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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Städtebauliche Entwicklung Bell-Areal in Kriens (CH)

Teilnahme / 2. Stufe

JOM Architekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

ERNST office for architecture

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

mrs partner ag

Verkehrsplanung

Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW

Stadtforschung

Fahrländer Partner Raumentwicklung

sonstige Fachplanung, Stadtplanung / Städtebau

s3-engineering / Sustainable System Solutions GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit ähnlichen, aber in Masse, Gebäudehöhe und -länge differenzierten Volumen, wird das gesamte Areal in der heute vorherrschenden, zu den an-grenzenden Strassen abgedrehten Geometrie belegt. Damit bleibt die Sonderstellung des Areals im Stadtgefüge erhalten und es ergeben sich im Anschluss zur Umgebung eine Vielzahl von dreieckigen Freiräumen, mit denen eine hohe Durchlässigkeit erzielt werden kann.
Als weiteres Prinzip wird die – im Quervergleich höchste Ausnutzung von 1.98 in von Süden nach Norden abnehmender Dichte organisiert, um das Areal im Übergang von Stadt zu Peripherie zu verorten und der empfindlichen Wohnüberbauung am Hang Rechnung zu tragen.
In die rasterartige Struktur werden zwei Hauptachsen eingearbeitet, die die Überbauung auf eine sinnfällige Art ordnen und sie gleichzeitig an die um-gebenden Quartiere anbinden. Als Auftakt gegenüber der Busschleife findet sich ein gut dimensionierter Platz, der durch die «Turbinenversuchsanlage» geprägt bleibt; gut vorstellbar, dass hier das öffentliche Leben einen Ort findet. Die Adressierung der Neubauten erfolgt über die umfassenden Strassen oder die internen Haupterschliessungsachsen, Plätze finden sich an den Übergängen zum Quartier oder an der internen Schnittstelle. In das Über-bauungsnetz werden drei grosse begrünte Höfe eingeschrieben, die nicht unterbaut sind.
Die Freiräume innerhalb der Gebäudegruppen sind von unterschiedlicher Qualität. Am besten vorstellbar sind diejenigen im Norden, wo die Höhe der Bauten tief und der Anteil an Grünflächen hoch ist und dieser als private Gärten definiert ist. In der Arealmitte liegen die Wohnungen im Hochparterre und durch Grünkörper geschützt; die Zwischenräume aber sind als Abstandsflächen in sozialräumlicher Hinsicht wenig attraktiv.
Um die Gesamterneuerung des Areals in das Stadtgedächtnis einzubetten, werden nicht nur die geschützten Bauten erhalten, sondern auch Teile der «Halle B», womit beide inneren Hauptachsen eine industrielle Prägung er-halten. Der «Werkcluster» wird mit Wohnbauten ergänzt, wodurch gemein-sam mit der grossen Brandmauer im Westen ein Hof entsteht mit sehr besonderem Charakter, insbesondere dann, falls es nicht gelingen sollte, Durchgänge aufzubrechen. Anzumerken ist, dass der Anbau der Wohnbau-ten an die Brandmauer zurzeit nicht erlaubt ist.
Die Etappierung beginnt im Süden, wodurch gleich zu Beginn schon der Empfangsraum und neue Räumlichkeiten für die Andritz geschaffen werden können; es folgt das Baufeld der Wohnbauten und anschliessend der «Werkcluster» mit seinen Annexbauten fürs Wohnen. Die Abfolge ist gut überlegt und sinnfällig und ergibt für alle Etappen eine gewisse Nutzungsdurchmischung.
Die Nachhaltigkeitsbeurteilung des Vorschlages fällt gut aus. Es werden viele Aussagen zur Nachhaltigkeit formuliert, die im Konzept auch nachvoll-zogen werden können. Die Ziele der 2000-Watt Gesellschaft sind erreichbar. Die intensiven Studien der Verfassenden führen dazu, dass das Konzept hinsichtlich Stadtklima und Grünflächenanteil gut abschneidet.
Die Qualität der Wohnungen, respektive der Wohnlagen ist aufgrund der klei-nen Volumina grundsätzlich gut, allerdings wird ein hoher Anteil an einseitigen oder nur nach Nord-Osten orientierten Wohnungen vorgeschlagen. Zudem weist der Vorschlag markant zu wenig Nebennutzflächen im EG aus.
Erwähnenswert ist der Versuch, in Punktbauten eine attraktive Lärmschutztypologie zu entwickeln, was natürlicherweise nur über eine expressive Lärmschutzmassnahme parallel zur Strasse erfolgen kann. Darin eingelagert sind Loggien, welche zusammen mit den gegen Süden ausgerichteten Hauptwohnräumen ein lebendiges Gesicht ergeben könnten. Problematisch sind aber die Höfe zwischen den Gebäuden, deren Erdgeschoss zwar von Atelierwohnungen belegt ist, die aber eine unwirtliche Raumproportion auf-weisen. Insgesamt wirkt der Versuch angestrengt und eher unwirtlich.
Gelungen sind die Atelierwohnungen, die die «Halle B» nutzen für doppel-geschossige Wohn- und Arbeitsräume und damit für dieses spezielle Haus eine adäquate Typologie gefunden haben.
Insgesamt ist «CRIENTAS» ein interessanter Vorschlag, der alle Zutaten für ein urbanes städtebauliches Muster enthält. Dabei ist die neue Bebauung einem starker Ordnungswillen unterworfen, sogar Plätze und Strassen sind gerastert. Die Geometrie dominiert das Innere und kreiert damit ein Leitbild, dass – entgegen der Einordnungsabsicht – ein starkes Eigenleben führt mit wenig ortsspezifischer Identität. Die Vielfalt an attraktiven öffentlichen Frei-räumen wird geschätzt, allerdings gibt es kaum Orte, die als Schwellen-räume zwischen privat und öffentlich, informelle Nutzungspotentiale aufweisen könnten. Die Taschenplätze am Rand fügen zwar das neue Quartier sehr gut ein, dies, aber nicht überall gleich gewinnbringend. Insbesondere entlang der Obernauerstrasse wirkt der gegliederte Raum abweisend, was durch die unbestimmte Vorgartenzone noch unterstrichen wird.
Unklar bleibt, wieviel pro Baufeld /Baukörper als fixe Vorgabe zu übernehmen wäre, resp. wie genau der Spielraum definiert ist: Die kluge Baukonstruktion? Die durch wissenschaftliche Evaluation definierten Gebäudeabmessungen? Die Fassadengliederung stehend oder liegend? Die an die Vergangenheit gemahnenden Sheddächer? Die harte Materialität?
Die Visualisierungen verstärken den Eindruck des etwas schemenhaften und starren Bildes; eine klare Aussage zum Freiheitsgrad für die architektonische Umsetzung hätte geholfen, dieses Bild zu beleben.