Zudem sind in den beiden Häusern insgesamt fünf Wohnungen sowie ein Architekturbüro eingerichtet. Zusätzlich wurden fünf Gästezimmer für ein ortsansässiges Feinschmecker-Restaurant gestaltet, so können Gäste Kraiburgs nicht nur gut Essen, sondern gleich hier übernachten.
Im Jahr 2012 ist das Anwesen Marktplatz 2, ein Baudenkmal aus dem Jahre 1845, weitgehend im Originalzustand noch recht gut erhalten. Jedoch beherrscht am Haus Nr. 3 ein Stützgerüst die Silhouette, um ein weiteres Einstürzen des stark geschädigten Gebäudes zu verhindern.
Diese Ambivalenz ermöglichte es, einerseits eine respektvolle, denkmalpflegerisch aufwändige Sanierung am sogenannten „Hardthaus“ durchzuführen, in dem der Original-Zustand von 1845 weitgehend wieder hergestellt werden konnte. Andererseits war am Anwesen 3 ein größerer Spielraum für eine Neuinterpretation des „Altstadthauses“ möglich. So wurden hier bewusst moderne Gestaltungselemente im Kontrast zum historischen Bestand verwendet, als klar ablesbare Zäsur zwischen Alt und Neu.
Die Zusammenlegung von zwei Häusern ermöglichte neue Nutzungen, durch eine gemeinsame Erschließung und Haustechnik konnten weitere Synergieeffekte erzielt werden.
Mehrere ökologische Aspekte waren von Anbeginn Planungsgrundlage. An erster Stelle ist die weitgehende Wiederverwendung vorhandener Bauteile (z.B. historischer Balken oder Dielenböden, Tuffsteinwände etc.) der teils ruinösen Gebäude zu nennen, da hier v.a. die sog. "graue" Energie auf ein Minimum reduziert werden konnte. Die Verwendung regionaler Baumaterialien wie Holz, Ziegel, Naturstein oder Kalk wurde nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht, sondern auch im Hinblick auf geringe Herstellungs- und Transportenergie gewählt.
Für die energetische Sanierung wurde ein ausgeklügeltes Konzept erstellt, um eine behutsame Sanierung mit höchstem Einsparniveau zu erreichen. Modernste Haustechnik mit einem Micro-BHKW sowie einer Photovoltaik-Anlage sorgen nicht nur für Wärme, sondern sichern auch die Stromversorgung des Anwesens, das sich weitgehend selbst versorgt. Die EnEV-Vorgaben werden um 59% unterschritten.
Moderner Wohnkomfort, behutsamer Umgang mit historischem Erbe, technische Lösungen für Statik und Brandschutz, eingebettet in zwei unterschiedliche Altstadthäuser – eine ganzheitliche Gebäudesanierung – mit Respekt für die Geschichte und Perspektive für die Zukunft.
Durch die Sanierung der beiden Bauruinen wurde ein Leerstand beseitigt und durch die Mischnutzung ein Quartier revitalisiert und der gesamte Marktplatz belebt. Die mutige Sanierung fand inzwischen weitere Nachahmer, mehrere weitere Anwesen im historischen Stadtkern werden derzeit instand gesetzt.