Neuordnung Quartier "Rosenviertel" in Memmingen

Die Verfasser:innen beschreiben ihr Konzept als stringente Entwicklung aus den vorhandenen Strukturen und Typologien der Altstadt. Dem kann das Preisgericht in den Grundzügen zustimmen. Die neuen Stadtbausteine fügen sich bruchlos und – in positivem Sinn – unspektakulär in den Stadtgrundriss ein. Die Flucht der ehemaligen Stadtmauer wird aufgenommen und durch den Typus des einfachen, langgestreckten Gebäudes mit Satteldach begleitet. So entsteht ein großzügiger, an der Westseite klar begrenzter Freiraum, in dem der bisher unterbrochene Grüngürtel wieder geschlossen und damit auch der Stadteingang an der Kalchstraße verdeutlicht werden kann, ohne ihn zusätzlich architektonisch akzentuieren zu müssen.

Die Teilung des Quartiers in zwei orthogonal geschnittene Blöcke wirkt auf den ersten Blick etwas schematisch, zumal der südliche sich mit seinem großen Innenhof deutlich von der Kleinteiligkeit des historischen Stadtgrundrisses löst. Jedoch entstehen aus dieser Grundentscheidung einige sehr schlüssige Konsequenzen:

Die neue Rosengasse ist gut positioniert und stellt damit eine Blick- und Wegeverbindung zum Eingang der Kunsthalle her. Im Osten mündet sie auf einen schön proportionierten Platz im Verlauf der Heidengasse. Aufweitung und Verengung dieser Gasse schaffen einen spannungsvollen Stadtraum. An der Maximilianstraße entsteht aus der Staffelung der vier Giebel – trotz der geometrischen Strenge - eine harmonische Überleitung in die Bahnhofstraße. Über die Nutzungsqualität der Freiräume ist leider wenig ausgesagt, der Umgang mit Grün und Ausstattung – auch unter stadtklimatischem Aspekt - bleibt rudimentär.

Die Gebäude schaffen in ihrer Abfolge, ihrer Einheitlichkeit in den Höhen, Dachformen und -neigungen und den zumindest angedeuteten Differenzierungen in Farben, Material und Spiel der Öffnungen ein ruhiges Erscheinungsbild, das dem Anspruch einer Fortschreibung des Altstadtcharakters gerecht wird. Allerdings sieht das Preisgericht auch die Gefahr einer Monotonie insbesondere der langen Fluchten an der neuen Rosengasse und der Bahnhofstraße. Hier sollte eine stärker differenzierte Gliederung geprüft werden. Auf Hinweis der Denkmalpflege sollten die Materialität und Gestaltung der Fassaden und Dachflächen in Anlehnung an die Gestaltungssatzung weiterentwickelt werden; auf Dacheinschnitte und Dachflächenfenster muss insbesondere bei voll einsehbaren Dachflächen (z.B. zur Bahnhofstraße hin) verzichtet werden.

Die Nutzungsverteilung sollte überarbeitet werden. Die Einzelhandelsfläche nördlich der Rosengasse wird infrage gestellt. Die Zugänge der Einzelhandelsflächen im südlichen Block sollten generell nur an der Bahnhof- und Maximilianstraße liegen. 

Die Tiefgarage bietet zu wenige Stellplätze. Sie wird über die Maximilianstraße erschlossen. Der Abstand zur Signalisierung ist sehr kurz, es muss in den Aufstellbereich ausgefahren werden. Der Zugang von der TG zum Fachmarkt fehlt; es sollte ein gemeinsamer Erschließungskern vorgesehen werden. Die Anlieferung erfolgt parallel zur TG-Rampe, das heißt, es muss rückwärts eingefahren werden. 

Die Wohngrundrisse funktionieren, jedoch bleibt die Erschließung im Bereich des nördlichen Wohnhofs stellenweise unklar und müsste präzisiert werden. Hinsichtlich der Dichte und der angebotenen Flächen liegt der Entwurf über dem Durchschnitt und erscheint damit wirtschaftlich. Über die Bauweise und weitere Aspekte der Nachhaltigkeit ist nichts ausgesagt.

Insgesamt handelt es sich um einen soliden und robusten Entwurf, der jedoch in der Darstellung – insbesondere auch der Freibereiche und ihrer Aufenthaltsqualität - schematisch bleibt und damit einige Chancen einer positiven Vermittlung momentan verschenkt. Diese Defizite sollten in der weiteren Bearbeitung behoben werden.