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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Quartiersentwicklung "Sullivan Süd" in Mannheim

3. Preis

MÄCKLERARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau:

Die Fläche der ehemaligen Franklin Kaserne stellt für Mannheim eine entscheidende Entwicklungsfläche für die dringend notwendige Stadterweiterung dar. Auch das Quartier „Sullivan“ ist Teil dieses Kasernengeländes und befindet sich am nördlichen Rand der Stadt und grenzt unmittelbar an den Käferwald im Osten des Areals an. Die Gebäude der Wohngebiete auf diesem Areal befinden sich verteilt auf einzelnen „Schollen“, wobei diese durch „grüne Fugen“ zwischen offenem Park und Wald voneinander getrennt werden.

Das Plangebiet bildet im Süden eine einzelne Scholle und den Auftakt für das Quartier Sullivan. Der Eingang ins Quartier ist durch einen Hochpunkt an der Kreuzung Abraham-Lincoln-Allee/George-Sullivan-Ring markiert und richtet sich auf die Mannheimer Innenstadt aus. Er ist bereits über die Fürther Straße kommend aus der Entfernung von der B38 sichtbar. Der Hochpunkt bleibt unterhalb der erlaubten Höhe, die durch die Richtfunktrasse vorgegeben ist. Auch vom gegenüberliegenden Park innerhalb des Franklin Areals wird der kleine Turm als Zeichen wahrgenommen.

Der Charakter der Kaserne wird geprägt durch rechtwinklig zueinanderstehende Bestandsgebäude, dieses Motiv wird aufgegriffen und in der Mitte des Gebietes ein in Nord-Süd-Richtung ausgerichteter rechteckiger Quartiersplatz angeordnet. Dieser bildet das räumliche Zentrum des Wohnviertels. Von dem zentralen Platz ausgehend werden drei unterschiedliche Blöcke erschlossen. Flankiert wird der Platz von zwei erhöhten Wohngebäuden, eines schiebt sich im Norden als räumlicher Abschluss aus der Fassadenflucht, während eines im Süden die Längsachse und gleichzeitig den südlichen Eingang zum Platz betont.

Die beiden Wohnblöcke werden durch verschiedene Haustypen gebildet, die Höfe bilden und durch einen Wohnweg erschlossen werden. Ein Beispiel einer ähnlichen Typologie ist nicht weit in der nördlichen Reiherstraße zu finden.

Obwohl die Dächer innerhalb des Areals nicht einheitlich gestaltet sind, bilden diese die Bautypologie ab. Hauseinheiten weisen Satteldächer auf, Wohngebäude Mansarddächer mit Flachdachanteil und die Hochpunkte Flachdächer. So kann man sich leicht im Quartier orientieren. Die Fassaden sind durch Erker, Vor- und Rücksprünge sowie Loggien und Balkone gegliedert und sorgen so für ein vielfältig gestaltetes und lebendiges Straßenbild. Als Materialien für die Fassade kommen Putz, Klinker und Naturstein zum Einsatz, um sich dem bestehenden Kontext anzupassen und ein einheitliches Gesamtbild zu erschaffen. Dabei gilt es Vielfalt in der Einheit zuzulassen.

Auf der Ostseite des Platzes sind in den Erdgeschossen kleine Einzelhandelsflächen vorgesehen, die zur Belebung des Platzes beitragen. Hier trifft man sich innerhalb der Nachbarschaft und tauscht sich aus. Die beiden östlich und westlich gelegenen Blöcke bieten hauptsächlich Wohnflächen an, während im südlichen Block vordringlich Gewerbeflächen angesiedelt sind, der die Wohnbebauung vor dem Straßenlärm schützt. Auch eine KiTa mit 4 Gruppen findet hier um einen geschützten Innenhof organisiert ihren Platz.


Verkehr:

Das Fußwegenetz des Bereiches Sullivan ist so angelegt, dass das gesamte Gebiet begangen werden kann und dabei mannigfaltige Eindrücke erlebbar sind. Dieses Netz wird aufgegriffen und durch das Quartier geführt. Von der Haltestelle des ÖPNV im Süden kann das Quartier über den zentralen öffentlichen Platz durchquert werden, wobei eine Durchquerung in West-Ost-Richtung durch die Wohnblöcke über die Wohnwege möglich ist.

Der George-Sullivan-Ring und der Joy-Fleming-Ring sind bereits geplant und werden in die neue Planung integriert. Der ruhende Verkehr wird zugunsten einer möglichst geringen versiegelten Fläche in zweigeschossigen Tiefgaragen untergebracht. Diese befinden sich unterhalb der Wohnwege in den beiden Blöcken, um in den Wohnhöfen erdgebundene Bepflanzung sowie natürliche Versickerung zu ermöglichen. Zusätzlich ist der Quartiersplatz auch mit einer Tiefgarage unterbaut. Diese ist an die östlich gelegene und geplante Tiefgarage angebunden. Die Parkplätze für die Gewerbenutzungen sind entweder in einer Tiefgarage sowie in den Gewerbehöfen untergebracht.

Der Anteil der Besucherparkplätze ist durch die an den Straßen angeordneten Längsparkflächen abgedeckt. Am öffentlichen Parkplatz im Nordwesten sind einige Stellplätze für das Aufladen von E-Fahrzeugen vorgesehen. Solche Auflademöglichkeiten finden sich auch in den Tiefgaragen mit einem Anteil von 10%, wobei ein weiterer Ausbau durch die bereits vorinstallierte Infrastruktur möglich ist.

In den Tiefgaragen sind ebenfalls 10% der Stellplätze für Kraftfahrzeuge eines kooperierenden Car Sharing Anbieters vorgesehen.

Durch die außerordentlich günstige Anbindung an den ÖPNV zwischen Mannheim und Heidelberg, kann auf einen Großteil der nachzuweisenden Parkplätze verzichtet werden. Ein Einsparfaktor von 50% wird daher angesetzt.


Freiraum:

Ziel ist es im Quartier ein möglichst ausgeglichenes Mikroklima zu erzeugen. Daher werden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die Flachdachanteile werden begrünt und halten somit einen Teil des anfallenden Regens zurück und sorgen für Verdunstung und somit weniger Aufheizung. Die versiegelten Flächen werden durch begleitende Baumpflanzungen beschattet, so dass Hitzeinseln abgemildert werden.

Regen wird entweder durch Rigolen - und durch offene Mulden - gesammelt und den straßenbegleitenden Bäumen zur Verfügung gestellt. Die in den Wohnhöfen angeordneten Retentionsbecken bieten ebenfalls die Möglichkeit für Verdunstung und Versickerung. Auf den Tiefgaragen werden bei Bedarf Retentionsboxen angeordnet, um auch hier für eine Verlangsamung des Regenabflusses zu sorgen.

Um die charakteristischen Merkmale des Areals zu bewahren, werden vorhandene Baumarten verwendet, die sich im Laufe der Zeit auf dem Gelände angesiedelt haben, dies sind vor allem Kiefern, Robinien und andere Pioniergehölze, die auch extremen Wetterschwankungen wie Hitzeperioden standhalten können.


Energie:

Das neue Zentrum von Sullivan soll sich auch nachhaltig in den Kontext einfügen. Robuste Gebäudestrukturen und einfache technische Konzeptionen, die Einbindung am Standort vorhandener regenerativer Energiequellen, sowie die Schaffung eines komfortablen Stadtklimas bilden die Grundlage der vorliegenden ganzheitlichen Quartiersstrategie.

Ausgehend von robusten Gebäudestrukturen mit massiven Bauweisen und einem ausgewogenen Fensterflächenanteil werden die Heiz- sowie Kühllastgänge ganzjährig minimiert. Zusätzlich ist ein konstruktiver Sonnenschutz angedacht, um möglichst wenig Energie für die Abkühlung der Gebäude in Hitzeperioden aufwenden zu müssen.

Solaranlagen auf den Dächern sollen einen Anteil der Energie beisteuern. Zu prüfen ist, ob ein Anschluss an das ausgebaute und nahegelegene Fernwärmenetz machbar ist.
Grundsätzlich wird eine natürliche Be- und Entlüftung aller Wohneinheiten angestrebt. Lediglich Büroflächen, mit hoher Lärmbelästigung erhalten kontrollierte mechanische Be- und Entlüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung.

Neben der Schaffung guter raumklimatischer Verhältnisse in den Gebäuden wird eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum angestrebt. Hierzu erfolgt neben Möglichkeiten des Verweilens im Schatten auch die Integration von bewegten Wasserflächen zur Verdunstungskühle im Außenraum. Gespeist werden diese aus Regenwasserzisternen, die im südlichen Gelände in der Erde integriert werden. Das somit gesammelte Regenwasser der Gebäude dient der Bewässerung der Außenanlagen und Wasserbecken sowie zur Grauwassernutzung in den Gebäuden.