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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Verkehrs- und freiraumplanerische Neuordnung der Unteren Nadorster Straße in Oldenburg

Zentraler Bereich der Unteren Nadorster Str.

Zentraler Bereich der Unteren Nadorster Str.

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

BDP

Landschaftsarchitektur

Roelofsgroep

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer
Die Nadorster Straße ist eine der wichtigsten und verkehrsreichsten Zufahrtsstraßen in Oldenburg. Die aktuelle Gestaltung der Straße stammt aus den achtziger Jahren, als dem Auto Priorität und viel Platz eingeräumt wurde. Aufgrund der hohen Verkehrsfrequenz hat sich die Anzahl der Geschäfte verringert und die Straße droht, ihre Funktion als Nahversorgungszentrum zu verlieren. Die Aufgabe war es, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen und einen attraktiven öffentlichen Raum zu gestalten, der längere Aufenthalte auf der Straße stimuliert.

Fokus auf Grün und nachhaltige Mobilität
BDP und Roelofs haben gemeinsam einen Entwurf erstellt, bei dem der Schwerpunkt auf neuen Formen nachhaltiger Mobilität liegt. Durch die Verengung der Fahrbahnbreite und die Reduzierung der Geschwindigkeit wird Platz für einen komfortablen Zwei-Richtungs-Radweg geschaffen. Eine schnelle Radwegverbindung vom Stadtzentrum in die nördlichen Stadtteile. Beide Seiten der Nadorster Straße werden zudem durch eine flexible, anpassungsfähige Zone gefasst, die mit großen Bäumen und langgestreckten Pflanzstreifen der Straße Charakter verleiht, Feinstaub aufnimmt und CO2 in saubere Luft umwandelt. Die Bereiche zwischen den Bäumen können flexibel genutzt werden. In unserem Entwurf sind diese Bereiche passend zu den angrenzenden Nutzungen eingerichtet und können sich bei verändertem Bedarf wiederum anpassen. So gibt es hier Parkplätze, Bushaltestellen, Pflanzungen, Einrichtungen für nachhaltige Mobilität wie E-Bikes und Cargo-Bikes, aber auch Terrassen für die Aussengastronomie. Eine zukunftsoffene Gestaltung, die bereits bei der heutigen Nutzung mehr Raum schafft für Grün und nachhaltige Mobilität.

Die Straße der kleinen Plätze – ein Ort der zum Verweilen einlädt
Durch Rücksprünge in der Straßenwand entstehen Aufweitungen im Straßenraum. Diese werden in die Fußgängerbereiche integriert und mit zusätzlichen Bäumen und Sitzbereichen ausgestattet. Auf diese Weise entsteht eine gemütliche und zugleich dynamische Ausgestaltung. Durch eine Vielzahl an kleinen Plätzen wird die Untere Nadorster Straße zum Treffpunkt für das Viertel.
Parallel zur städtischen Dynamik der Nadorster Straße wird eine Reihe von Grünflächen im Viertel zur Flanierroute verbunden. Diese Route beginnt im Lindenhofgarten. Dieser Blockinnenbereich wird mit Sportplatz, Spielplatz und Gemüsegarten neugestaltet und durch Anwohner und Sportverein gemeinschaftlich genutzt. Durch Baumpflanzungen wird die Ehnernstraße vergrünt und erhält im südlichen Bereich eine autofreie Schulzone. Ein neuer Zugang zum historischen Gertrudenkirchhof ermöglicht den Spaziergang zum neu gestalteten Platz vor der Gertrudenkapelle. Durch einen Teil der Friedhofsmauer abzutragen, werden die Gertrudenlinde und die Gertrudenkapelle räumlich erlebbar und zum Auftakt der Unteren Nadorster Straße.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln ein Konzept, wie die Nadorster Straße von einer hochbelasteten und einseitig an den technischen Belangen des Kfz-Verkehrs ausgerichteten Hauptverkehrsstraße zu einer integrierten Stadtstraße umgestaltet werden kann. Das Grundprinzip ist eine Aufteilung des Querschnittes in eine Fahrbahn für den Kfz-Verkehr und den ÖPNV mit 6,50 m bzw. 7,00 m Breite auf der Westseite und einen Zweirichtungsradweg im Osten mit 3,00 m Breite. Beide Fahrbahnen werden durch einen multifunktionalen Streifen für Grün, Parken und Queren getrennt. Damit kann die Führung des Radverkehrs getrennt vom Kfz-Verkehr ohne Gefährdung beim Überholen gelingen. Die Gestaltung ist sehr flexibel und auch mit genügend Abstand der Bäume von der Bebauung möglich. Im südlichen Bereich am Friedhof ist nur eine Baumreihe auf der Ostseite möglich.
Der klare Entwurf ohne verkehrstechnische Elemente wird als wohltuend zurückhaltend empfunden. Es bleiben jedoch Zweifel, ob das gewählte Grundprinzip den gestellten Anforderungen gerecht wird: Die Anbindung im Norden und Süden mit der Gestaltung des Wechsels auf den Zweirichtungsradweg ist nicht wirklich geklärt. Grundsätzlich ist durch die einseitige Führung mit vielen Fehlfahrten von Radfahrern zu rechnen. Auch die Fragen, ob das dargestellte Halten der Busse am Fahrbahnrand und der Verzicht auf Querungshilfen hier der richtige Ansatz sind, bleiben ungeklärt.
Durch die Neuaufteilung des Straßenraumes gelingt es, auf der Westseite breitere und ruhigere Vorzonen zu schaffen. Auf der Ostseite wird genau dadurch aber auch auf die Chance verzichtet, die aufgrund der Gebäudestellung vorhandenen Aufweitungen zu nutzen, daraus kleine Plätze anzulegen, die bis an den Straßenrand reichen und dadurch eine räumliche Gliederung des langen Straßenraumes zu bewirken. Die durchgängigen Baumreihen verstärken diese Linearität.
Es stellt sich die Frage, ob das in der Perspektive dargestellte Ambiente mit den spielenden Kindern zu dem tatsächlichen Charakter der Hauptverkehrs- und Geschäftsstraße passt.
Der Gertrudenfriedhof wird von den Verfassern der Arbeit als „prächtige“ Grünfläche beschrieben. Gleichzeitig wird vorgeschlagen, die Friedhofsmauer im Süden abzutragen, was aber vermutlich sowohl dem Denkmalschutz als auch dem Charakter des Friedhofs als Ruhe- und Rückzugsraum widerspricht.
Die Jury würdigt den gewählten innovativen Ansatz mit teilweise hoher Qualität und Funktionalität. Vermisst werden jedoch konkrete Funktions- und Gestaltungsvorschläge als Antworten auf spezifische Raumqualitäten, die im Verlauf der unteren Nadorster Straße wechseln. Ebenso bestehen Zweifel im Hinblick auf die verkehrliche Realisierbarkeit des Entwurfs.
Flexible Gestaltung

Flexible Gestaltung

Lageplan 1:500 Untere Nadorster Str.

Lageplan 1:500 Untere Nadorster Str.

Zentraler Bereich 1:250

Zentraler Bereich 1:250

Poster1 Untere Nadorster Str.

Poster1 Untere Nadorster Str.

Poster2 Untere Nadorster Str.

Poster2 Untere Nadorster Str.

Poster3 Untere Nadorster Str.

Poster3 Untere Nadorster Str.