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Kooperatives Werkstattverfahren | 12/2009

Kooperatives Werkstattverfahren zur Nachnutzung des Flughafens Tegel

Lageplan

Lageplan

Landschaftsentwicklung

Teilnahme

Agence Ter

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

TEGELER LICHTUNG

Das Landschaftsbild Tegels wird vor allem geprägt durch die große Weite des Flughafenareals. Hierbei handelt es sich um die größte offene Freifläche Berlins. Gerahmt wird das Gebiet im Wesentlichen durch die Waldkanten des Forstes Jungfernheide, dessen Waldbestand in der Vergangenheit über lange Zeit das bestimmende Landschaftselement darstellte. Wald und Weite bilden somit die Hauptelemente des Freiraumgerüstes, das ergänzt wird durch die vorhandenen Relikte der Flughafennutzung. In diesem Zusammenhang sind neben den baulichen Relikten wie Pisten und Terminalgelände vor allem die bestehenden und schützenswerten Biotopstrukturen auf dem Flugfeld zu nennen.
Ziel des Entwurfs ist es, mit den vorhandenen Qualitäten des Ortes zu arbeiten und diese im Sinne einer behutsamen und nachhaltigen Landschaftsentwicklung zu stärken. Darüber hinaus liegt das Hauptaugenmerk zum einen auf der Einbindung des Areals in den funktionalen und räumlichen Zusammenhang der umliegenden Freiräume als auch auf der Verknüpfung des Geländes mit der bestehenden Stadtstruktur.
Grundlegend sind zwei Entwicklungskatalysatoren zu unterscheiden: Die Entwicklung des Landschaftsbildes und die Schaffung eines Gewerbe- und Technologiecampus.
Hauptleitbild des Konzeptes ist die atmosphärische Qualität einer Waldlichtung. Hier lassen sich die Weite der Landschaft sowie die Bewegungen und Kräfte der Natur und die biologische Vielfalt des Lebendigen erleben. So werden die auf dem Flugfeld bestehenden Biotopflächen geschützt und von Schafen beweidet. Wie ein grüner Teppich breiten sich die Biotopflächen über die Lichtung aus. Die große Freifläche besitzt daher ideale Voraussetzung zur Produktion von Kaltluft und ist ein wichtiger Baustein im städtischen Luftleitbahnsystem. Im Bereich der ehemaligen Mäckeritzwiesen wird in Bezug auf das historische Landschaftsbild das Niedermoor wieder hergestellt. Dadurch wird der Freiraum um eine weitere Landschaftsfacette bereichert, die vielschichtige Stimmungen und Atmosphären hervorruft.
Die ehemaligen Start- und Landebahnen werden thematisch uminterpretiert.
Die nördliche Freizeitpiste nimmt das Thema der Bewegung auf und bietet Raum für Fun-Sportarten wie Windkiting und Skateboarden. Einzelne Pavillons, wie Verleihstationen für Sportgeräte, Kioske und ein Aussichtsturm, sind entlang der Piste angeordnet.
Die südliche Piste interpretiert den historischen Horizont des Geländes anhand eines auf den Bodenbelag aufgebrachten Zeitstrahls. Auf der Piste ausgestellte Exponate, wie Rosinenbomber aus der Zeit der Luftbrücke, ergänzen den historischen Pfad auf anschauliche Weise.
Im Osten verzahnen sich die Pisten mit Streuobstwiesen, die als grüne Bänder den Übergang zum Kurt-Schumacher-Platz leisten. Zwischen den Streuobstwiesen ist der Energiepark angesiedelt, wo Energiepflanzen wie Raps, Mais oder Energiegetreide angebaut werden, die im Bereich des späteren Gewerbeparks weiterverarbeitet werden. Darüber hinaus werden in den Energiefeldern Windräder installiert. Die im Energiepark gewonnene Energie wird in den Kreislauf des Gewerbe- und Technologieparks eingespeist. Die Fläche des Energieparks stellt eine Vorhaltefläche dar und schafft Natur auf Zeit. Falls in mittelfristiger Zukunft Nutzungsansprüche aus den Reihen der Stadtgesellschaft gestellt werden, wäre hier eine etappenweise bauliche Entwicklung bis zur Kante des Kleingartenbandes denkbar.
Der Wald bildet den Rahmen der Lichtung. Verschiedene Waldtypologien schaffen Raumkanten und lassen unterschiedliche Atmosphären und Wahrnehmungen entstehen. Von Norden und Westen dehnt sich der dichte Waldtyp des Forstes Jungfernheide auf das ehemalige Flugplatzareal aus. Durch die Fragmentierung der Kante in einzelne Waldschollen entstehen vielfältige Sichtachsen und Blickfenster. Das Wegesystem des bestehenden Forstes wird weitergeführt und das Naherholungspotential des bestehenden Waldsystems erweitert. Östlich des Flughafensees geht der dichte Eichen-Kiefernwald in einen lichten bewohnten Laubmischwald über. Die bestehende Siedlung Cité Guynemer wird aufgewertet und erweitert. Nördlich des ehemaligen Terminalgeländes Süd erstreckt sich die dritte typologische Waldkante, bestehend aus in Reihen angeordneten Monogehölzpflanzungen, die sich wie ein Vorhang vor die Terminalbebauung schieben.
Gewerbe und Campusentwicklungen werden auf das Gebiet des ehemaligen Terminals Süd konzentriert. Das ikonografische Terminalgebäude ist der Nukleus der künftigen Campusentwicklung. Es dient der deutschen Umweltindustrie als Ausstellungsfläche für regenerative Energiesysteme. Um einen längeren Leerstand der übrigen Bestandsgebäude zu verhindern, finden dort zuerst Gewerbeansiedlungen statt. Das Areal rund um das Terminal bietet Raum für sukzessive Entwicklung mit Schwerpunkt Forschung, Technologie und Umwelttechnik. Wie Satelliten rahmen die Gebäude das zentrale Terminalgebäude.
Durch die bisherige Flughafennutzung und die Einzäunung lag das Areal wie ein Sperrriegel zwischen Forst Jungfernheidepark und Volkspark Jungfernheide. Nach der Öffnung des Geländes schaffen unter anderem das Laubenband mit seinen Kleingärten und das Retentionsband zwischen Flughafensee und Terminalgebäude wichtige Nord-Süd-Verbindungen. Darüber hinaus verknüpft die Wasserachse den Jungfernheideteich, das Niedermoor, den Flughafensee und den Tegeler See miteinander. In diesem Zusammenhang wird das am Flughafensee angesiedelte Vogelschutzgebiet um ein ornithologisches Zentrum erweitert. In Ost-West-Richtung sind die Pisten die Hauptverbindungen, wichtig ist hier der bereits erwähnte Anschluss an den Kurt-Schumacher-Platz.
Erschließung und Nutzungsstruktur

Erschließung und Nutzungsstruktur

Ansicht Südwest

Ansicht Südwest

Konzept Terminal

Konzept Terminal

Museumspiste, Freizeitpiste, Konversion/Weide

Museumspiste, Freizeitpiste, Konversion/Weide

Niedermoor, Energiepark + Obstwiese, Bewohnter Wald

Niedermoor, Energiepark + Obstwiese, Bewohnter Wald