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Offener, zweiphasiger, städtebaulicher und landschaftsplanerischer Planungswettbewerb mit freiraumplanerischem Ideenteil | 04/2020

Neubau eines Wohnquartiers in München-Neuperlach

Der Quartiersplatz

Der Quartiersplatz

4. Preis

Max Wetzig Architekt

Architektur

vn-a | visual network art architecture

Architektur

gruppe dezentral

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Städtebauliche Leitidee des Entwurfs ist es zwischen den beiden Polen von kleinen Einfamilienhäusern und großmaßstäblichen industriellen Wohnungsbauten der 70er Jahre eine vermittelnde Funktion zu übernehmen und ein neues eigenständiges Stadtquartier zu schaffen. Das Bebauungskonzept überführt den ehemaligen Siemens-Parkplatz in ein attraktives, lebenswertes, gut vernetztes und in Neuperlach verankertes, urbanes Wohnquartier mit hohen Freiraumqualitäten. Die klar definierten Baufelder lassen durch ihre Lage zueinander spannungsvolle Stadträume entstehen und bilden einen robusten Rahmen für die zukünftige Entwicklung. Klare Raumkanten zum öffentlichen Straßenraum des Otto-Hahn-Rings und der Carl-Werry-Strasse wirken schützend für die Wohnhöfe und bilden die Voraussetzung für eine Bebauung mit einem Höchstmaß an individueller Freiheit.

Der aufgelöste Blockrand ermöglicht dabei eine klare Zonierung des Quartiers in ablesbare, öffentliche und private Aufenthaltsbereiche im Freien: Von den, den jeweiligen Wohneinheiten direkt zugeordneten, privaten und gemeinschaftlich genutzten Freiflächen der „grünen Innenhöfe“ über „die Quartiersgasse“ als zentralen öffentlichen Freiraum bis hin zum großen „Quartiersplatz“ mit Nachbarschaftstreff direkt am baumbestanden Erdwall im Norden. Gleichzeitig erlaubt die Auflösung des Blockrandes die Kombination vielfältiger Gebäudetypologien in einem kohärenten städtebaulichen Gefüge: so entsteht ein Quartier für verdichtetes städtisches Wohnen. Diverse Wohntypologien mit Schwerpunkt Geschosswohnungsbau, aber auch Stadthäusern, Penthäusern und Maisonettewohnungen ergeben eine vielfältige Mischung verschiedener Wohnungsgrößen und ‐ formen (als Mietwohnungsbau und Eigentumswohnungen, etc.). An den Blockrändern beleben gewerbliche Erdgeschossnutzungen mit Läden, kleinen Büros, sozialen und individuellen Nutzungen die angrenzenden Stadträume. Das Konzept bildet so die bautypologische Voraussetzung für ein dichtes gemischtgenutztes Stadtquartier, für ein Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten und Freizeit.

Das zukünftige Quartier zeichnet sich durch ein attraktives Grün‐ und Freiflächengefüge aus. Dieses erstreckt sich als zusammenhängender, öffentlicher und vielfältiger Freiraum auch über die Grenzen des Quartiers hinaus. Im Norden integriert es zusammen mit einer Grün‐ und Wegeverbindung über den bestehenden Erdwall die bestehende Grünfläche im nördlich angrenzenden Ein‐ und Mehrfamilienhausgebiet. Auf Stadtteilebene leistet das Freiraumgewebe des Quartiers einen wichtigen Beitrag zur grünplanerischen Verknüpfung des Planungsgebietes entlang des gesamten Otto‐Hahn‐Rings mit dem übergeordneten Grünzug „Im Gefilde“ im Osten der Arnold‐Sommerfeld‐ Straße, sowie dem Naherholungsgebiet Truderinger Wald. Gleichzeitig leisten die im Quartier angebotenen Freiräume einen wichtigen Ausgleich im ansonsten mit qualitätvollen, öffentlichen Freiräumen unterversorgten Stadtteil.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine klare, einfache Struktur aus 5 polygonalen Blöcken vor. Ein-zelne Hochpunkte mit bis zu 8, bei einem Gebäude 10 Geschossen akzentuieren die Bau-körper und schaffen eine dezente Silhouette. In Ost-West Richtung verbindet eine zentrale, leicht geknickte Quartiersgasse die beiden Enden des Areals. Sie bildet zusammen mit ei-nem angelagerten Quartiersplatz den zentralen öffentlichen Raum im Quartier. Die präzise Setzung von Bauvolumen und Freiflächen ist überzeugend und vermittelt ein vertrautes ko-härentes Raumbild mit unterschiedlich ruhigen oder belebten Situationen.

Durch die Anordnung von insgesamt 5 Baublöcken mit relativ geringer Höhe ergeben sich allerdings räumliche Zwänge durch die teilweise recht kleinen Höfe und einem gesamthaft geringem Grünanteil. Die Anordnung der Quartierseingänge, die fehlende lagebezogene Staffelung der Blöcke und die Setzung der Hochpunkte wirkt dabei nicht immer schlüssig. Die bauliche Begleitung des Otto-Hahn-Rings und der Kreuzung mit Carl-Wery-Straße wird kaum thematisiert, ebenso wenig die vorgeschlagene Konzeption des Ideenteils für diesen Bereich.
Die Abstandsflächen im Inneren des Areals werden an zahlreichen Punkten unterschritten.
Das Quartier ist gut erschlossen, gut mit der Umgebung vernetzt und durchlässig für den Fuß- und Radwegeverkehr. Die Wegebeziehungen funktionieren sehr selbstverständlich in Ost-West und Nord-Süd-Richtung. Das Freiraumkonzept mit Quartiersgasse, -platz und nördlichem Gehölzbestand wirkt klar und differenziert und verspricht abwechslungsreiche Raumsituationen und -qualitäten. Die geforderten Zielwerte für Freiflächen werden jedoch deutlich unterschritten und es wird partiell in den Gehölzbestand eingegriffen.
Die Anordnung der Wohnungsgrundrisse funktioniert im Allgemeinen recht gut, würde aber teilweise die Befahrbarkeit der Innenhöfe durch die Feuerwehr erfordern und deren Qualität damit in Frage stellen. Die Erschließung vieler Wohnungen über Laubengänge wird kritisch gesehen. Auch die Positionierung des Hochpunktes an der Carl-Wery-Straße erscheint nicht optimal. Die Tiefgaragenzufahrten erfolgen über den Otto-Hahn-Ring, wobei die Rampen in die Baukörper intergiert werden. Die geforderten Stellplatzzahlen werden unterschritten.

Der Entwurf bietet aus Investorensicht eine sehr hohe Ausnutzung der gegebenen Grund-stücksstruktur im Verhältnis zu der möglichen Wohnfläche. Das Planungsgebiet ist in ver-schiedene Baufelder teilbar, was sich positiv auf die spätere zügige Umsetzung auswirken würde.

Das Konzept mit seinen differenzierten Räumen und seiner maßstäblichen Volumensetzung ist ein guten Beitrag; die große Anzahl an kleinen Höfen wirkt aber eher eng als großzügig und die recht niedrige Bebauung führt zu einen hohen Maß an Versiegelung.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

städtebaulicher Querschnitt

städtebaulicher Querschnitt

Modell

Modell

Höhenentwicklung

Höhenentwicklung

Der Quartiersplatz “Am Wall “ mit Mobility Hub / Gemeinschaftliche Dachgärten

Der Quartiersplatz “Am Wall “ mit Mobility Hub / Gemeinschaftliche Dachgärten

Quartiersgasse

Quartiersgasse

Städtebaumodell M 1:1000

Städtebaumodell M 1:1000